Nach der letzten Folge der umstrittenen RTL-Reihe "Erwachsen auf Probe" hat der Sender zunächst offen gelassen, ob es eine zweite Staffel geben wird. Insgesamt zeigte sich aber der Sender zufrieden mit der Resonanz des Publikums. "Jede dritte TV-Zuschauerin unter 30 hat sich mittwochs für 'Erwachsen auf Probe' entschieden", sagte RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger am Donnerstag. Am Ende habe es auch in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen insgesamt für einen "sehr ordentlichen Marktanteil von durchschnittlich 17 Prozent" gereicht. Die letzte Folge sahen am Mittwochabend 2,04 Millionen Menschen. Das entsprach einem Marktanteil von 8,4 Prozent beim Gesamtpublikum und 15,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.
Vor dem Start der Reihe am 3. Juni war vielfach gegen die Absicht des Senders protestiert worden, Kleinkinder und Säuglinge vorübergehend in die Obhut von Jugendlichen zu geben, wobei die Eltern jeweils in unmittelbarer Nähe waren. Den Befürchtungen von Sozialverbänden und Politikern, die Kinder und Heranwachsenden könnten Schaden nehmen, hielt der RTL entgegen, dass kompetente Fachleute die Sendung begleiteten. Mehrere Versuche, die "Erwachsen auf Probe" über Strafanzeigen oder Beschwerden bei der Medienaufsicht zu stoppen, scheiterten. Die Kommission für Jugendmedienschutz nannte die ersten Folgen rechtlich zulässig, aber ethisch und pädagogisch unverantwortlich.
Zuschauerinteresse ließ rasch nach
Nach einem Start mit 3,01 Millionen Zuschauern ließ der Zuspruch des Publikums nach, die Zuschauerzahl sank bis zur siebten Folge auf 1,90 Millionen. Das entsprach in der Werbezielgruppe noch immer einem Marktanteil von 14,7 Prozent und bei den Frauen zwischen 14 und 29 Jahren 28,3 Prozent. Im Durchschnitt aller acht Folgen erreichte die Sendung 2,41 Millionen Zuschauer oder 9,2 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen waren es 17,0 Prozent und beim weiblichen Publikum von 14 bis 29 Jahren 31,6 Prozent.
"Wir werden die Staffel in Ruhe auswerten und dann entscheiden, ob und unter welchen Voraussetzungen es eine Fortsetzung gibt", ließ Sänger offen, ob die Reihe fortgesetzt wird. Während der Staffel hätten sich mehr als hundert weitere Teenager beim Sender beworben, die ebenfalls mitmachen wollten. Mütter hätten für ihre jugendlichen Kinder angefragt, eine Schule wolle die Folgen als Lehrmaterial verwenden.
Einige Werbekunden hätten wegen der öffentlichen Diskussion ihre Spots auf andere RTL-Sendungen umgebucht, sagte Sänger. "Zum Ende der Staffel waren wieder mehr Werbekunden präsent, darunter Branchen wie Unterhaltungselektronik, Telekommunikation oder Ernährung."