RTL-Show "Let's Dance" "Du hast gehüpft wie eine Presslufthammer"

  • von Sophie Lübbert
Eine kitschige Liebeserklärung, zwei Weinkrämpfe und viel Bewegung: Die Promis quälen sich beim Quickstep - und lassen sich dafür von einer großen Bratwurst bewerten.

Es ist der Moment, als die Tänzer die Bühne betreten. Sie lächeln kurz, dann legen sie los. Springen, biegen und drehen sich, tanzen mit viel Können und großer Körperbeherrschung. Es ist der Eröffnungstanz, den die Profis da vorführen. Der gesamte Auftritt dauert vielleicht drei Minuten. Aber er reicht, um zu wissen: Alles wird gut. Sogar diese Ausgabe von "Let's Dance".

Dabei war ein riesiger Reinfall viel wahrscheinlicher. Schließlich wird die Sendung moderiert von Sylvie van der Vaart, die das Land gerade mit ihrer ganz privaten Seifenoper zwangsbeglückt. Wie leicht hätte die Sendung zu einer weiteren Folge der Sylvie-Show verkommen können. Stattdessen wird sie richtig unterhaltsam.

Konzentration aufs Tanzen

Das liegt vor allem daran, dass die RTL-Show sich in dieser zweiten Sendung der sechsten Staffel endlich auf das konzentriert, worum es gehen sollte: aufs Tanzen. Und das nicht nur bei der Eröffnung. Klar, es gibt ein paar rührselige Einspieler, zwei Weinkrämpfe, eine etwas kitschige Liebeserklärung an die Mama live im TV-Studio und den scheinbar unverzichtbaren Hinweis auf Balian Buschbaums funktionierenden Penis. Aber all dies bleibt nur Randnotiz angesichts der Geschehnisse auf dem Parkett.

Die verbliebenen neun Semi-Promis müssen sich diese Woche bei Rumba und Quickstep beweisen. Bei recht schnellen Schrittfolgen also, die schwer zu merken, aber schön anzuschauen sind. In den Proben wirken die Kandidaten noch angestrengt; sie meckern, jammern oder streiten sich mit ihren Tanzlehrern. Aber schließlich zeigen fast alle etwas, das nach Tanzen aussieht.

Soap-Schauspielerin im Glitzerkleid

Besonders Soap-Schauspielerin Sila Sahin bietet eine wirklich gute Show. Mit weißem Glitzerkleid am Körper und Tanzpartner im Arm hüpft sie übers Parkett, als habe sie das schon immer gemacht. Genauso sieht es bei "Bachelor" Paul Janke aus; der verkneift sich ausnahmsweise mal sein Dauergrinsen und strengt sich an, die Füße im passenden Moment in die richtige Richtung zu strecken.

Die restlichen Kandidaten sind zwar nicht direkt hochbegabt, aber wenigstens hochmotiviert: Partysänger Jürgen Milski ist seiner Partnerin vor lauter Eifer immer knapp einen Takt voraus. Ex-Spielerfrau Simone Ballack kippt bei einer Drehung fast vornüber. Und Comedian Tetje Mierendorf schaut so angestrengt, als habe er schlimme Schmerzen - vielleicht ahnt er schon, dass er später rausfliegen wird.

Kein gutes Deutsch, aber gute Unterhaltung.

Von der Jury gibt es für all diese Anstrengungen zwar nur wenige Punkte, aber viele lustige Sprüche. Joachim Llambi meckert wie gewohnt herum ("Der Takt war so schlecht, da war der Rest dann auch egal"), Profi-Tänzerin Motsi Mabuse meckert auch, aber das ein bisschen netter. Und Laufstegtrainer Jorge trägt nicht nur das schlimmste Outfit des Abends (einen braun-glitzernden Strampelanzug, der ihn wie eine riesige Bratwurst aussehen lässt). Er ist auch zuständig für schöne Stilblüten à la "Du hast gehüpft wie eine Presslufthammer" oder "Ich brauche die Hüfte von West bis nach Ost". Das ist vielleicht kein gutes Deutsch, aber gute Unterhaltung.

Zugegeben: Bei Sendern wie Arte und 3sat mag es an diesem Abend anspruchsvoller zugehen. Und an jedem anderen Abend vermutlich auch. Aber was RTL mit dieser "Let's Dance"-Ausgabe bietet, macht wirklich Spaß – was will man mehr?

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