Zwei Tage nachdem US-Präsident Donald Trump und sein Vizepräsident J.D. Vance den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus verbal bloßgestellt und angegriffen haben, wurden in Los Angeles die Oscars verliehen. Mit politischen Statements hielten sich die Stars auf dem roten Teppich und der Oscar-Bühne eher zurück – zumindest was den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine angeht. Bis auf Daryl Hannah, die sich sehr deutlich positionierte.
Oscars: Daryl Hannah solidarisch mit der Ukraine
Die "Kill Bill"-Schauspielerin schritt auf die Bühne, um die Goldstatue für den besten Schnitt zu verkünden. Entschlossenen Schrittes ging Hannah zum Mikrofon, wartete kurz den Applaus ab und sagte dann: "Slava Ukraini". Der Slogan ist in der Ukraine zur Begrüßungsform geworden und heißt so viel wie "Ruhm der Ukraine". Es dauerte ein paar wenige Sekunden, bis die Menschen im Saal verstanden, was Hannah gerade gesagt hatte, dann brach ein lauter Applaus aus. "Die wirklichen Superhelden – im Film – sind die Cutter", fuhr sie dann fort und ließ keinen Zweifel daran, wen sie aktuell für einen Superhelden hält.
Oscar für Demi Moore? Die Comeback-Formel von Hollywoods Ü-50-Stars
Ihr Aufstieg: Dass ein schielendes Mädchen zum Leinwandstar aufstieg, war bereits ein Wunder: Mit Kassenhits wie "St. Elmo's Fire – Die Leidenschaft steckt tief" und "Ghost – Nachricht von Sam" führte sie Mitte der 80er-Jahre die Liga der Hollywood-Jungstars an. Sie spielte neben Robert Redford und Tom Cruise, und als erste Frau kassierte sie für einen Film mehr als zehn Millionen Dollar. Als sie dann noch Megastar Bruce Willis heiratete, sah alles nach einem Happy End ohne Ende aus.
Ihr Absturz: Ende der 80er gelang ihr plötzlich gar nichts mehr. Für ihre Rolle in "Striptease" wurde sie verhöhnt, der Film "Die Akte Jane" brachte ihr eine Goldene Himbeere ein. Sie trennte sich von Willis und trug fortan das Label "Auslaufmodell". Ihre Tablettensucht machte ein Comeback auch nicht leichter.
Ihre Wiedergeburt: In "The Substance" spielt die 62-Jährige ausgerechnet eine alternde Schauspielerin mit glorioser Vergangenheit – also eigentlich sich selbst. Die Folge: Kritiker und Publikum waren derart berührt, dass sie ihre alte Liebe zu Demi Moore wiederentdeckten. Dass sie auf der Leinwand eine Glanzleistung hinlegte, hat natürlich auch nicht geschadet
Auf Hannahs Instagram-Account häufen sich seit ihrer kurzen Rede die Kommentare. "Ich schaue mir die Oscar-Verleihung von der Ukraine aus an und möchte mich ganz herzlich für Ihre Unterstützung bedanken. Es bedeutet wirklich die Welt für uns", so eine Zuschauerin. "Ich sehe mir die Oscar-Verleihung gerade von Kiew aus an und bin so dankbar, Daryl", so eine andere Nutzerin, die ihren Kommentar mit der Antwort auf "Slava Ukraini" beendet: "Heroyam Slava", was so viel heißt wie "Den Helden Ruhm".
Nicht nur viele Ukrainer und Europäer zeigten sich nach dem Eklat im Weißen Haus entsetzt. Auch in den USA häufen sich die Proteste. J.D. Vance wurde in seinem Skiurlaubsort in Vermont von lautstarken Demonstranten begrüßt. "Geh nach Russland", riefen sie ihm zu. Und auch auf dem New Yorker Times Square versammelten sich am Wochenende zahlreiche Menschen zum Protest.