Worum geht's in diesem "Tatort"?
Eigentlich haben die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) den Fall um den Mord an einer rumänischen Prostituierten längst abgeschlossen. Doch bei der Verurteilung des Mörders überkommen Batic Zweifel. Er rollt die Ermittlungen noch einmal auf, stößt tatsächlich auf Ermittlungsfehler - und sorgt so für eine Verkettung von verhängnisvollen Geschehnissen mit viel zu vielen Toten. Zu allem Überfluss hängt Batic persönlich mit drin, denn mit dem betroffenen Puff-Leiter Harry (Robert Palfrader) verbindet ihn eine lange Freundschaft.
Warum lohnt es sich?
Weil der Film hübsch anzusehen ist. Regisseur und Drehbuchautor Max Färberböck inszeniert die Folge mit Kameraeinstellungen, die man sonst selten in einem "Tatort" zu sehen bekommt. Schon die Anfangs-Sequenz mit schnell geschnittenen Stimmungsbildern zum Song "Murder me Rachael" von The National wirkt eher wie ein Indie-Rock-Video Anfang der Nullerjahre. Später werden Drogenkonsum und Gewalt Tarantino-mäßig in Zeitlupe gezeigt, dazu läuft "Praxis of Love" der Hamburger-Schule-Band A Tribe Called Knarf. Das flüchtende Liebespaar Benny ("Fack Ju Göhte"-Star Max von der Groeben) und Mia (Mercedes Müller) bekommt außerdem seinen eigenen kleinen Road-Movie im Film, inklusive Country-Song und cooler Accessoires wie Perücke und wechselnde Fluchtautos.
Was stört?
Der Fall. Der ist viel zu verschachtelt erzählt und wird durch die künstlerisch angehauchten Bilder nicht klarer. Im Gegenteil. Auch wenn die Videoclip-Sequenzen schön anzusehen sind - sie bringen den Spannungsbogen nicht voran, und so verliert man als Zuschauer schnell den Faden und das Interesse am Geschehen. Wer jetzt wie und warum für welchen Tod verantwortlich war, ist am Ende kaum zu entwirren.
Die Kommissare?
Die haben eigentlich was zu feiern: Seit 25 Jahren ermitteln Nemec und Wachtveitl jetzt schon in München - länger ist in der "Tatort"-Familie nur Ulrike Folkerts alias Lena Odenthal in Ludwigshafen im Dienst. Die bayerischen Ermittler mit der mittlerweile fast identischen weißen Haarpracht gelten als eines der beliebtesten "Tatort"-Teams. Und auch in "Mia san jetzt da wo's weh tut" kommt ihre Freundschaft lässig rüber, ist ihr Dialekt typisch bayerisch, ihr Schauspiel solide. Das Jubiläum wird in der Folge nur am Rande thematisiert: Das Team stößt zwar darauf an - allerdings mit Espresso aus Pappbechern und nicht mit "g'schissenem Champagner" (O-Ton Leitmayr).
Ein- oder Ausschalten?
Einschalten - aber nicht für den verworrenen Fall, sondern wegen der erfrischenden Inszenierung und um das Jubiläums-Team hochleben zu lassen. Ohne Espresso aber vielleicht mit einem Münchner Weißbier: Auf die nächsten 25 Jahre!