Blackfacing beim BR Wenn nicht nur der Humor schwarz wird

Satiriker Helmut Schleich sitzt als afrikanischer Despot mit schwarz angemaltem Gesicht am Schreibtisch
Satiriker Helmut Schleich als afrikanischer Despot. Diese Maskerade in einem Sketch löste eine Debatte um Blackfacing und Rassismus aus
© Bayerischer Rundfunk
Blackfacing ist rassistisch. Doch die Sendung "SchleichFernsehen" des Bayerischen Rundfunk nutzte das Stilmittel für eine Satire. Kritiker werfen dem Sender Ignoranz vor. Der wehrt sich.

Auslöser war "Wetten, dass. .?": Am 14. Dezember 2013 rief Thomas Gottschalk in seiner Samstagabendshow die Zuschauer in und um Augsburg in der sogenannte Saalwette dazu auf, als Jim Knopf und Lukas verkleidet in die Halle zu kommen. Hunderte folgten seinem Aufruf. Und da Jim, in dem gleichnamigen Kinderbuch von Michael Ende schwarz ist, schmierten sich viele schwarze Schminke und Schuhcreme ins Gesicht. Kurz danach begann eine Debatte über Blackfacing. Viele Deutsche hatten damals zum ersten Mal davon gehört. Doch inzwischen sollten nicht nur die Zuschauer, sondern vor allem Fernsehmacher dazugelernt haben. Beim Bayerischen Rundfunk offenbar nicht. 

In der Satiresendung "SchleichFernsehen" zeigte sich der weiße Kabarettist Helmut Schleich am Donnerstagabend mit schwarz bemaltem Gesicht. Der Comedian schlüpfte in die fiktive Rolle eines in Afrika lebenden Sohnes des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Als Despot eines afrikanischen Landes gelinge ihm "Shutdown" und "Shutup" auch ohne Corona – so der Gag, der die bayerische Pandemiepolitik aufs Korn nehmen sollte.

Auf Twitter und in sozialen Medien begann kurz nach Ausstrahlung eine Debatte um Blackfacing los. Problematisch an Schleichs Parodie erscheint vor allem, dass er nicht nur zu schwarzer Farbe in seinem Gesicht griff, sondern den afrikanischen Despoten – dem Klischee entsprechend – auch mit weit aufgerissenen Augen interpretierte. Der Vorwurf gegen ihn und den Sender: Das sei rassistisch.

Sender wehrt sich gegen Kritik

Der Bayerische Rundfunk wehrt sich gegen die Vorwürfe. Eine Sprecherin des BR teilte mit, die Diskussionen zum Thema Blackfacing und der damit verbundenen Problematik seien der Redaktion bewusst gewesen und im Vorfeld der Sendung intensiv mit Helmut Schleich diskutiert worden. "In einem Satireformat muss dem Künstler aber auch ein bestimmter Freiraum für satirische Überhöhungen zugebilligt werden. Die künstlerische Freiheit ist ein hohes Gut, lotet aber manchmal auch Grenzen aus", heißt es in der Mitteilung.

Die Begründung des Senders klingt naiv und wirft Fragen auf: War es denn überhaupt notwendig, den angeblichen Sohn des Bayerischen Ministerpräsidenten als Schwarzen anzulegen? Schließlich war Strauß ein Weißer. Und wenn ja, wäre es dann nicht besser gewesen, ihn von einem schwarzen Satiriker spielen zu lassen?

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© Sean Kilpatrick/The Canadian Press/AP / DPA
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Blackfacing hat seinen Ursprung in den amerikanischen "Minstrel Shows" des 18. und 19. Jahrhunderts. Weiße Schauspieler schwärzten ihre Gesichter, um sich über Schwarze lustig zu machen. Das ist rassistisch. Und spätestens seit Thomas Gottschalks Saalwette hätte der Bayerische Rundfunk wissen müssen, dass es eine sensiblere Debatte als eine "intensive Diskussion" mit dem Darsteller braucht.

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