U2 Rock für eine bessere Welt

Mit unverzagtem Rock in eine bessere Welt: U2 legen auf ihrer "Vertigo"-Tour ein rasantes Tempo vor und freuten sich in Gelsenkirchen über den Schuldenerlass für die ärmsten Länder der Welt.

In der ausverkauften Gelsenkirchener Arena AufSchalke beflügelte Bono & Co zusätzlich die historische Entscheidung der G-8-Finanzminister über den Schuldenerlass für die ärmsten Länder der Welt. Das passte perfekt in die bewusst politische Show, die am Sonntagabend geboten wurde.

Bono sagte, man müsse den Politikern auch mal danken, wenn sie endlich eine für die Zukunft so wichtige Entscheidung getroffen hätten. Noch am Freitag, vor dem Europa-Auftakt der U2-Tour, hatte er bei der EU für den Schuldenerlass geworben: Als eloquenter Lobbyist der Ärmsten der Armen, für die er sich mit all seiner Popularität seit Jahren einsetzt. Nun konnten U2 also ihre Vision von der "Einen Welt", "One", mit besonderer Inbrunst spielen. Nicht ohne vorher Kanzler Gerhard Schröder zu ermahnen, sich nicht mit dem Erreichten zufrieden zu geben und noch mehr zur Überwindung von Armut und Elend in der Welt zu tun. Beides gehöre "in den Mülleimer der Geschichte", sagte Bono sogar auf Deutsch.

Aber der "Vertigo"-Konzeptabend stand nicht nur im Zeichen dieses einen Themas. Die Band stellt ihre Klassiker wie "Sunday Bloody Sunday", "Bullet The Blue Sky", "Pride - In The Name of Love" in ein visuelles Konzept, um die Achtung der Menschenrechte einzufordern. Das wird mit multimedialen Einspielungen auf eine riesige, wie eine stählern-gläserne Hochhausfassade wirkende Bühnenwand untermalt; die ersten sechs Artikel der Menschenrechtscharta werden in Englisch eingeblendet und zum Teil von einer asiatischen Frau vorgelesen.

Soundprobleme und Klangbrei

Man fühlt sich aber trotzdem nicht, als ob man sich auf eine Veranstaltung wohlmeinender Politaktivisten verirrt hätte. Dazu spielt die Band auf einem musikalisch zu hohen Niveau; dazu vermag sie immer wieder mal Lieder mit Gänsehauteffekt wie "Where The Streets Have No Name", das Bonos verstorbenem Vater gewidmete "Sometimes You Can’t Make It On Your Own" aus dem Hut zaubern oder Rocker wie "Mysterious Ways" und "All Because Of You" raushauen.

Zwei Stunden geht das Konzert mit Wechselbädern im Zugabenteil: Dem tiefreligiösen "Yahwe" folgen "Party Girl" und noch einmal "Vertigo" mit dem Refrain "Hello, Hello" aus zehntausenden Kehlen. U2 präsentieren sich mehr denn früher als Quartett: Die zwei Videoleinwände über der Bühne sind zweigeteilt; vier Kameras liefern auf die vier Leinwandhälften stetig Bilder von Bono, Gitarrist The Edge, Bassist Adam Clayton und Schlagzeuger Larry Mullen. Der homogene Sound, mit dem U2 so viel Druck machen kann, kam unter dem geschlossenen Dach der Schalke-Arena leider nicht wie gewohnt zu Stande. Zumindest in den oberen Rängen gab es Rückkopplungen und einen eher breiigen Klang. Wenn aber dennoch an die 60.000 Menschen begeistert die Arme in die Luft recken und abrocken, ist das auch nicht mehr so wichtig.

AP

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