Tournee Patricia Kaas in der "Piano-Bar" im Orient

Auf ihrer aktuellen Deutschland-Tournee verwandelt Patricia Kaas die großen Hallen in "Piano Bars". Ihr Repertoire umfasst die französischen Chanson-Klassiker sowie ihre eigenen bekannten Hits.

Das müsste der Traum jedes Reisenden und Barmusik-Liebhabers sein: In einem exotischen Land in der Hotelbar eine Sängerin zu hören wie Patricia Kaas. Leider gibt es das nur im Film. In "And Now... Ladies & Gentlemen", dem Spielfilmdebüt des deutsch-französischen Stimmwunders, hat Jeremy Irons das Glück, die zerbrechliche Schönheit mit der verruchten Stimme in einer marokkanischen Hotelbar zu treffen. In der Realität müssen sich Kaas-Fans mit Konzerten in großen Hallen begnügen.

Beim Tourneeauftakt am Donnerstagabend in der Frankfurter Jahrhunderthalle versuchte die 36-Jährige, dem Tour-Motto "Piano Bar" so gerecht wie möglich zu werden. Der Film bildete in vielem die Vorlage: Die für den Soundtrack ausgewählten Lieder bestimmen den Großteil des zweistündigen Programms. Das Bühnenbild war einem orientalischen Boudoir nachempfunden und die selbst Kleidung ähnelte der im Film. Doch während der Streifen im Februar ohne Erfolg in den deutschen Kinos lief, ist die Tournee so gefragt, dass der Veranstalter sogar Zusatztermine ansetzte.

Überwiegend klassische Chansons

Die Fans wurden am Donnerstag nicht enttäuscht, obwohl "Piano Bar" anders ist als die rockigeren Konzerte der 90er Jahre, die die Zahl ihrer Bewunderer in Deutschland mehrten. Die Sängerin präsentiert erstmals überwiegend klassisches Chanson-Repertoire, das jedermann in einer bestimmten Interpretationen im Ohr hat. Eine schwierige Prüfung, an Jacques Brel, Gilbert Bécaud oder Charles Aznavour gemessen zu werden. Doch Patricia Kaas besteht den Vergleich mit den Göttern des Chanson. Nicht nur, weil ihre Stimme über jeden Zweifel erhaben ist, sondern auch, weil man ihr den Respekt anmerkt: "Es kam nicht in Frage, diesen Liedern meinen eigenen Stempel aufzudrücken", sagte die Sängerin in einem Interview mit "Platine".

Wer die Lieder erkennt, solle sich durch Klatschen zu erkennen geben, forderte Kaas das Publikum auf. Es wurde viel geklatscht. Viele Chansons singt sie auf Englisch wie "If you go away" ("Ne me quitte pas"), manchmal wechselt sie die Sprache wie im Eingangslied «And Now... Ladies & Gentlemen». Die 13 Lieder der CD ergänzt sie mit einem Potpourri weiterer Chanson-Klassiker, einer Hommage an Léo Ferré, einem musikalischen Ausflug zum Can-Can des Moulin Rouge und einem Duett mit Louis Armstrong vom Band. Aber wie um Himmels Willen würde die Stimmgewaltige das von Jane Birkin stimmlos-gehauchte "Je t’aime" interpretieren? Sie versuchte es gar nicht, sondern ließ den Percussionisten mit Kopfstimme eine Parodie abliefern.

Garderobe und Bühnenbild vermitteln das "Piano-Bar im Orient"-Feeling

Patricia Kaas trägt eine braune Lederhose mit Hüftgürtel, später einen zotteligen Fransenrock und ein hautfarbenes Schnürleibchen. Sie steht zwischen einem samtbezogenem Hocker mit goldenen Füßen, einer überdimensionalen Wunderlampe und roten Paravents mit goldenen Ranken. Selbst die Beleuchtungstürme sind sanft geschwungen und manchmal mit Lichterketten umschlungen. Zwischen ihnen hängen riesige Scheiben, die bunt leuchten, rotieren und auch mal Mond oder Sonne abbilden. Bühnennebel verbreitet exotischen Duft. Mehr Orient geht kaum in einer Halle für 2000 Personen.

Mehr Pianobar ginge schon: Immerhin besteht die Begleitband aus sechs Musikern, die neben einem Pianisten, einem Trompeter und einem Percussionisten auch noch aus einem Schlagzeuger, einem Gitarristen, einem Bassisten (der mit Sonnenbrille und clownesken Bewegungen einer anderen Stilrichtung entliehen schien). Im Hauptblock mit den Chansons waren denn auch die stillen, nur mit Klavier oder Gitarre Lieder wie "Avec le temps" die eindringlichsten.

Tempoanstieg gegen Ende der Show

Fetzig wurde es ohnehin gegen Ende. Patricia Kaas, jetzt ganz in weiß mit Paillettenbluse, holte das Publikum nach vorn an die Bühne und versuchte mit den Allzeit-Lieblingsliedern ihrer Karriere aus der Pianobar eine Disco zu machen, darunter das unvermeidliche "Mademoiselle chante le blues", mit dem das siebte Kind eines Bergarbeiters Ende der 80er den internationalen Durchbruch schaffte.

Weitere Termine: 21.3. Baden Baden, 23.3. Saarbrücken, 25.3. Leipzig, 27.3. Düsseldorf (ausverkauft), 31.3. Stuttgart, 20.4. Bremen, 21.4. Frankfurt, 23.4. Baden Baden.

Sandra Trauner

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