Transatlantische Beziehungen Bundeswehr-General warnt: Kontakt zum Pentagon ist "wirklich abgebrochen"

  • von tis
Bundeswehr: Christian Freuding im Februar 2024, als er Leiter des Planungs- und Führungsstabs im Verteidigungsministerium war
Christian Freuding im Februar 2024, als er noch Leiter des Planungs- und Führungsstabs im Verteidigungsministerium war, bevor er zum Heeres-Inspekteur der Bundeswehr befördert wurde
© Kay Nietfeld / DPA
Christian Freuding ist Heeresinspekteur der Bundeswehr. Jetzt hat der Generalleutnant geklagt, dass der direkte Kontakt ins Pentagon auf Arbeitsebene nicht mehr existiere.

Das transatlantische Verhältnis hat unter Präsident Donald Trump gelitten. Welche konkreten Auswirkungen das sich abkühlende Verhältnis haben kann, hat der deutsche Inspekteur des Heeres, Generalletunant Christian Freuding, in einem Interview mit dem US-Magazin "The Atlantic" geschildert. Darin beklagt Freuding, wie schwer die Kommunikation mit den amerikanischen Verbündeten geworden sei.

In letzter Zeit, berichtet Freuding, sei die Kommunikation mit seinen Ansprechpartnern in Washington "abgebrochen, wirklich abgebrochen". Früher habe er "Tag und Nacht" Pentagon-Mitarbeiter per Textnachricht erreicht. Das ist jetzt vorbei. Freuding nannte als Beispiel, dass die Trump-Administration nicht darüber informiert habe, dass sie bestimmte Waffenlieferungen an die Ukraine aussetze. Freuding habe sich an die deutsche Botschaft in Washington wenden müssen, um Informationen über den Vorgang zu erhalten. Die Botschaft wiederum habe erst einen Kontakt im Verteidigungsministerium finden müssen.

Das Problem wiegt für die Bundeswehr schwer

Das Problem wiegt schwer. Die Gewissheit, dass die USA fest an der Seite der Nato und ihrer Verbündeten steht, hat sich verflüchtigt. Die Unsicherheit wächst in der Truppe. "Sie haben nicht nur einen Feind vor der Tür", sagte Freuding, "sondern Sie sind auch dabei, einen wahren Verbündeten und Freund zu verlieren." 

Dass es Probleme im Verhältnis der USA und ihrer europäischen Verbündeten geben wird, war von Beginn an der zweiten Präsidentschaft Trumps klar. Auf der Münchener Sicherheitskonferenz im Februar dieses Jahres hatte US-Vizepräsident J. D. Vance europäische Verbündete auf eine nie gekannte Weise kritisiert. Es war eher ein Angriff auf das Selbstverständnis des transatlantischen Bündnisses als mahnende Worte eines Freundes. 

Vance warf den europäischen Verbündeten vor, dass die Meinungsfreiheit in Europa (und besonders in Deutschland) auf dem Rückzug sei. Auch die Migration müssten die Verbündeten besser in den Griff bekommen, sonst könnte es schnell vorbei sein mit amerikanischer Unterstützung. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius reagierte deutlich: Die Aussagen seien "nicht akzeptabel", intervenierte er.

Auf höchster Ebene funktioniert die Kommunikation – noch

Dennoch gilt: Ohne die Amerikaner geht nicht viel im Bündnis, die Europäer tun alles, um Risse zu kitten und sich Einfluss zu sichern. Wie schwer das ist, lässt sich aktuell an den Verhandlungen über einen Friedensplan für die Ukraine beobachten. Da mussten sie erst intervenieren, um zumindest eigene Vorschläge einzubringen. Den Rest regeln die USA mit der Ukraine und Putin in direkten Verhandlungen.

Inwieweit die Kommunikationsprobleme tatsächlich Ausdruck einer geänderten Politik seitens der Amerikaner sind, lässt sich derweil nicht einschätzen. Vielleicht hat der Personalwechsel und -abbau in den Ministerien den stockenden Austausch auf der Arbeitsebene verursacht. Auf höchster Ebene funktioniert die Kommunikation noch.

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