Universität der Künste Professor Loriot: Antrittsvorlesung mit 80 Jahren

Wenn Loriot im Alter von 80 Jahren eine Antrittsvorlesung in Berlin hält, beginnt sie mit dem gepflegten Understatement eines Grandseigneurs des deutschen Humors.

Wenn Loriot im Alter von 80 Jahren eine Antrittsvorlesung in Berlin hält, beginnt sie mit dem gepflegten Understatement eines Grandseigneurs des deutschen Humors. "Gegenüber fremden Hunden und alten Leuten ist Misstrauen angebracht", warnt Professor Loriot seine Zuhörer augenzwinkernd beim ersten Hochschul-Vortrag über die Irrungen und Wirrungen seines Lebens. Dann überzeugt er sein Publikum umso lieber in seiner geschliffen-geistreichen Sprache vom Gegenteil. Zumindest was ihn betrifft, nicht die Hunde.

Kein Stuhl blieb leer

Für Professoren und Studenten der Universität der Künste ist dieser Freitagabend eine lang ersehnte Sternstunde. Loriot als Honorarprofessor auf der Probebühne des Theatersaals, da bleibt kein Stuhl leer, für Gäste gibt es nur wenige Karten. Vor rund einem Jahr hatte die Hochschule Vicco von Bülow alias Loriot das Professoren-Amt angetragen, eine ehrenvolle Geste für seine Lebensleistung als Multi- Talent - Zeichner, Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur. Loriot nimmt seine Aufgabe ernst, mit der Güte, der Geduld und dem Hang zum Perfektionismus, den so viele Weggefährten an ihm schätzen.

"In Gesellschaft bin ich nie besonders komisch"

Da sitzt Vicco von Bülow nun im grauen Anzug an einem Bühnentisch, die Lesebrille weit vorgeschoben, die Schultern vom Alter leicht gebeugt. "In Gesellschaft bin ich nie besonders komisch", sagt er fast entschuldigend. Das glaubt ihm hier niemand. Für sein Publikum bleibt er der Erfinder der Steinlaus, der Chronist des deutschen Spießertums und der Autor legendärer Männer-Frauen-Dialoge.

"Ich bin ein romantisches Fossil"

Für viele im Saal ist Loriot auch ein Unikat, ein Mann mit Stil und Würde. Einem, dem nichts übel zu nehmen ist, weil sein Humor entlarvend ist, aber nicht verletzend. "Ich bin ein romantisches Fossil", sagt Loriot an diesem Abend. Ein Mensch, der mit den Mitteln seines warmen Humors der Welt den Spiegel vorhalten kann, wenn sie ihm kalt erscheint, verrückt, überdreht oder verlogen.

Eine gute Vorlesung bietet mehr als die erfrischende Zusammenfassung einer Biografie - und sei es die eigene. Professor Loriot wirkt da nicht weniger ehrgeizig als der Humorist Vicco von Bülow. Er macht sich auch an die Analyse seines Werks. "Ich habe Alltagssituationen ohne Schuldzuweisung ins Ausweglose erweitert", erläutert er, während das Publikum über Filmausschnitte Tränen lacht.

Sogar sein Erfolgsgeheimnis lüftet Loriot vor seinen Studierenden: "Ich höre auf, wenn ich glaube, dass ich etwas kann." Nun, mit 80, ist er eben Professor geworden. Die Kollegen und Studenten nennen ihn bewundernd ein "Gesamtkunstwerk" und hoffen auf weitere Lektionen.

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Ulrike von Leszczynski/DPA

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