ProSieben-Castingshow Popstars bitten zur Kasse

Von Julia Windhövel
Heute Abend endet die aktuelle Staffel der ProSieben-Castingshow "Popstars". Im großen Finale kämpfen drei Mädchen um den letzten freien Platz in der Band Queensberry. Wer seinen Liebling unterstützen will, muss diesmal jedoch tief in die Tasche greifen.

Der Traum vom Popstar-Dasein - für Gabby, Leo und Victoria ist er schon jetzt wahr geworden. Drei Mädchen hat die Jury bereits vor dem großen "Popstars"-Finale (20.15 Uhr auf ProSieben) in die Band Queensberry gewählt. Eine tolle Chance für sie, wie das Beispiel der No Angels zeigt: Die ebenfalls von ProSieben zusammen gecastete Gruppe wurde zur erfolgreichsten Girl-Band Kontinentaleuropas. Der Kampf um den heiß begehrten letzten Platz wird nun zwischen Antonella (17), KayKay (22) und Patricia (17) ausgetragen. Über deren Schicksal entscheidet wie gehabt der Zuschauer. Und das nicht nur per Anruf oder SMS.

Die Macher der siebten Staffel von "Popstars" haben sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Seit letztem Freitag stehen drei Alben der noch gar nicht vollständigen Band Queensberry in den Läden. Wie das sein kann? Es handelt sich diesmal nicht etwa um ein peinliches Versehen, wie es ProSieben bei der Zusammenstellung der Band Monrose unterlaufen ist. Damals konnte man schon Tage vor dem großen Finale bei Amazon.de das Monrose-Album kaufen. Diesmal verhält es sich anders: Die drei Finalistinnen durften mit den bereits gewählten Queensberrys je ein Album aufnehmen. Es gibt folglich drei Varianten des ansonsten identischen Albums. Jury-Mitglied Loona zeigt sich von dieser Idee begeistert: "Das ist für die Mädchen auch eine tolle Chance, schon mal ein Album aufgenommen zu haben" schwärmt sie.

Die Teenie-Abzocke

Doch was den Mädchen als einzigartige Chance verkauft wird, ist in Wirklichkeit eine geschickt ausgeklügelte Marketingstrategie. Denn nun kommt der Zuschauer ins Spiel: Mit jeder gekauften CD gibt man einem der Mädchen seine Stimme. Und diese kostet dann nicht mehr 49 Cent wie ein Anruf oder eine SMS, sondern um die 15 Euro. Viel Geld für die überwiegend jugendlichen Zuschauer, denen ProSieben damit tief in die Tasche greift. Doch wer angesichts dieser offensichtlichen Abzocke mit Protest der Jugendlichen rechnet, sieht sich getäuscht.

Wie naiv die Fans an den Kauf der CDs herangehen, ist auf Amazon.de an den mittlerweile knapp 80 Kommentaren zu den Alben abzulesen. "Biggi" schreibt: "kaufen, sag ich da nur - derzeit vor allem antonella, damit sie das 4. bandmitglied wird". Und bei "Tigertatze" klingt es vor lauter Euphorie schon fast so, als könnte man seinen Star und nicht die CD erwerben: "Alle die Antonella unterstützen wollen müssen sie auf jeden Fall kaufen!!". Nur wenige stehen dem ganzen Marketing-Tamtam skeptisch gegenüber. "Leute, habt ihr Blumenkohl in den Ohren", schreibt "anonymer Anonymist", das "ist eh nur Kundennepp, Geldverdienerei und Verarsche".

In den vergangenen Wochen zerrissen sich die Boulevardpresse und selbsternannte Sittenhüter über die Amoralität der Casting-Show das Maul. Zu der Teenie-Abzocke, die ProSieben betreibt, schweigen sie jedoch. Also: Auf zum fröhlichen Sparschwein-Schlachten für den guten Zweck. Schließlich ist bald Weihnachten.

PRODUKTE & TIPPS