Soul-Pop Hall & Oates kehren zum Erfolg zurück

In den USA ist es bereits ein Erfolg, am 24. März kommt «Do It For Love», das neue Album des Pop-Duos Hall & Oates, auch in die deutschen Plattenläden.

Der amerikanische Musiker John Oates hält nicht viel von der Suche nach Talenten im Stile von TV-Shows wie «Deutschland sucht den Superstar». «Das ist nicht gut fürs Musikgeschäft», sagt der Sänger, der seit über 30 Jahren als Teil des US-Duos Hall & Oates auf der Bühne steht. «Man holt sich immer frische Künstler und schmeißt die alten weg wie Müll», schimpft er. «Diese jungen Menschen werden in eine Welt geworfen, auf die sie nicht vorbereitet sind, in der sie keine Unterstützung bekommen. Plötzlich sind sie auf dem Gipfel der Welt, aber der einzige Weg von dort führt für sie nach unten.»

Profitgierige Plattenfirmen

Oates kritisiert besonders den kurzen Atem der Plattenindustrie. «Dieses Streben nach schnellem Profit führt zu nichts, zumindest zu nichts Großem», sagt er und blickt mit ein bisschen Wehmut zurück: «Früher haben die Plattenfirmen sich noch um die Entwicklung von Künstlern gekümmert und lange zu ihnen gehalten. Inzwischen geht es nur noch um den schnellen kommerziellen Erfolg.»

Schlechte Erfahrungen

Auch Hall & Oates mussten vor drei Jahren schlechte Erfahrungen mit einer auf schnellen Gewinn programmierten Geschäftspolitik machen. «Wir haben damals ein Album aufgenommen, mit dem wir nicht zufrieden waren», berichtet der 54-jährige Oates. «Die Plattenfirma wollte, dass wir uns anhören wie 'N Sync, die Backstreet Boys und all der Mist. Wir haben gesagt: 'Das ist großer Quatsch.' Dann haben wir unseren Vertrag gekündigt, die besten Songs mitgenommen und sie mit neu komponierten Liedern für unsere eigene Plattenfirma eingespielt.»

Erfolg in den USA

Als Ergebnis kommt nun am 24. März das Album «Do It For Love» in die deutschen Plattenläden, das Hall & Oates in Eigenregie herausbringen. «Wir können jetzt alles so machen, wie wir es wollen. Es ist jetzt unsere eigene Firma», schwärmt John Oates. In den USA ist die Platte bereits einen Monat auf dem Markt und sorgte mit einem Einstieg in die Top 100 für Freude beim Duo: «Der Erfolg des Albums übertrifft all unsere Erwartungen. Wir sind mehr als zufrieden.»

Rückkehr zur Ehrlichkeit

Hall & Oates beenden damit Jahre, in denen es kommerziell gesehen nicht gerade blendend lief. «Die frühen 90er Jahre waren fast nur Grunge, in der Mitte des Jahrzehnts haben die Boygroups die Charts beherrscht, da war kein Platz für uns», resümiert Oates, freut sich aber umso mehr über die aktuelle Entwicklung: «Es gibt gerade eine Rückkehr zur Ehrlichkeit. Die Menschen hören wieder Musikern zu, die ihre Instrumente wirklich spielen können. Das kommt uns sehr entgegen, weil wir genau das tun.»

Die Zeit der kargen Umsätze hatte für das vor über 30 Jahren in Philadelphia gegründete Duo, das mit Blue-Eyed-Soul-Songs wie «Maneater» und «Kiss On My List» Welthits hatte, aber durchaus auch Vorteile. «Für uns war es ganz schön, eine Weile aus dem Scheinwerferlicht treten zu können, nicht mehr ganz so populär zu sein und ein ganz normales Leben zu führen. Wir mussten uns sammeln und herausfinden, was wir wirklich wollen.»

Häufig gesampelt

Der hoffnungsvolle Neustart wird flankiert durch den Hit «Sunrise», mit dem die britische Band Simply Red gerade in den Charts steht. Der basiert nämlich auf dem deutlich identifizierbaren Rhythmus-Thema des Hall & Oates-Songs «I Can't Go For That». Für John Oates ein Kompliment der besonderen Art: «Das ist eine sehr interessante Aufnahme, die uns sehr schmeichelt», urteilt er höflich. «Es zeigt uns, wie klassisch und zeitlos der Groove dieser Nummer rüberkommt. Wir haben den vor 20 Jahren rausgebracht, und Simply Red sind nicht die ersten, die das Thema benutzt haben. Die Liste reicht von De La Soul über P. Diddy bis Donny Osmond.«

"Lebenshilfe in schwierigen Zeiten"

Hall & Oates sehen ihre Songs auch als eine Art Lebenshilfe in schwierigen Zeiten. «Wir sind keine Protestsänger», sagt Oates. «Wir beziehen uns nicht auf das, was gerade in der Welt vorgeht. Unsere Mission ist, einfach echt zu sein, zu zeigen, dass man mit dem Leben zufrieden sein kann.»

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