"Wetten, dass..?" Was wirklich zum Himmel stinkt

Hat er geschummelt oder nicht? "Wetten, dass..?"-Kandidat Thomas Schuster sorgt mit seiner Stiefel-Wette für viel Wirbel und beschert der ZDF-Kultshow vor allem eines: ein lautes PR-Echo.

Schummel-Vorwürfe treffen die ZDF-Kultshow "Wetten, dass..?" mittlerweile regelmäßig und gehören zum guten Ton. Für das jüngste Beispiel sorgte jetzt der 47-jährige Kandidat Thomas Schuster, der am vergangenen Samstag bei Thomas Gottschalks Auftritt in Freiburg 23 Frauen mit verbundenen Augen an ihrem Fußgeruch zu erkennen meinte. Die "Bild"-Zeitung titelte am Dienstag: "Hat Gottschalks Stiefel-Schnüffler betrogen?". Doch die eigentliche Frage ist: Wer kann ihm Manipulation nachweisen und will das überhaupt noch irgendwer?

Fakt ist: Die Vorwürfe gegen "Wetten, dass..?" nutzen allen Beteiligten. Die Boulevardpresse, die mit Begriffen wie "Schummelei", "Manipulation" oder "Betrug" titeln kann, darf in diesen Fällen auf eine Auflagensteigerung hoffen. Die Beschuldigten, in dem Fall der Kandidat und der Sender, müssen sich nicht mit ernsthaften strafrechtlichen Konsequenzen befassen, denn es handelt sich ja nur um recht harmlose TV-Spielchen. Letztlich sorgt der Wirbel rund um die Show auch nur dafür, dass bei der nächsten Ausgabe die Zuschauer am Ball bleiben und die Quote stimmt.

Stiefel-Schnüffler bekommt kalte Füße

Und davon lebt die Branche. Inzwischen sind Fernsehen, Zeitungen und auch die Online-Medien so gut aufeinander abgestimmt, dass auch eine im Kern nicht sehr positive Nachricht aus dem Showgeschäft als PR-Waffe eingesetzt werden kann. Das ZDF kennt die Strategie bestens. Dementsprechend mau fällt auch die Reaktion auf die Vorwürfe aus: "Die Wett-Tests vor der Sendung sind ordnungsgemäß verlaufen, es gab keine Auffälligkeiten, darum erkennen wir keinen Anlass für uns, am korrekten Ablauf der Wette zu zweifeln", sagte ein Sprecher.

Zur Strategie gehört auch die Tatsache, dass Schuster für die ZDF-Show "Markus Lanz" angefragt wurde, in der er am Mittwoch noch einmal Gelegenheit haben sollte, seinen guten Riecher zu zeigen - unter strenger Aufsicht natürlich. Doch der bekam dann doch kalte Füße und sagte dem ZDF zufolge lieber ab, weil er nicht unter "Rechtfertigungsdruck" stehen wollte. Schade in diesem Fall für Lanz, der sich jetzt als Nachfolger von Johannes B. Kerner an zwei Abenden die Woche bewähren muss: Er hätte vom Sog der Schlagzeilen profitieren können.

Nur ein Schummler flog auf

"Wetten, dass..?" steht seit mehr als 20 Jahren unter Verdacht, immer wieder mal Wetten zuzulassen, bei denen Spielraum für Manipulation besteht. Doch nur einmal kam tatsächlich Betrug ans Tageslicht. 1988 schlich sich der "Titanic"-Redakteur Bernd Fritz in die Sendung ein und behauptete, die Farbe von Buntstiften am Geschmack zu erkennen. Er linste in Wirklichkeit unter der Augenbinde durch. Doch seitdem wird "Wetten, dass..?" sein Image nicht los, immer wieder Opfer von Betrügern zu werden oder diesen den Weg zu erleichtern.

Zuletzt bei der "Bagger-Wette" in der Mallorca-Ausgabe 2009: Mit seinem 22 Tonnen schweren Bagger, nur auf den Vorderrädern balancierend, zündete ein Kandidat mit einer Fackel am Hinterteil der Maschine ein Feuerwerk in der Arena. Dem Zuschauer wurde vorenthalten, dass der Bagger nur mithilfe von schweren Stahlplatten im Vorderteil hatte kippen können. 2006 schlug ein Team von Schmieden Pferdehufeisen so heiß, dass sie Spiegeleier darauf brieten. Nicht jeder mochte glauben, dass alles mit rechten Dingen zuging.

2001 wurde der Vorwurf laut, dass ZDF selbst habe dafür gesorgt, dass Gottschalk die Saalwette verliert, damit er bei der Vorentscheidung des damaligen Grand Prix d'Eurovision mit einem Lied antreten könne. 50 Menschen sollten - so wollte es die Wette - in Bremen mit einem Maradona- oder Matthäus-Trikot, einer CD von Sabrina Setlur, einem Kochbuch von Alfred Biolek und einer Aktie Gelb auf der Bühne erscheinen und das Lied "Hol mir mal 'ne Flasche Bier" singen. Doch es kamen nur 14. Vorwurf damals ans ZDF: Die Mitspieler aus Bremen wurden vor der Halle abgewiesen, damit Gottschalk verlieren sollte.

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Carsten Rave, DPA

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