Darum geht es
„Riechst Du das Popcorn? Komm doch herunter zu uns. Wir fliegen, wir fliegen alle hier und bald auch Du!“
Stephen Kings Roman"Es"ist wohl eines seiner besten Werke überhaupt, vielleicht weil es in weiten Teilen gar kein Grusel ist. Auf rund 1000 Seiten entwickelt King einen Jugendroman, ein Lehrstück über den Abschied von der Kindheit und ein feingezeichnetes Sittengemälde der USA der fünfziger Jahre. Selbst der Horror kommt nicht einfach in Form eines durchgeknallten Clowns, sondern als komplexes Wesen eines uralten Bösen.
In der Kleinstadt Derry im Nordosten der USA haben die elfjährigen Freunde Bill Denbrough, Mike Hanlon, Ben Hanscom, Beverly Marsh, Stan Uris, Richie Tozier und Eddie Kaspbrak haben zum "Club der Verlierer" zusammengetan. Gemeinsam wollen sie sich gegen den älteren Henry Bowers verteidigen, der die Teenager terrorisiert, weil jeder von ihnen ein Makel hat: Bill stottert, Mike ist schwarz, Ben ist übergewichtig, Beverly ist arm, Stan ist Jude, Richie ist vorlaut und Brillenträger und Eddie klein und kränklich.
Doch schon bald wird klar, dass ihr eigentlicher Gegner weit schlimmer als Bowers ist. Immer wieder kommt es in Derry zu brutalen Morden an Kindern. Die Zahl der toten und vermissten Kinder liegt weit über dem Landesdurchschnitt, doch niemanden scheint es zu interessieren. Als Bills jüngerer Bruder Georgie eines Tages Opfer eines brutalen Mordes wird, beschließen die Jugendlichen, den Täter zu finden. Sie ahnen nicht, das sie das Grauen bis weit in ihr Erwachsenenalter verfolgen wird.
Wer spricht?
Man"Es"selbst lesen, man kann"Es"gerade neuverfilmt im Kino sehen oder man kann"Es"hören. Wir wären für hören. Der Grund ist der überragende Sprecher David Nathan. Virtuos modelliert er mit seiner sonoren Stimme die vielen Charaktere. Nichts wirkt gekünstelt oder aufgesetzt. Nathan legt einen enormen Stimmumfang und große Emotionalität an den Tag. Er liest nicht einfach, er interpretiert, er gestaltet die Geschichte –52 Stunden lang. So ist diese Fassung von "ES" eigentlich kein Hörbuch, sondern ein Hörspiel. Schon jetzt kann man David Nathan auf eine Stufe mit unvergesslichen Sprechern wie Hans Pietsch stellen, der als"Märchenonkel"ganze Generationen prägte.
Warum lohnt sich das Hörbuch?
„Es"gehört mittlerweile zur Popkultur, da sollte man einfach mal reingehört haben, um mitreden zu können.
Was nervt?
Der manchmal sehr ausladene Stil von King. Der Meister des Horrors bringt es durchaus fertig, den simplen Gang zum Kühlschrank und die dortige Entnahme eines Getränkes auf eine Buchseite auszudehnen. Im Buch kann man diese Detailversessenheit schnell überschlagen, in der Hörfassung wird es aufwändiger.
Beste Stelle?
Aus 52 Stunden? Ernsthaft? Unmöglich zu sagen.
Für wen lohnt das Hörbuch?
Auf jeden Fall für alle, die den gerade aktuellen Kinofilm"Es"gesehen haben, mehr erfahren wollen und zu faul zum Lesen sind.