Hatten etliche erfolgreiche einheimische Produktionen im Vorjahr noch für Furore gesorgt, ist zwölf Monate später wenig Positives zu berichten. Gerade sechs Mal standen 2007 deutsche Filme ganz oben in der wöchentlichen Kinohitparade der Publikumsmagneten. "Bully" Herbig schaffte das zwei Mal hintereinander mit seinem Zeichentrickfilm "Lissi und der wilde Kaiser", je einmal konnten "Die Wilden Kerle 4", "Neues vom Wixxer" und aktuell auch Leander Hausmanns Komödie "Warum Männer nicht zuhören - und Frauen schlecht einparken" diesen begehrten Spitzenplatz erobern. "Die Wilden Kerle 4" und "Lissi..." sind mit jeweils über zwei Millionen Besuchern auch die umsatzstärksten deutschen Filme am Heimatmarkt des Jahres.
Wenig Resonanz bei Filmen für Erwachsene
Auch ein weiterer Streifen um die jungmädchenhaften "Wilden Hühner" konnte die Millionen-Marke erreichen, denn das ganz junge Publikum ist auch im alternden Deutschland noch die kinofreudigste Bevölkerungsgruppe. Unter den Produktionen für ein etwas reiferes Publikum konnten nur zwei Komödien höhere Einnahmen vermelden: Aktuell ist das Leander Hausmanns Geschlechterkomödie "Warum Männer nicht zuhören - und Frauen schlecht einparken", die sehr gut in den Kinos gestartet ist, und Anfang des Jahres war das Dany Levys tragische Groteske "Mein Führer..." mit dem Komiker Helge Schneider als Adolf Hitler.
"Mein Führer..." war der letzte Spielfilm mit dem Schauspieler Ulrich Mühe, dessen grandiose Leistung in der Hauptrolle von "Das Leben der Anderen" international Begeisterung erweckt hatte. Der Krebstod Mühes überschattete nachträglich die Freude über den Oscar für Deutschland. Erschreckend schwach war 2007 die Resonanz des Publikums auf ambitionierte Filme für Erwachsene: Die Leinwandfassung von Martin Walsers populärer Novelle "Ein fliehendes Pferd" fand trotz hervorragender Besetzung nur 320.000 Besucher. Und "Das wilde Leben" der 68er-Ikone Uschi Obermaier konnte bei nicht mehr als 180.000 Kinogängern Interesse wecken.
Die Hoffnungen der Branche richten sich auf 2008
Ganz schlimm erging es den beiden von der Kritik hochgelobten deutschen Beiträgen der Berlinale 2007. Die Frauentragödie "Yella" mit der Bären-Gewinnerin Nina Hoss strandete mit noch nicht einmal 70.000 Besuchern im Kino, das KZ-Drama "Die Fälscher" war sogar noch weniger erfolgreich. Der große Lichtblick des Jahres war hingegen ein Film mit dem knappen Titel "Vier Minuten", der nicht nur den Deutschen Filmpreis gewann, sondern sich trotz seiner sperrigen Thematik um zwei ungleiche Frauen 20 Wochen in den Kinos hielt und knapp 400.000 Zuschauer anzog. Aber auch das war keine Zahl, die den diesjährigen gesunkenen Marktanteil deutscher Filme noch verbessern konnte.
Da auch Hollywood mehr Masse als Klasse bot, werden die Besucher- und Umsatzzahlen der Kinos zwischen Flensburg und Konstanz deutlich im einstelligen Bereich unter denen des Vorjahres liegen. Die Hoffnungen der Branche richten sich also auf 2008 - und auf hoffentlich wieder attraktivere Filme aus einheimischer Produktion.
Wolfgang Hübner/AP