Hallo Mädchen! Seid ihr ready für die Catwalk-Challenge? Draußen wartet eine big audience. Lauter krasse Leder-Bikertypen mit krass langen ZZ Top-Bärten. Oh - mit krass grauen ZZ Top-Bärten. Äh - wie alt sind die denn? Ist das der ZZ Top-Seniorenkreis? Nach dem Motto: Wer seinen Gehwagen liebt, schiebt? Letzte Ausfahrt L.A.?
Doch "unsere Mädchen" stöckelten ganz cool an den sabbernden Rock-Rentnern vorbei. Genau genommen waren sie nicht cool, sondern eigentlich schon ziemlich heiß. Das wollte zumindest Wolfgang Joop in der Präsentation erkannt haben. Und der kennt sich mit dem Zusammenprall von Jung und Alt ja bekanntlich aus. Er hat viel Arbeit gesteckt in sein Mehrgenerationen-Gesicht. Joop jedenfalls sagte: "Sweet girls und hard guys - das turnt die an." Die Girls wohlgemerkt, was eine ziemlich steile These war. Man möchte fast sagen: "steife" These - angesichts des großen Schubberns und Sabberns, das in der gestrigen Folge stattfand.
Groteskes Denglisch
Denn die johlenden Alm-Öhis auf ihren Choppern waren bloß der Anfang. Richtig schmierig wurde es beim Tanz-Shooting kurz danach. Ein Choreograf, der aussah wie ein Kfz-Mechaniker, haute den Kandidatinnen nicht nur sein groteskes Denglisch um die Ohren ("Gib mir dein face!"), sondern schraubte an ihren Körpern herum wie an der Karosserie eines Autos bei der Generalinspektion. Dazu krakeelte der irre Schuller hinterm Sucher seiner Kamera brachiale Schwachsinnskommandos hervor wie: "Drück dich an ihn ran!" Oder: "Mach ihn fertig!" Das war sehr, sehr schlimm.
Vor allem Anuthida kam mit der Situation überhaupt nicht klar. Sie ist gerade mal 17 und eher schüchtern. Wo soll sie den Vamp hernehmen, der von ihr gefordert wurde? Oder auch nur die selbstbewusste junge Frau, die ihren Körper steuern kann wie einen Kleinwagen? Anuthida sah sich umzingelt von "Eierquetschhosen", was eine schöne Bezeichnung war für die superknappen Unterbuxen der männlichen Models. Sie zwang sich schließlich zu einigen halberotischen Posen. Zum Boykott fehlte ihr leider der Mut.
Von der Jury gab es für ihre völlig normalen Berührungsängste null Verständnis, nur Saures. Die Klum leierte ihren in zehn Staffeln erprobten Sermon herunter von der Professionalität, die ja das A und O im Modelbusiness sei. Gähn. Und Joop kramte eine alte Schauspieler-Regel hervor: "Die Rolle tut das, nicht ich." Ohne die könnten Christine Neubauer und Veronica Ferres nachts gar nicht schlafen. Anuthida zog aus der ungeliebten Tatscherei beim Shooting und dem ganzen Blabla darüber ein fatales Fazit. Unter Tränen und mit all ihren Träumen am Ende sagte sie: "Ich kann nicht heiß aussehen." Oh. Mein. Gott.
Führt Cortison zu abwegigen Gedanken?
Vielleicht litt die Lübeckerin mit den thailändischen Wurzeln aber auch noch unter den Spätfolgen einer Verwechslung, die ihr in New York unterlaufen war. Wer weiß. Sie wurde zusammen mit Lisa und Vanessa in die Ostküsten-Metropole geschickt, um an einem Casting für die Fashion Week teilzunehmen. Das lief auch alles ganz gut - Lisa und sie bekamen den Job -, was aber nicht so gut lief, war die Sache mit dem Zähneputzen.
Anuthida hatte ihre Zahnpasta vergessen und aus dem Kulturbeutel von Lisa eine Tube gefischt. Dazu muss man wissen: Lisa ist immer irgendwie am Rotzen und am Husten. Offenbar hat sie auch irgendwas mit der Haut. Anuthida putzte sich jedenfalls mit einer Cortison-Salbe die Zähne. Vom Gesundheitseffekt her hätte sie ihren Mundraum wahrscheinlich genauso gut mit Bohnerwachs polieren können. Führt Cortison in dieser unkonventionellen Darreichungsform möglicherweise zu abwegigen Gedanken? Oder sind diese ausschließlich das Ergebnis der allgemeinen Brainwash-Behandlung durch Klum und Co.?
Kiki kann jetzt jedenfalls wieder normal ticken. Und den ganzen Tag Spinatknödel in sich reinstopfen. Sie wurde von der Jury gestern in die Freiheit entlassen und quittierte die Entscheidung mit einem großen Uff. Sie war die mit Abstand bodenständigste Person in der Crew und nicht ganz so hirnlos und hintertrieben wie der Rest. Joop mümmelte sich zum Abschied ein paar Brocken Österreichisch zusammen. "I mog di", sagte er. Das war nett. Kristian Schuller meinte dasselbe, drückte es nur anders aus: "Du hast einen so geilen Charakter."