Emil Forester hat eigentlich nicht viele Gemeinsamkeiten mit Borat alias Sacha Baron Cohen. Während der eine ein melancholisch dreinblickender Filmemacher der zurückhaltenden Art ist, verkörpert Borat eine brachiale Witzfigur aus Kasachstan. Und doch kommt einem unweigerlich die überdrehte Komödie "Borat" in den Sinn, wenn "Welcome to Karastan" über die Leinwand flimmert. Immerhin spielt sie nicht nur in einem fiktiven, aber sehr ähnlich klingenden Land. Auch die Menschen werden als eher hinterwäldlerisch dargestellt. Da hören die Parallelen aber auch schon auf.
"Welcome to Karastan" von Regisseur Ben Hopkins ist eine Komödie, die in einer neugegründeten Kaukasus-Republik spielt. Hauptfigur Emil Forester ist als Filmemacher in eine Schaffenskrise geschlittert und nimmt das Angebot an, in Karastan an einem Filmfestival teilzunehmen. Was der Londoner dort an seltsamen Bräuchen, postsowjetischer Architektur und in Form des allmächtigen Präsidenten Abashiliev erlebt, sorgt für die gefühlten Parallelen zur Kasachen-Komödie "Borat". Die Polizisten tragen etwas zu große Mützen und sind meist korrupt, Wodka ist häufiger zu sehen als Wasser.
Komödie ganz ohne Zoten
Hopkins ("Simon Magus") erzählt in seinem Film aber mehr. Es geht darum, was Kino alles sein kann: Popcorn-Unterhaltung, Hochkultur, auch Propaganda. Während Forester mit seiner Kunst hadert, schauen die Bewohner von Karastan noch mit fast kindlich-ungetrübtem Blick auf die Leinwand. Für einen kurzen Moment scheint es sogar so, als könnte der britische Filmemacher in dem fernen Land seinen Frieden finden. Zumindest nimmt der Träger des Kurzfilm-Oscars das Angebot an, das Nationalepos von Karastan zu verfilmen.
Die Komödie kommt dabei komplett ohne Zoten aus und setzt stattdessen auf einen Mix aus Ironie und fast schon wehmütigen Elementen. Gleichzeitig trägt der Film auch eindeutig biografische Züge. Hopkins, dessen bekannteren Arbeiten ein Weilchen zurückliegen, sagt selbst, dass er mit "Welcome to Karastan" Erlebnisse von Filmfestivals aus Kasachstan, der Türkei, Armenien, Afghanistan oder Russland verarbeitet.
Am Ende von "Welcome to Karastan" steht tatsächlich die Frage im Raum, welche Art von Kino gerade gezeigt wurde. Das war bei "Borat" damals noch etwas einfacher zu sagen. Unterhaltsam ist der Ausflug nach Karastan dennoch.