- 4 von 5 Punkten
- Lena Odenthal wird nostalgisch: Dieser Fall knüpft an einen Krimi aus dem Jahr 1991 an
Worum geht's?
Bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle stirbt der Polizist Benny Hilpert (Max Schimmelpfennig). Er wird hinterrücks erschossen, unklar ist jedoch, von wem. Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Fokerts) wird in das pfälzische Dorf Zarten geschickt, um zu ermitteln. Für sie ist es eine Reise in die eigene Vergangenheit. Vor 28 Jahren musste sie an gleicher Stelle das Verschwinden eines rumänischen Spätaussiedlers aufklären. Damals unterstützte sie der Dorfpolizist Stefan Tries (Ben Becker), der es inzwischen zum Leiter der Polizeidienststelle gebracht hat. Tries war in der Tatnacht mit seinem jungen Kollegen unterwegs. Er scheint mehr zu wissen, als er vorgibt. Und auch der Rest seiner Leute ist nicht sehr interessiert daran, den Tod von Benny Hilpert rasch aufzuklären.
Warum lohnt sich dieser "Tatort"?
Lena Odenthal feiert mit der Folge ihr 30-jähriges Dienstjubiläum. Seit 1989 ermittelt die Kommissarin in Ludwigshafen und Umgebung. Der Fall "Die Pfalz von oben" knüpft an den dritten Odenthal-Krimi "Tod im Häcksler" an, der 1991 ausgestrahlt wurde. "Es hat sich nichts verändert", sagt Polizist Stefan Tries in einer Szene, der damals wie heute von Ben Becker dargestellt wird. Tatsächlich spielt auch die aktuelle Episode in dem fiktiven Grenzort Zarten, in dem Lena Odenthal nicht nur einen Mord aufklären, sondern sich ebenso mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen muss. Und ein Häcksler – eine kleine Hommage an die alte Folge – kommt ebenfalls vor.
Was stört?
Der ganze Charme dieses "Tatorts" entfaltet sich eigentlich nur, wenn man auch den alten Film aus dem Jahr 1991 kennt. Damals waren Stefan Tries und Lena Odenthal zwei junge Polizisten, zwischen denen es auch privat knisterte. Nun, 28 Jahre später, treffen sie erneut aufeinander. Das Wiedersehen nach so langer Zeit ist das zentrale Thema des Films, denn Tries ist nicht mehr der smarte Kollege von einst. Der eigentliche Kriminalfall gerät darüber in den Hintergrund – obwohl es so viele Tote gibt wie selten in einem Odenthal-"Tatort", nämlich fünf.
Die Kommissare?
"Wir sind Lichtjahre voneinander entfernt. Zwei Planeten, die sich niemals getroffen hätten. Ein Zufall. Darauf kann man doch kein Leben aufbauen", sagt Lena Odenthal zu Stefan Tries in einer Szene. Der trauert der verpassten Liebe und geplatzten Träumen hinterher. Im Gegensatz zu Odenthal hat er keine erfolgreiche Karriere gemacht, sondern ist in Zarten hängengeblieben und betäubt sich mit zerkleinerten Schmerztabletten, die er wie Kokain durch die Nase zieht. Bei einer Flasche Rotwein schafft er es doch noch, mit Odenthal in vergangenen Erinnerungen zu schwelgen. Die beiden tanzen – wie schon 1991– zu den Klängen von Bob Dylans Ballade "Lay Lady Lay". Definitiv einer der stärksten Momente des Films.

Ein- oder ausschalten?
So lange wie Lena Odenthal ermittelt kein andere "Tatort"-Kommissarin. Um dieses Jubiläum zu würdigen, sollten Sie ruhig einschalten, auch wenn der Fall deprimierend endet.
Der "Tatort: Die Pfalz von oben" wurde erstmals am 17. November 2019 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt den Fall am 14. Mai 2021 um 22.15 Uhr