"We Will Rock You" Queen-Songs auch im Musical unverrockbar

Mit Begeisterung ist die Deutschland-Premiere des Queen-Musicals "We will rock you" im Kölner Musical Dome aufgenommen worden. Die Zuschauer sangen die großen Queen-Hits lauthals mit.

Nun mischen also auch Queen in der deutschen Musical-Szene mit. Das von den Gründungsmitgliedern Brian May und Roger Taylor musikalisch geleitete "Rock Theatrical" aus Ben Eltons spitzer Feder, "We Will Rock You", feierte am Donnerstag im Kölner Musical Dome rauschende Presse-Premiere. Am Sonntag kommen die VIPs, und dann soll das Stück tagein, tagaus musikbegeisterte Fans aus der ganzen Republik in den Schatten der großen Kathedrale am Rhein locken.

Sie erwartet eine Geschichte um 21 Queen-Hits, die von einer Band live gespielt werden. Die Lieder werden gesungen von auch schauspielerisch überzeugenden Darstellern wie dem träumerischen Helden Galileo Figaro, seiner Geliebter Scaramouche, die virtuell totalitär herrschende Killer Queen und ihren genialen Schergen Khashoggi. Der finale Dreierpack von "We Will Rock You", "We Are The Champions" und "Bohemian Rhapsody" bringt das Publikum auf die Beine, am Ende ist nach all dem Spaß um eine bis zum vorsätzlichen Schwachsinn absurde Handlung nicht mehr zu unterscheiden, ob man im Musical oder Rock-Konzert ist. Genau darauf hat es der erfolgreiche Comedy-Autor Elton angelegt. Es funktioniert nach der spanischen und russischen auch in der deutschen Fassung.

Science-Fiction-Märchen mit Rock-Musik

Selbst schuld, wer da unnötig die Sinnfrage stellt. Rock-Musik kommt aus dem Bauch, und Elton gibt sich alle Mühe, das nicht nur zu beweisen, sondern auch zur Triebfeder von Individualität und Kreativität, von Freiheit und Selbstbestimmung zu stilisieren. "We Will Rock You" ist ein Science-Fiction-Märchen in der Tradition von George Orwell. Elton bedient sich genau dessen Trick, dem Publikum die sowieso schon schlimme Realität in satirisch boshaftester Überzeichnung aus einer fernen Zukunft widerzuspiegeln: Wo bei Orwell aus 1948 das Endzeitszenario 1984 wurde, wird bei Elton aus der Gegenwart 2304.

Zunächst sieht die Zukunft für uns Deutsche zunächst einmal ganz gut aus. Bevor aus der Erde der Planet e.bay wird und ein globales Unternehmen mit dem nahe liegenden Namen Globalsoft die Kontrolle übernimmt, wird Deutschland drei Mal in Folge Fußball-Weltmeister: Nicht nur 2006, sondern auch noch gleich 2010 und 2014. Die Briten sind darüber so geschockt, dass sie ihre Sprache vergessen: Auf e.bay ist Englisch eine tote Sprache, die niemand mehr versteht - von der es aber rätselhafte Phrasen - Liedtitel und Textfragmente - gibt, die von Ahnungslosen als Schlüssel zu tieferen Wahrheiten und Glücksverheißungen aufgefasst werden.

Ironische Anspielungen auf den deutschen Musikbetrieb

Nun setzt die Globalsoft-Chefin Killer Queen alles daran, dass ihrer das Bewusstsein der GaGa-Untertanen kontrollierenden programmierten Musik keine Konkurrenz aus handgemachter Musik entsteht. Natürlich vergeblich. Aber bis dahin darf man viel über die Missverständnisse der rebellischen Bohemians lachen, die sich BAP Niedecken, Dieter Bohlen, Madonna, Daniel Küblböck, Ozzy, Jeannette Biedermann und so weiter nennen. Da gibt's ein Feuerwerk der Gags: "Lass mich mal das Modern Talking machen", sagt der Queen-Bohlen. Und nachdem der Anführer der Bohemians, Jeannette Biedermann, im Kampf gegen die GaGa-Polizei getötet wird, sagt Galileo zu Scaramouche: "Ich bin der Mann, auf den die Welt gewartet hat. Hat Jeannette Biedermann gesagt." Scaramouche ist das rationalste Wesen im Stück und sagt trocken: "Hört sich wie kompletter Schwachsinn an."

Elton hat das Stück, das May und Taylor gefiel, weil es keine Queen-Biografie ist, als "ziemlich blöde Geschichte" bezeichnet. Und die funktioniert so prächtig, weil die pompösen und glamourösen Queen um den 1991 an Aids gestorbenen Sänger Freddie Mercury in ihren besten Momenten es schafften, selbst im Kitsch noch großartig zu sein. "Ich wollte den Geist von dieser Band hervorbringen. Den Spirit des Rock'n'Roll", erklärte Elton. Das ist unverrockbar gut gelungen.

Vielleicht gibt es eine Fortsetzung, sagt Elton. "Das ist wie bei den Eagles in 'Hotel California': 'You can check in any time you want, but you can never leave.' Es bleiben so viele Hits übrig. Also, ich kann es mit diesen Bastarden noch ein paar Jahre aushalten." May, der am Freitagmorgen um 00.30 Uhr vor dem Musical Dome in der Kälte den Fans geduldig Autogramm um Autogramm gab, sagt: "Es mag etwas protzig klingen, aber es hat etwas Magisches. Es hat den Queen-Spirit. Wir müssen uns nicht dafür entschuldigen. Dieses Musical wird es länger geben als uns."

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Uwe Käding/AP

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