Der Letzte macht das Licht aus. In diesem Fall ist das Schweinebauer Uwe. Denn die Nacht hat sich über seinen Hof gesenkt; das bedeutet Schlafenszeit im Bauernhaus. Uwe weiß: Er braucht die Erholung, morgen steht Arbeit an. Er muss früh fort, süße Schweine streicheln, träge im Trecker tuckern, absurde Alliterationen akzeptieren. Das normale Hofleben halt. Da bleibt keine Zeit, um mit seiner Angebeteten Iris zu kuscheln. Uwe zwinkert ihr kurz zu, dann löscht er das Licht und schläft ein. Es ist geschafft!
Denn mit Uwes Tag geht zugleich auch die siebte Staffel von "Bauer sucht Frau" zu Ende. Endlich! Nach zehn Folgen haben sich alle Teilnehmer ausreichend blamiert, sind genügend Tierbabys sinnlos durchs Bild gelaufen, damit der Zuschauer akzeptiert: Landleben ist langweilig. Und gestellte RTL-Shows darüber sogar noch mehr, da helfen weder Trecker-Expeditionen noch gescriptete Dialoge oder Alliterationen.
Doch um die Werbekunden für die nächste Staffel nicht zu verschrecken, fuhr der Sender in der letzten Ausgabe 2011 nochmal alles auf, was Drehbuch und Dummheit der Kandidaten hergaben.
Knutschen, kuscheln, kosen
Ganz vorne dabei waren Philipp und Veit. Das schwule Pärchen, das eine Begeisterung für Pferde und Plaid-Hemden teilt, knutschte, kuschelte und koste sich, was das Zeug hielt. Zwischendurch schafften sie es gerade noch, einen mit rosa Zuckerherzen bedeckten Marmorkuchen zu backen und lässig selbstironische Kommentare abzusondern ("Das sieht aber schwul aus").
Glücklicherweise fanden sie ihren Sprücheklopf-Meister schnell in Veits Großmutter. Die rückte mit Gehstock und psychedelisch geformter Brille an und verteilte ungefragt hochintellektuelle Ratschläge ("Das ist euer Leben, macht was draus!", "Drum prüfe, wer sich ewig bindet!"). Schließlich gab Oma ihren Segen und Philipp seinem Veit silberne Freundschaftsringe sowie zwei Mini-Schweine.
Auf der Suche nach 'nem Nähmaschinchen
Ähnlich romantisch präsentierte sich Bauer Horst. Der Mann weiß, wie man Frauen erobert - und wie man eine kostenlose Arbeitskraft auf den Hof lockt. Er zwang Hofdame Babette in den Stall, wo er ein mit krakeligen Großbuchstaben bemaltes Pappschild angebracht hatte: "Komm wieder", hatte er mit viel Herzblut dort drauf gedichtet. "Ich brauch' Dich als Nähmaschinchen", ließ er die entzückte Babette dann noch mündlich wissen. Die Ostfriesin wiederum schätzte an ihrem neuen Dienstherrn, "dass ich bei ihm immer nochmal nachfragen kann". Eine gute Voraussetzung für eine glückliche Zusammenarbeit.
Ein weiteres Traumpaar fand sich im Schwarzwald. Monique, 24, war dort zu Besuch und fand offenbar ihre große Liebe. "Ich liebe Dich", schluchzte sie beim Abschied, während sie küsste und umarmte - leider die Mutter des ihr zugedachten Bauern Gerhard und nicht Gerhard selbst. Der stand etwas bedröppelt neben den ausschweifenden Zuneigungsbekundungen. Aber wenigstens bekam er noch eine kurze Umarmung von Monique, bevor die sich ins Taxi nach Hause schwang.
Sinnfreies Gestammel im Karohemd
Das tat auch Floristin Petra, die so unauffällig war, dass ihr RTL nicht mal ein beschreibendes Adjektiv zugedacht hatte. Deshalb tat ihr Abgang auch niemandem weh - außer ihrem Bauern Gerold. Der konnte sich kaum halten vor Kummer, sprach wenig und schluchzte sich in unsagbar traurigen Karohemden durchs Staffelfinale. Als Petra verschwunden war, hatte Gerold nicht mal mehr Tränenflüssigkeit übrig. Statt weiter zu weinen, starrte er deshalb deprimiert auf das viel zu große, an seinem Hemd angebrachte graue Puschel-Mikrofon und flüsterte mit bebender Stimme hinein: "Ich würde Petra so gern etwas sagen. Aber sie ist ja nicht da." Wo er recht hat, hat er recht.
Finale im Wasserbett
Weniger Realitätssinn zeigten Schweinehirt Uwe und seine Angebetete Iris. Die beiden hatten sich bereits voneinander verabschieden müssen, obwohl sie zusammenpassten "wie Topf und Deckel" (O-Ton Iris). Glücklicherweise waren sie aber offenbar nie wirklich getrennt; Uwe ließ durchblicken: "Die Frau ist immer da, selbst wenn sie nicht da ist". Klingt komisch, reichte aber als Vorlage für ein finalwürdiges Wiedersehen - im Möbelhaus.
Denn was wäre eine RTL-Beziehung ohne plumpe Zweideutigkeiten? Eine normale Partnerschaft vermutlich, aber wenig werbetauglich. Deshalb mussten Uwe und Iris sich auf die Suche nach einem Wasserbett begeben. Wie verrucht! Schon bei der Ankunft im Möbelhaus machte Uwe ein so verschämtes Gesicht, als habe er gerade eine Jahresmitgliedschaft im örtlichen Swingerclub beantragt.
Und auch der Aufbau des Bettes geriet zum Desaster. Iris hielt minutenlang einseitige Dialoge mit dem Lattenrost, Uwe gab sinnlose Anweisungen ("Schatzi! Guck!"). Trotzdem: Irgendwann war es vollbracht. Das Bett stand, das Kamera-Licht ging aus, und die RTL-Leute waren fort. Aber wohl leider nur für kurze Zeit. RTL hat schon den Bewerbungsaufruf für die Staffel 2012 veröffentlicht.