"New York Times" lästert über "Wetten, dass..?" ZDF schiebt Kritik einfach zur Seite

Das saß: Die "New York Times" hat die ZDF-Sendung "Wetten, dass..?" als Überbleibsel einer längst vergessenen Fernseh-Vergangenheit bezeichnet. Der Mainzer Lerchenberg reagiert geradezu stoisch.

Die "New York Times" lästert über "Wetten, dass..?" als "ergraute alte Show" - doch das ZDF sieht die Kritik gelassen. "All dies belegt doch nur, was wir ohnehin alle wissen", sagte ein ZDF-Sprecher am Freitag auf DPA-Anfrage in Mainz. ""Wetten, dass..?" ist Kult, und Kult wäre nicht Kult, wenn sich das Produkt im Laufe der Jahre so stark verändert hätte, dass es seine Ursprünge nicht mehr erkennen ließe." Dies sähen rund zehn Millionen Zuschauer so, die regelmäßig vor dem Fernseher mit dabei seien.

Die US-amerikanische Zeitung erklärt ihren Lesern unter der Überschrift "Blöde deutsche Tricks, die sich im Fernsehen abgenutzt haben" die Sendung und ihre Geschichte. Auf etwa einer halben Seite lästert sie über das angeblich veraltete Format der "Varieté-Show" und die aus ihrer Sicht wenig unterhaltsamen Wetten. "Diese schrulligen Aufgaben, die Moderator David Letterman alberne (...) Tricks nennen würde, bleiben das Herz einer Show, die eine geliebte, aber ständig bekämpfte Einrichtung ist."

Die Kritik ist nicht die erste aus den USA. Im November hatte sich Hollywood-Star Tom Hanks abfällig über die Show geäußert. Nachdem er bei Markus Lanz zu Gast war, sagte er in einem Interview, in den USA würde jeder Fernsehverantwortliche gefeuert werden, wenn eine Unterhaltungssendung vier Stunden dauern würde. Schauspielerkollege Denzel Washington hatte der "Stuttgarter Zeitung" im Januar gesagt: "Ich fand das Altmodische des Konzepts sehr rührend. Das ist tatsächlich ein Showformat aus einer anderen Zeit. Es lässt ganz viel Raum für diese ausgefallenen Wetten."

Der Untergang deutscher Lachkultur

Die ZDF-Show war im Januar wegen des Vorwurfs der Schleichwerbung mit Autos in die Schlagzeilen geraten. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" und das "Handelsblatt" hatten darüber berichtet, in welcher Form Unternehmen ihre Produkte zu Zeiten von Moderator Thomas Gottschalk in der Show platzierten. Das ZDF hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und angekündigt, dass es Autos als Gewinne nicht mehr geben wird.

Vor einigen Wochen portraitierte derselbe Korrespondent der "New York Times" Cindy aus Marzahn. Ihren kometenhaften Aufstieg von der kleinen Kabarettbühne bis zur Co-Moderation bei "Wetten, dass..?" sah Journalist Nicholas Kulish als eine Art Aschenputtel-Story, für die er Komödiantin Ilka Bessin Respekt zollte. Allerdings sei der Erfolg von Cindy Beispielhaft für den Untergang des deutschen Sozialstaats. Das ihr grober Krawallhumor in Deutschland funktioniere, wäre demnach eine Art kulturelles Ventil für die desaströsen Folgen der Agenda 2010.

DPA
ono/DPA

PRODUKTE & TIPPS