Sie war eine Sportlerin auf dem Höhepunkt ihrer Karriere: Die Snowboarderin Bibian Mentel trainierte im Jahr 1999 für die Weltmeisterschaften, als sie sich am Knöchel verletzte. Bei den Röntgenaufnahmen machten die Ärzte eine beunruhigende Entdeckung: Mentel hatte Knochenkrebs. Sie unterzog sich sofort einer Behandlung, doch die Krankheit war hartnäckig: 2002 zeigte sich, dass der Krebs sich dennoch weiter ausgebreitet hatte. Die Ärzte rieten der Niederländerin, das betroffene Bein amputieren zu lassen – sie stimmte zu.
Man sollte meinen, dieser schwere Schritt bedeute das Ende einer ehrgeizigen Sportkarriere. Nicht so für Bibian Mentel. Vier Monate nach der OP stand sie wieder auf dem Snowboard, wenig später trat sie wieder in Wettkämpfen an. Nachdem Mentel einen Sieg in den niederländischen Meisterschaften geholt hatte – im gewöhnlichen Teilnehmerfeld, gegen Konkurrenten ohne Handicap –, begann sie sich dafür einzusetzen, Snowboard als Sportart bei den Paralympics aufnehmen zu lassen. Nach zehn Jahren, in denen sie hartnäckig dafür geworben hatte, gab es dann tatsächlich erstmals Snowboard-Wettkämpfe, bei den Winter-Paralympics in Sotchi.
Bibian Mentel gab niemals auf
Die heute 48-Jährige gewann regelmäßig Goldmedaillen, zuletzt bei den Paralympics 2018. Und das, obwohl ihr der Krebs immer wieder dazwischenkam, immer bedrohlicher wurde. Vor fünf Jahren sagten die Ärzte der Ausnahmesportlerin erstmals, dass sie ihn für nicht mehr behandelbar hielten und Mentel sich damit auseinandersetzen müsse, daran zu sterben. Doch die Mutter eines Sohnes wollte nichts unversucht lassen, wechselte die behandelnden Ärzte – und konnte von diesen tatsächlich noch einmal erfolgreich behandelt werden. Letztlich sollte ihr diese Entschlossenheit noch einmal mindestens fünf Jahre schenken, die sie mit ihrer Familie verbringen konnte. Zudem nahm sie bald darauf an der niederländischen Version von "Let's Dance" teil, kam bis ins Halbfinale.
Nach all diesen unglaublichen Erfolgen meldete sich jedoch nun im März 2021 der Krebs zurück. Bei Mentel wurde ein inoperabler Hirntumor entdeckt, dem weder ihr eiserner Wille noch moderne Medizin beikommen können. Die Sportlerin hat sich damit abgefunden, sagt sie, sie blicke inzwischen nicht weiter als ein paar Monate in die Zukunft und habe begonnen, von ihrer Familie – vor allem Ehemann Edwin und Sohn Julian – Abschied zu nehmen. In der niederländischen Talkshow "Humberto" forderte sie die Zuschauer auf: "Sammelt Erinnerungen, nicht Geld oder Gegenstände."
Das Wichtigste ist ihre Familie
Sie ist froh, dass ihre Familie für sie da ist, und dass sie so lange für ihre Familie da sein konnte. "Unglaublich, dass ich den 18. Geburtstag meines Sohnes noch erlebe", staunt Bibian Mentel selbst, angesichts der niederschmetternden Diagnosen, die sie seit ihrem 27. Lebensjahr immer wieder erhielt. "Um mich herum ist so viel Liebe – ich mache mir keine Sorgen."
Quelle: "Algemeen Dagblad"