RTL-Show Taktloser Tiktok-Star und ein Riesentalent: So lief der "Let’s Dance"-Staffelstart

  • von Ingo Scheel
Anna Ermakova bei Let's Dance
Erwies sich bereits in der ersten Folge von "Let's Dance" als großes Talent: Becker-Tochter Anna Ermakova.
© Joshua Sammer / Getty Images
Es sieht aus wie "Let’s Dance", es klingt wie "Let’s Dance", es ist "Let’s Dance" – zum Auftakt der 16. Staffel zeigte sich einiges an Qualität. Dennoch gibt es bereits eine erste Favoritin und die schwebt über den Tanzboden wie Vattern einst über den Centre Court.

Die Konfettikanonen taten bei Let's Dance  ihren Dienst, die Jury hatte sich in Schale geworfen, allen voran Jorge mit silberner Schüttelfrise, dennoch stand da so eine diffuse Ernsthaftigkeit im Raum – vor allem bei Moderator Daniel Hartwich. Der löste den Grund für seine Stimmung kurz vor Ende der Sendung schließlich auf. Bis dahin legte sich das 14-köpfige Teilnehmerfeld mächtig ins Zeug, nicht jedoch, ohne zuvor die güldenen Showregeln verabreicht zu bekommen: Immer auf Motsi hören. Immer so tun, als würde man Jorge González verstehen. Und Joachim Llambi hat immer Recht.

Influencer, Schauspieler, Sportler und ein Wackeldackel

Der Teilnehmertross: Ein heterogenes Häufchen aus Youtubern und Influencern, Schauspielern, Sportlern und einigem mehr an Namen, die man sich in den kommenden Wochen wird draufschaffen müssen. Zum Auftakt gab es einiges an traditionellen Leistungsnachweisen. Sharon Battiste verfügt über einen kompetenten Wechselschritt, Younes Zarou will raus aus der Komfortzone, kann mehr als nur Videos drehen – behauptet er zumindest – und ist, O-Ton Llambi, "bereits nach fünf Schritten aus dem Takt". Julia Beautx zeigt in ihrem Videokanal indes, wie man Eier kocht, Daniel Hartwich ist "wie ein Steuerberater angezogen" (wiederum O-Ton Llambi) und Jens Knossalla, den alle Knossi nennen, ordnet seinen Tanzstil als "Typ Wackeldackel" ein.

Als Zuschauer galt es, einiges an Standvermögen, oder besser gesagt, Sitzfleisch mitzubringen: Am Ende der Show zeigte das Zeiteisen knapp dreieinhalb Stunden Sendedauer an. Im Rahmen dessen boten sich jedoch ausreichend Schauwerte, die das Wegnicken verhinderten. Schauspielerin Chryssanthi Kavazi etwa, die ankündigte, im Rahmen der Sendung öfter "Scheiße" sagen zu wollen. Komiker Abdelkarim, der Zaubertricks für Kindergeburtstage beherrscht und kurze Wörter rückwärts sprechen kann, dafür aber – O-Ton, man ahnt es schon, genau: nochmal Herr Llambi – tanzmäßig in der "Abteilung Schlafwagen" unterwegs ist.

Überaus aufgeweckt dagegen Ex-Kunstturner Philip Boy, der binnen drei, vier Schritten auf Betriebstemperatur ist, Mimi Kraus, der Handball-Weltmeister, und sein Bromance-Gegenpart Timon Krause, die ebenfalls solide liefern, wobei letzterer, seines Zeichens Mental-Magier, für dicke Backen sorgte: Der Mann konnte treffsicher voraussagen, dass Daniel Hartwich ihn mit Ekaterina Leonova als Tanzpartnerin zusammenbringen würde, alles nur anhand einer kleinen Fußbewegung des Moderators. Schon verrückt, dieses Mentalismus.

Becker-Tochter überzeugt auf ganzer Linie bei Let's Dance

Überhaupt mental und so – eine, die da rein genetisch schon ganz gut vorbereitet ist, hört auf den Namen Anna Ermakova, und wer in den letzten Jahren den Werdegang der 22-Jährigen womöglich aus ironischer Distanz verfolgt hat, musste sich an diesem Abend die Augen reiben. So, wie ihr Vater Boris Becker einst den Centre Court von Wimbledon als Wohnzimmer zu eigen machte, so schwofte seine Tochter durchs RTL-Studio, als wäre es die eigene gute Stube. Nur allzu folgerichtig, dass sie die Wildcard erhielt, mit der ihr in der nächsten Sendung, in der ja bereits eine Tänzerin oder ein Tänzer die Segel streichen muss, nichts passieren kann, Stichwort Narrenfreiheit, auch da hat die nahe Verwandtschaft ja so einiges zu bieten.

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© rtl.de
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Die Nummer mit der  Wildcard, dem Direktticket, war aber auch schon die einzige Wettbewerbssituation. Obwohl Jorge, Motsi und der Llambi die Gruppentänze ordnungsgemäß per Holztäfelchen benoteten, war der erste Round-Up doch vor allem ein Warm-up und natürlich die Basis für die Zuteilung der Tanzpaare und die sah am Ende wie folgt aus:

  • Timon Krause & Ekaterina Leonova
  • Ali Güngörmüş & Christina Luft
  • Philipp Boy & Patricija Ionel
  • Knossi & Isabel Edvardsson
  • Abdelkarim & Kathrin Menzinger
  • Mimi Kraus & Mariia Maksina
  • Younes Zarou & Malika Dzumaev
  • Julia Beautx & Zsolt Sándor Cseke
  • Alex Mariah Peter & Alexandru Ionel
  • Chryssanthi Kavazi & Vadim Garbuzov
  • Natalia Yegorova & Andrzej Cibis
  • Anna Ermakova & Valentin Lusin
  • Sally Özcan & Massimo Sinató
  • Christian Polanc & Sharon Battiste

Kurz vor Ende der ersten Show, die "bombastische Stimmung" (Motsi) bot, in der alle "die Schahnz ham, besse zu werd" (Jorge), dabei durchweg schon"viel Freude bereiteten" (Llambi), fand Daniel Hartwichs passende Worte. Der Moderator erinnerte an Tim Lobinger. Der erfolgreiche Stabhochspringer war zwei Tage zuvor im Alter von 50 Jahren seinem schweren Krebsleiden erlegen. 2011 hatte Lobinger im Rahmen der 4. Staffel von "Let’s Dance" zusammen mit Isabel Edvardsson getanzt und dabei den 9. Platz belegt. Fazit: Schwungvoller Auftakt mit ernstem Unterton.

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