Snoop Dogg, wie kam der Albumtitel zustande?
Der Albumtitel wurde mir zugeflüstert vom großartigen Lalo Schifrin (Film-Komponist, u.a. "Mission Impossible", die Red.) . Ich habe ihn im Rahmen einer Preisverleihung kennengelernt und mich sofort in ihn verliebt. Also - in ihn als Künstler, als Legende. Wir haben dann im Studio zusammengearbeitet und ich sage Dir, Mann, er ist der Größte aller Zeiten. Darauf bin ich wirklich stolz. Er ist so cool, so bodenständig. Und er kennt meine Musik. Er sagte zu mir 'Snoop, warum nennst du dein Album nicht "Malice in Wonderland"?' Ich habe ihn nicht einmal nach dem Grund gefragt, ich habe es ganz einfach gemacht.
Die Platte fängt so gar nicht gangsta-mäßig an, stattdessen hört man eine Kinderstimme.
Das ist meine Tochter. Ich wollte sie diesmal dabei haben. Sie ist meine schärfste Kritikerin und sagt mir immer, ob meine Platten gut oder schlecht sind. Sie liebt den Song "I Wanna Rock" vom neuen Album. Da dachte ich mir, sie könne ihn ja einfach ansagen. Gesagt, getan.
Verändert es das Gefühl für die Platte, wenn eines der eigenen Kinder ein Teil davon ist?
Nein, nicht im geringsten. Sie sind ein Teil von mir, das ist absolut natürlich und normal.
Neben Ihrer Tochter gibt es mit R. Kelly, The-Dream, Lil Jon und vielen mehr zahlreiche Kollaborationen auf dem Album. Geht es nicht alleine?
Das war von Beginn an das Konzept. Ich wollte verschiedene Stimmen, verschiedene Persönlichkeiten, um meine Songs zum Leben zu erwecken.
Am Anfang gibt es noch Kinderstimmen, spätestens mit der Zuhälterhymne "Pimpin Ain’t EZ" gibt es dann Snoop-Style der gewohnten Art.
Ganz genau. Ich wollte erzählen, wie schwer es tatsächlich ist, das ganze Business. Wir lassen es leicht aussehen, in Wirklichkeit ist es der härteste Job der Welt. Dabei geht es gar nicht nur um den Pimp, es geht um den ganzen Job. Wenn du ein cooler Player bist, dann machst du deine Arbeit, so hart sie auch sein mag, und lässt es leicht und lässig aussehen.
Warum ausgerechnet R. Kelly für diesen Song als Duettpartner?
Weil er einfach der größte Pimp überhaupt ist, knowhaddimsayin'? Musikalisch, künstlerisch. Er ist eine Ikone. Er hat "I Believe I Can Fly" geschrieben, mit Michael Jackson und Celine Dion gearbeitet. Er ist ein real Pimp, größer geht es nicht.
Stichwort Michael Jackson - 2009 ist ein historisches Jahr für die Black Community. Mit Barack Obama absolviert der erste schwarze US-Präsident die ersten zwölf Monate seiner Amtszeit, im selben Jahr stirbt mit Michael Jackson eine der prägenden Figuren schwarzer Popmusik.
Du musst den Tod genau so akzeptieren wie die Geburt. Das gilt nicht nur für die Black Community, sondern für alle Menschen. Etwas stirbt, irgendwo anders beginnt etwas Neues, das ist der Gang der Dinge. Was Obama angeht, ist das endlich eine Möglichkeit für uns, Dinge zu verändern. Die Schwarzen hatten bislang überhaupt keinen Stellenwert, jetzt haben wir die Top-Position besetzt, da sollten wir etwas draus machen.
Wie groß ist Jacksons Einfluss auf ihre Musik?
Auf jeden Fall visuell. Seine Videos, sein Stil. Er hat mich dazu gebracht, der Beste werden zu wollen. Aus einer kleinen Stadt ganz nach oben, das wollte ich auch schaffen.
Und das nicht nur als Rapper, mittlerweile bekleiden Sie auch bei ihrer Plattenfirma Priority Records ein hohes Amt.
Ja, das stimmt. Ich bin mittlerweile Chairman dort. Priority Records war schon immer mein absolutes Traum-Label, das Symbol des Gangsta-Rap von der Westcoast schlechthin. Ich wollte es wieder zum Leben erwecken.
Wie fühlt es sich an, als Businessman und Künstler gleichzeitig auf beiden Seiten des Schreibtisches zu arbeiten?
Es ist tatsächlich nicht so ganz neu, wir haben es jetzt aber offiziell gemacht. Mit einem Titel und genauem Aufgabenbereich. Letztlich ist es nur ein Job.
Der Tag scheint für sie mehr als 24 Stunden zu haben, sie sind mittlerweile auch Football-Business. Was hat es damit auf sich?
Das ist meine Snoop Youth Football League. Ich habe sie vor fünf Jahren ins Leben gerufen und arbeite selbst als Coach für die Kids. Ich möchte ihnen die Gelegenheit geben, etwas Positives aus ihrem Leben zu machen. Ich will ihnen Hoffnung geben und damit auch ihre Väter und Mütter zurück in die Gemeinschaft holen.
Was für ein Typ Coach sind Sie? Der ruhige Analytiker oder der Choleriker an der Bande?
Ich bin alles zusammen. Wenn wir gewinnen, bin ich der glücklichste Mensch der Welt, wenn wir verlieren, dann bin ich unglaublich sauer. Ich investiere einfach viel und ich möchte die Kids inspirieren, etwas Großes in ihrem Leben zu erreichen.
Sehen Sie Parallelen zwischen einer Hip-Hop-Show und einem guten Football-Match?
Nein, nicht wirklich. Ein gutes Spiel ist für den Moment. Wenn Fans aber meine Show sehen und es ihnen gefällt – das ist für die Ewigkeit.
Fällt es schwer, das alles unter einen Hut zu bekommen?
Nein, ich war schon immer gut im Multi-Tasking. Ich habe immer mehr gemacht als die anderen, schon ganz früher. Egal, ob es ums Rasenmähen ging, ums Singen im Chor oder ums Drogen verkaufen. Ich konnte schon immer vier, fünf Dinge gleichzeitig tun.
Sie bräuchten noch ein Album, um ihre Karriere als Rapper zu konsolidieren – das sagten Sie in einem Interview vor wenigen Jahren. Hatten Sie das Gefühl, es fehlt etwas?
Ich bekam mehr und mehr den Eindruck, die Leute mit meinen verschiedenen Projekten überrollt zu haben. Schauspielerei, Labelbusiness, Football. Ich wollte wieder zurück zu meinen Wurzeln als Rapper und mich den Leuten wieder so präsentieren, wie sie mich am längsten kennen. Ich wollte zeigen, dass ich nach dieser langen Zeit immer noch relevant bin und es drauf habe. Das ist mein Erbe. Anderthalb Dekaden, zehn erstklassige Alben. Immer noch top of the game. Andere Rapper schmieren ab nach ein, zwei erfolgreichen Alben. Das war bei mir nie der Fall. Das wollte ich noch einmal beweisen.
Ist das gelungen?
Auf jeden Fall. Ich bin immer noch top. Das habe ich aber auch meinem ganzen Team zu verdanken. Wir alle, die ganze Crew, denken nur im Win-Win-Schema. Gewinnen ist die Devise. Niederlagen werden nicht akzeptiert.
Snoop Dogg vor dem Capitol-Gebäude
EMI