Keine Frage: In den letzten Jahren kommt "Wetten, dass..?"-Moderator Thomas Gottschalk zunehmend altväterlich daher. Bei Interviews versucht er zwar besser zuzuhören, es gelingt ihm aber nur teilweise. Und nach wie vor sucht er gerne den Körperkontakt - besonders mit seinen weiblichen Gästen. Ganz zu schweigen von seinem Altherrenwitz.
Wie auch immer man zu der Samstagabend-Show und ihrem Moderator steht: Fakt ist, dass Gottschalks Erfolg die Show zum Exportschlager für das ZDF gemacht hat. Vor wenigen Tagen hat der öffentlich-rechtliche Sender den größten Fernsehmarkt der Welt geknackt: Das US-Network ABC entwickelt eine amerikanische Ausgabe von "Wetten, dass..?".
"Es stimmt, wir haben einen definitiven Deal", sagt Alexander Coridass, der Geschäftsführer von ZDF Enterprises zu stern.de. Die 1993 gegründete Tochtergesellschaft des öffentlich-rechtlichen Senders ist für den internationalen Lizenzhandel mit ZDF-Formaten zuständig.
Britisches Moderatorenduo soll durch die Sendung führen
Unterzeichnet wurde der Vertrag mit dem US-Fernsehproduzenten Phil Gurin vor gut zwei Wochen. "Gurin hat seinerseits einen Deal mit der ABC", so Coridass. "Jetzt wird eine Pilotsendung produziert. Die Castings laufen." Bereits in den kommenden drei Monaten soll die Show über die US-Bildschirme flimmern. Derzeitiger Stand ist, dass ein britisches Moderatorenduo durch die Sendung führen soll. "Briten sind momentan sehr 'in' bei den Amerikanern", sagt Coridass.
In die USA gelangte "Wetten, dass..?" über Umwege. Der konstante Erfolg der Gottschalk-Show in Deutschland hatte zunächst Chinas TV-Macher hellhörig werden lassen. Das 2004 übernommene Format entwickelte sich zum Hit: Zwischen 50 und 100 Millionen Chinesen schauen "Wetten, dass..?" - pro Sendung. Diese Zahlen wurden auch in den Vereinigten Staaten zur Kenntnis genommen.
US-Stars treten nicht im Fernsehen auf
"Das erste Gespräch mit Phil Gurin fand 2005 statt. Das wurde dann 2006 intensiviert", sagt Coridass. Überlegt werden musste, wo die Show dem Geschmack der US-Zuschauer besser anzupassen ist. Coridass: "Im Gegensatz zu 'Wer wird Millionär?' oder 'Glücksrad' lassen sich die Elemente von 'Wetten, dass..?' nicht eins zu eins in andere Länder transportieren." So treten große US-Stars im eigenen Land nicht im Fernsehen auf - es sei denn, es handelt sich um Charity-Shows.
Deshalb wurde ein Format entwickelt, bei dem die Wetten im Vordergrund stehen. "Die Show wird einstündig sein, die Wetten gestraffter", so Coridass. "Es gibt also nicht so viele Möglichkeiten für die Kandidaten, Fehler zu machen." Außerdem soll der Einsatz der prominenten Wettpaten eine Nummer härter werden als in Deutschland. Die produzierende Firma, "The Gurin Company", gibt es seit zehn Jahren. Sie stellt vor allem Entertainment- und Reality-Shows her und ist mit allen großen US-Sendern im Geschäft.
Coridass glaubt, dass zunächst vor allem Fernsehstars die Wettpaten bei "Wanna Bet" machen. "Aber wenn es ein Erfolg werden sollte, kommen in ein, zwei Jahren schon die Filmstars." Allerdings: Der US-Fernsehmarkt gilt als härtester der Welt. Formate, die nicht laufen, fliegen ad hoc aus dem Programm. Schon 1993 gab es eine US-Ausgabe von "Wetten, dass..?". Doch der Sender CBS beließ es bei der Pilot-Sendung. Coridass: "Ob es einen oder mehrere Piloten gibt, also einen Schuss oder zwei, bis entschieden wird, ob das Format übernommen wird, muss man sehen."
Der Lizenzverkauf in die USA hat der Erfolgsshow einen Schub in englischsprachigen Ländern verpasst. In Großbritannien hat sich der Sender ITV bereits das Vorkaufsrecht für die Show gesichert. Coridass: "Ob in Kanada, Neuseeland oder Australien: Die schauen jetzt alle genau hin, was in den Vereinigten Staaten passiert." Momentan läuft "Wetten, dass..?" in zehn Ländern in aller Welt.