Ein Baby ist auf die Welt gekommen. Da liegt es auf einer Decke, gesund und proper, drum herum hat sich die Familie versammelt. Aber statt das Kind zu bewundern, den Augenkontakt zu suchen und es anzulächeln, blicken die Umstehenden alle in ihre Smartphones, Kameras und Laptops. So sieht Anbetung im 21. Jahrhundert aus. „Strangers in the Light“ hat die französische Fotografin Catherine Balet ihre Aufnahme genannt, zu der sie sich von altmeisterlichen Gemälden anregen ließ. Wie einst die Künstler des Barock liebt sie geheimnisvolle Hell-Dunkel-Kontraste. Früher brauchte man dafür Kerzen, heute genügt das Licht eines Bildschirms.
Das Werk bringt die Situation der Fotografie im 21. Jahrhundert auf den Punkt: Jeder knipst, jeden Tag, zu jeder Gelegenheit. Selfies und Katzenfotos, Urlaubs-Schnappschüsse, arg- und gewissenlose Aufnahmen von Unfällen und Katastrophen. Milliarden von Bildern entstehen auf diese Weise, eine unübersichtliche Flut, zum großen Teil so banal wie überflüssig.
Handy-Fotos: Besser, schlechter oder schlicht anders?
Die „Triennale der Photographie“ hat diesen gewaltigen Bilderberg zu ihrem Thema gemacht. „Zukunft“ heißt das Leitmotiv der Hamburger Schau diesmal. Gemeint ist die Zukunft der Fotografie als eigenständiges Kunstwerk, nicht als Massenware.
In mehr als 50 Ausstellungen, in Diskussionen, Künstlergesprächen, auf Tagungen und Konferenzen sollen zwischen dem 18. und 28. Juni Antworten gefunden werden auf Fragen wie: Blicken wir auf den Screen des Smartphones anders als durch den Sucher einer Kamera? Entstehen dabei bessere, schlechtere oder einfach nur andere Bilder? Wie verändert sich der Beruf des Fotografen? Hat er noch Bestand, wenn doch scheinbar jeder fotografieren kann? Wie verändert die digitale Bilderflut unsere Gesellschaft? Und wie jeden Einzelnen?
Catherine Balets „Strangers in the Light“ hängt übrigens in der Ausstellung „Snapshot“, obwohl das Bild alles andere als ein Schnappschuss ist, sondern sorgfältig inszeniert. Brauchen wir solche Fotos auch in der Zukunft? Na klar!
Alle Ausstellungen und Veranstaltungen finden Sie unter www.phototriennale.de