Schon lange geistern Wilcos neue Songs durch das Internet. Seit fast einem Jahr ist das Album "Yankee Hotel Foxtrot" fertig - jetzt endlich erscheint es auch. Gemeinsam mit mit dem Klangforscher Jim O'Rourke, der für den Mix verantwortlich war, haben Jeff Tweedy und seine Bandkollegen ein Album produziert: elf Songs zwischen düsterer Pop-Poesie und herzerfrischender Freundlichkeit, originell und eben typisch Jeff Tweedy. Unter Country lässt sich "Yankee Hotel Foxtrot" ganz sicher nicht mehr einordnen. Hier geht es um verästelten Indie-Pop.
Den Auftakt zu "Yankee Hotel Foxtrot" macht "I am trying to break your Heart": eher als Soundexperimet denn als Lieberserklärung, wie es der Titel vermuten ließe, endet der Song in einem unerwarteten Geräuschteppich à la Sonic Youth. Eingängiger zeigen sich Wilco mit Hitanwärtern wie "Kamera". Solides Songwriting und ein Händchen für Ohrwurm-Melodien treffen auf bestechende Alltagspoesie.
Zum absoluten Lieblingsstück taugt "Heavy Metal Drummer". Statt mit bedrückenden Prophezeihungen ("Ashes of American Flags") oder melancholischer Stimmungsmache ("Poor Places") besticht der Song mit humorvollen Lyrics und jeder Menge Potential zum Mitsingen. Wilco bleiben ihrer Eigenart, Genregrenzen konsequent zu ignorieren, auf "Yankee Hotel Foxtrott" treu.
Tweedy, Stirrat, Bach und Kotche haben sich eisern gesträubt, ihr Album an einem verkaufsfördernden Smashhit aufzuhängen und sich so jede Menge Ärger mit ihrer Plattenfirma eingehandelt. Es hat sich gelohnt, denn eigentlich kann man sich gar nicht entscheiden, welcher der Songs auf "Yankee Hotel Foxtrot" nun der Hitanwärter ist: Eine überzeugende Sammlung großartiger musikalischer Ideen. Pop ohne Plattheiten.