Tony Stark sonnt sich in seinem Ruhm. Der exzentrische Milliardär hat seit seinem Coming-Out als Teilzeitsuperheld Iron Man laut eigener Aussage "den Weltfrieden privatisiert". Durch sein Eingreifen in Krisenherden sei der Planet sicherer geworden, verkündet er in der am 6. Mai anlaufenden Comicverfilmung "Iron Man 2". Doch mit dem Waffenmagnaten Hammer und der russischen Killermaschine Ivan stehen schon zwei Neider in den Startlöchern, um Tony Stark und damit Robert Downey jr. die Show zu vermiesen.
Das erste "Iron Man"-Abenteuer war der Überraschungshit des Jahres 2008 und kam trotz Superhelden-Übersättigung super an. So cool, kapriziös und selbstironisch hatte sich bis dahin noch keiner der Comicheftchen-Helden die Zuschauergunst erkämpft. Iron Man alias Tony Stark ist einer der wenigen Selfmade-Zampanos der Marvel-Comics. Der eitle Erfinder hat sich eine Ganzkörperrüstung mit Spezialfunktionen geschmiedet, die ihn, waffentechnisch gesehen, quasi zur eierlegenden Wollmilchsau macht. Doch wie in Teil 1 ist es auch diesmal nur eine Frage der Zeit, bis er Konkurrenz von anderen genialen Bastlern bekommt.
Und auch die Regierung hat Tony Stark nach seiner Iron-Man-Enttarnung auf dem Kicker und will, dass er seine Technologie dem Militär überlässt. Außerdem hat der Weiberheld diesmal die Wahl zwischen seiner leidgeprüften Assistentin Pepper - Gwyneth Paltrow mit gouvernantenhafter Erotik - und seiner neuen sexy Angestellten Natalie alias "Schwarze Witwe". Sie stellt die Verbindung zum Superhelden-Geheimbund der "Avengers" her. Ansonsten erfüllt Scarlett Johansson lediglich die Aufgabe, im Lederdress ein paar Männer umzuhauen und dabei gut auszusehen.
Noch mehr Stars gefällig? Sam Rockwell mimt einen Industriemagnaten mit der Ausstrahlung eines schmierigen Versicherungsvertreters. Don Cheadle schlüpft als Iron Mans bester Freund ebenfalls in den Blechanzug. Mickey Rourke, seit "The Wrestler" schauspielerisch wieder ganz oben, gibt den russischen Psychopathen Whiplash, dessen Spezialität elektrische Peitschen sind. Mit Ganzkörpertätowierung, dreckigen Fingernägeln und Ork-Gebiss ist er auch ästhetisch eine Herausforderung. Samuel Jackson dagegen taucht kurz als eleganter Dunkelmann in Leder auf.
Die taschengeldabhängige Publikumsfraktion wird mit Roboterdronen à la Star Wars und Autorennen in Computerspielästhetik bedient. Es gibt zudem viel holographischen Techno-Mummenschanz, den Robert Downey mit der Anmut eines nervösen Zauberlehrlings bedient. Sonst bleibt für den launischen Blechkameraden in der überfüllten Handlung, in der zwischen Malibu, New York und Monaco hin- und her gezoomt wird, auch nicht viel zu tun. Trotz hoher Geschwindigkeit schleppt sich das zweistündige Geschehen, das der Devise "Mehr ist mehr" frönt, holprig von einem Special-Effects-Gerangel zum nächsten.
Regisseur Jon Favreau hat es geschafft, mit nur einer Fortsetzung den Charme dieses Daniel Düsentriebs, der ihn auch jenseits eines Fantasy-Publikums zum Helden machte, zu verbrauchen. Der witzige Gegensatz etwa zwischen abstraktem High-Tech und dem "Heavy Metal"-Trieb des Tüftlers, der gern wie ein Sonntags-Garagenschrauber die Hilti anwirft und - schepper, klirr - viel Bruch anrichtet, wird nur pflichtschuldig vorgeführt. Iron Man mit seinem labilen, Transmitter-gestützten Herz präsentiert sich hier wie ein Elektroauto, das einst zu schönsten Hoffnungen berechtigte und dessen Batterie leider schon bei der zweiten Spazierfahrt der Saft ausgeht.