von Ingo Scheel
Man muss mal so klar sagen: Ohne Senioren, Minderleister und Grobmotoriker fehlt dieser Sendung so ein bestimmter Pfiff. Anders gesagt: Irgendwie sind die alle zu gut. Wobei natürlich auch das immer eine Frage der Perspektive ist. Schaut man mit dem Blick eines Joachim Llambi auf die ganze Chose, dann gibt es genug zu meckern, oder besser gesagt: genug Punkte, die man für sich behalten kann.
Bei Caroline Bosbach und Valentin Lusin zum Beispiel, die Nachrücker, die am Ende lediglich für ein temporäres Gastspiel ihr Comeback feiern durften. Das alte Raus-Rein-Raus-Spiel, nachdem sich Michelle aufgrund von Rückenproblemen abmelden musste. Vier Punkte gab es von Herrn Llambi für den langsamen Walzer der beiden, jeweils sechs von Motsi und Jorge, unterm Strich mit 16 Punkten ein durchaus solides Ergebnis, dennoch zu wenig für die durchweg starke Konkurrenz.
Timor Ülkers Füße sind "nicht für den Jive gemacht"
Renata Lusin und Mathias Mester konnten exakt dasselbe Ergebnis einheimsen und blieben damit am Ende in der Verlosung. Die beiden tanzten eine romantische Rumba, die so ein wenig nach dem Director’s Cut eines Werbespots für Freixenet-Sekt aussah, "transportierte Gefuhle" (Jorge) bot und eine "Rückenlinie", an der "nicht gearbeitet wurde" (Joachim). Das muss in der nächsten Woche besser werden.
Wenig Luft nach oben dagegen gab es bei diversen anderen Paaren, zum Beispiel Timor Ülker und Malika Dzumaev. Die beiden gaben dem Jive mächtig Feuer, mit Pokerface und Spielsalon-Atmo, und obwohl Timors Füße "nicht für den Jive gemacht sind", und die "Knie hinten raus weniger wurden", was immer das heißen mag, konnte das Tanzpaar 26 Punkte verbuchen.
Drei Zähler weniger erhielten Sarah Mangione und Vadim Garbuzov, die zu „Can’t Smile Without You“, sie in lila Tüll, er im Look eines nachlässig gekleideten Oberkellners, einen Slowfox aufs Parkett legten. Motsi fand es "toptoptop", Joachim Llambi machte Abstriche, dennoch ein solides Ergebnis. Ein Pfund darauf legten Janin Ullman und Zsolt Sándor Cseke mit ihrer Salsa, für Motsi eine "her-vor-ragende" Leistung, "Bombe, Spitze", "superschnell auf den Füßen" (Llambi), während für Jorge die "Schritte nicht immer gut waren", er es aber dennoch "so so so so so gut" fand, in Punkten ausgedrückt: 29.
Die einzige Top-Note des Abends fuhren Amira Pocher und Massimo Sinató ein, ihr Charleston zu "Yes Sir, That’s My Baby" bot alles, "von Kopf bis Fuß" (Jorge), war "witzig, lustig, nice" (Motsi) und rang selbst dem per Default kritischen Llambi Komplimente ab. Für Mike Singer und Christina Luft ging es beinah ebenso hoch hinaus, und das, obwohl ihr Contemporary mehr nach Kissenschlacht im Wohnzimmer als nach Tanz aussah, ihnen aber dennoch satte 26 Punkte einbrachte.
Bastian Bielendorfer muss unter einem April-Scherz leiden
Eine Wertung, von der der selbsternannte "Körperklaus", Bastian Bielendorfer, nur träumen konnte, "Mission Impossible", der adäquate Musiktitel zu seinem Tango, nachdem er beim Training unter der Woche auch noch in Sachen Charme unterperformte. "Ihre Beine sind kürzer als man denkt", möpperte er Richtung Partnerin Ekaterina Leonova. Zur Strafe gab es einen April-Scherz, bei dem die Jury ihn durch die Bank wortkarg abwatschte – und den bass erstaunten Bielenberger am Ende dann doch mit einem "April April" und immerhin 17 Punkten erlöste.
Mit 20 Punkten wurde die Samba von René Casselly und Kathrin Menzinger schließlich belohnt, nachdem Motsi "ein bisschen meckern musste", Joachim Llambi über "Posture und Aufbau" referierte und Jorge zumindest "tolle Sachen in der Luft" gesehen hatte. Apropos Jorge: Nach dem schrillen Ganz-in-weiß-Look der Vorwoche sah der Mann aus Kuba diesmal fast dezent aus, am Kopf eine Art Lockenwickler-Gelöt, sein blaues Gewand eine Mischung aus Duschvorhang mit Brandlöchern und diesem Fettnetz, das man für einen Rollbraten benötigt. Als schließlich auch noch Oliver Pocher vorbeischaute, und man sich kurz fragte, ob es jetzt wohl wieder Backpfeifen gibt, war der Spaß schon wieder vorbei, zuvorderst, wie eingangs erwähnt, für Caroline Bosbach und Valentin Lusin. Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich für die beiden ja ein weiteres Mal eine Lücke – aller guten Dinge sind drei.