Es ist eine der bekanntesten Szenen in der Filmgeschichte: In "Der letzte Tango in Paris" vergewaltigt Hauptdarsteller Marlon Brando seine junge Kollegin Maria Schneider, benutzt Butter als Gleitmittel. Die Französin versucht sich zu wehren, weint dabei. Der sexuell sehr explizite Film sorgte 1972 für einen Skandal - und 44 Jahre später plötzlich wieder. Denn Schneiders Tränen waren echt.
Zum "Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" veröffentlichte eine spanische Hilfsorganisation auf YouTube erneut ein altes Interview mit dem Regisseur Bernardo Bertolucci. Darin gibt der zu, dass Brando und er die damals 19-jährige Schneider mit der brutalen Szene überrascht haben. "Die Idee zur Szene hatten Brando und ich am Morgen, bevor wir sie drehten. Ich habe es Maria nicht gesagt, denn ich wollte ihre Reaktion als Mädchen, nicht als Schauspielerin. Ich wollte, dass sie sich gedemütigt fühlt" sagte Bertolucci 2013. Er fühle sich deshalb schuldig, aber er bereue es nicht. Der Clip wurde mittlerweile über eine Million Mal aufgerufen.
Maria Schneider sprach auch von Vergewaltigung - aber es interessierte niemanden
Aber auch Maria Schneider hatte zu Lebzeiten - sie starb 2011 in Paris - über den Vorfall gesprochen. "Ich habe mich vergewaltigt gefühlt", sagte sie zum Beispiel 2007 im Gespräch mit der "Daily Mail" über die Dreharbeiten. Sie habe damals nicht gewusst, dass sie ihren Agenten oder einen Anwalt hätte rufen sollen. Bertolucci habe sie und Brando manipuliert.
Die schockierenden Aussagen wurden offenbar erst jetzt in Hollywood gehört, unter anderem twitterten Stars wie Jessica Chastain und Chris Evans über den Skandal.
"An alle, die diesen Film lieben: Ihr seht, wie eine 19-Jährige von einem 48-Jährigen vergewaltigt wird. Der Regisseur hat den Angriff geplant. Mir ist schlecht", schrieb Chastain. Auch eine Petition, die fordert, Bertolucci nachträglich seine Oscars abzuerkennen, ist im Umlauf. Für Maria Schneider, die ihr Leben lang kein Wort mehr mit dem Regisseur wechseln wollte, kommt das zu spät.