Gleich im ersten Song macht er klar, wohin die Reise geht: Hier wird gerockt, meine Damen und Herren! Ein erdiges Gitarrenriff dröhnt mächtig aus den Boxen, und dann grölt er los wie zu seinen besten Zeiten. Mit dieser überkippenden, rauen Stimme, die seine Fans so lieben. Marius Müller-Westernhagen, 65, meldet sich eindrucksvoll zurück. Gestern stellte der Sänger in Hamburg in der "Großen Freiheit 36" zum ersten Mal einem Live-Publikum die Songs seines neuen Albums "Alphatier" vor, das am 24. April erscheint. Eine Rückbesinnung auf seine Anfänge.
Westernhagen und Band liefern schweren Gitarren-Rock und bluesige Balladen. Irgendwo angesiedelt zwischen ZZ Top, Jeff Beck und Theo gegen den Rest der Welt. Es macht Spaß, ihm beim Comeback zuzusehen. Nach dem ersten Song jubelt der Saal, und Westernhagen - sichtlich erleichtert, dass ihm die Fans folgen - wird immer lockerer. Seine Band ist erstklassig: zwei Gitarristen, ein grandioser Bassist, ein Schlagzeuger, ein Keyboarder und zwei Background-Sänger. Eine davon ist seine neue Freundin Lindiwe Suttle, der Westernhagen dann ganz entspannt auf offener Bühne eine Liebeserklärung macht. "Nix da", scheint er uns sagen zu wollen. Meine Sache, diese Sache!
Nur gelegentliche Daddeleien
Eineinhalb Stunden spielt er die Songs von "Alphatier". Nur gelegentlich verliert sich die Band etwas in sphärischen Daddeleien, aber insgesamt liefern MMW und Kollegen druckvollen, kompromisslos nostalgischen Rock ab. Es grüßen die 60er und 70er. "Sehr amtlich", lobt ein Hamburger in schwerer Lederjacke. Für einen Norddeutschen ein überschwängliches Lob. Kein Zweifel: Westernhagen ist wieder da.