"Ein Fall für TKKG" Biedere Intelligenzbestien

Endlich ist es soweit: Mit "TKKG - Das Geheimnis um die rätselhafte Mind-Machine" wird nach 1992 ein zweiter Versuch gestartet, den Jugendkrimi zu verfilmen. Doch die Detektivclique entdeckt nur Langeweile.

Die Welt der Erwachsenen steckt voller spannender Geheimnisse, und so wundert es nicht, dass es so viele Detektivgeschichten für Kinder gibt. Die erfolgreichste deutsche Detektivserie ist TKKG, die 1979 zum ersten Mal als Buch erschien. Im am 28. September anlaufenden Kinder- und Jugendkrimi "TKKG und die rätselhafte Mind-Machine" wird nach "Ein Fall für TKKG: Ein Drachenauge" aus dem Jahre 1992 zum zweiten Mal den Versuch unternommen, die Abenteuer der Clique zu verfilmen.

TKKG steht für die vier Freunde Tim, Karl, Klößchen und Gabi. In ihrem Städtchen verschwinden nacheinander drei Kinder. Und Kevin, das schuleigene Genie und der Liebling von Biologielehrer Manek, benimmt sich seltsam: Als er seine selbst gebastelte "mind-machine" vorstellen soll, verlässt er nach ein paar wirren Worten fluchtartig den Saal. Wie Kevin verschwindet kurz darauf auch seine Freundin Nadine. Während die Eltern der Clique ihren Sprösslingen besorgt den geplanten Zeltausflug verbieten, machen die vier natürlich genau das Gegenteil. Gedeckt von Klößchens Chauffeur Georg spionieren sie in Kevins Haus herum. Sie entdecken einen neuen Prototyp der "mind-machine", die aus Klößchen, der sich tollpatschig in die Apparatur setzt, kurzzeitig eine Intelligenzbestie macht. Derweil brütet Kevin in einem geheimen Labor im Keller darüber nach, ob er seine Experimente mit den gekidnappten Kindern fortsetzen soll. Doch sein fieser Chef und dessen Assistentin lassen ihm keine Wahl. TKKG, in die Zange genommen von bösen Motorradfahrern und der Polizei, macht sich fieberhaft an die Aufklärung der Vorgänge und verdächtigt gar den vergötterten Lehrer Manek.

"Ach Harry!" möchte man seufzen angesichts des dilettantischen Hin und Her. Es ist zwar ungerecht, den britischen Zauberer-Krimi "Harry Potter" mit TKKG und seiner braven Fernseh-Ästhetik zu vergleichen. Abgesehen von der Fantasy-Kulisse haben aber beide Krimis die gleiche Zielgruppe und drehen sich um eine schulische Clique, die sich in hochbrenzlige Abenteuer stürzt, in die Lehrer involviert sind. Doch auch im Vergleich zu den alten Enid-Blyton-Filmen und neuen deutschen wilden Hühnern und Kerlen sieht TKKG armselig aus: Mit holprigen Dialogen, schlecht geführten Kinderdarstellern und einer Geschichte, die nur so strotzt vor Unlogik.

Holpriger Stil-Mischmasch

Wo die Kinder noch Spuren von Charme aufweisen, sind die erwachsenen Darsteller fast noch schlimmer. Der unvermeidliche Jürgen Vogel spielt einen theatralisch besorgten Vater, und Kinderfilm-Dauergast Ulrich Noethen ist als Pädagoge eine so pathetisch beleidigte Leberwurst, dass der Gang zum Schulpsychologen angeraten erscheint. Von der Musik, die von anbiederndem Rap übergangslos zu Schmalz wechselt, über verunglückte Slapstick und Actionmomente bis hin zu Zeichentricksequenzen - der zweistündige Stil-Mischmasch bleibt bis zum Schluss befremdlich.

Zwar waren die TKKG-Serien noch nie besonders spritzig. Angesichts der qualitätvollen Adaptionen deutscher Kinderbücher, die in den vergangenen Jahren ins Kino kamen, verwundert dennoch die Saumseligkeit, mit der dieser zugegebenermaßen biedere Stoff verhunzt wurde. Dabei führte Tomy Wigand Regie, der zuvor erfolgreich Kästners "Das fliegende Klassenzimmer" verfilmte. Doch mit 30 Millionen verkaufter Hörspiel-Kassetten und 14 Millionen Büchern in der Hinterhand hatte man wohl das Gefühl, nichts falsch machen zu können. Ob die Bestseller-Rechnung auch mit dieser schlampigen Verfilmung aufgehen wird, ist aber fraglich.

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Birgit Roschy/AP

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