Die Kleinstadt Neunkirchen liegt im einstigen »Saar Revier« - da wo das Aussterben der Stahlindustrie ein gähnendes schwarzes Loch hinterließ. Aber auch aus dem Nichts kann wieder etwas entstehen - zum Beispiel Musik. So wie bei »Rescue The Anne«, die der heimischen Langeweile 1988 den Kampf ansagten und sie seitdem mit »gitarrenlastigem Alternative Pop« bekämpfen.
Große Idole
Einfluss-Geber wie die Smiths, Dinosaur Junior, REM oder Velvet Underground standen für das neue Album Pate - behauptet die Band. Die Spur der großen Idole verliert sich in den 14 Songs allerdings recht schnell, vieles wurde hier zu harmlos und einfach gestrickt. Machen Songs wie das derbe rockende »C'mon Tiger« und auch das optimistische »Believe« noch Lust auf mehr, verflüchtigt sich dieser Eindruck leider recht schnell wieder.
Stimmliche Schwächen
Das mag gar nicht unbedingt an Sound und Melodien liegen - vielmehr hinkt Sänger Frank Altpeter stimmlich etwas hinter dem durchaus runden Klangbild hinterher. Jammerschade, dass man sich an seiner Stimme so schnell leid hört - und dass seiner englischen Aussprache die deutsche Herkunft deutlich anzumerken ist.
Fragwürdiges Ende
Die Überlegung, wer die Band auf die Idee brachte, zum Schluss des Albums noch einen deutschen Song namens »Sommerspiele« aufzunehmen, hinterlässt ein dickes Fragezeichen. Mit ländlichen Texten wie »Grüne Wiesen / Barfuß durch die Felder hüpfen / ...ach ihr schönen Sommerspiele« verscherzen sich Rescue The Anne einige Sympathien. Wenn Potenzial vorhanden ist, sollte man nicht so leichtfertig damit umgehen!
Antje Scholz