Kampf gegen ein Tabu "Ich habe abgetrieben - und ich schäme mich nicht dafür!"

Auch wenn Abtreibungen inzwischen meist erlaubt sind, werden Frauen für ihre Entscheidung oft verurteilt. Das wollen drei Aktivistinnen aus den USA nun ändern - und liefern sich auf Twitter erbitterte Diskussionen mit Abtreibungsgegnern. 

Das Thema Abtreibung ist eines, das polarisiert. Auch in Deutschland stehen sich Gegner und Befürworter unversöhnlich gegenüber. Doch das ist kein Vergleich zu den Grabenkämpfen, die sich die beiden Lager in den USA liefern. Unter Präsident Obama, der sich für das Recht der Frauen auf einen Schwangerschaftsabbruch einsetzt, hat die Debatte wieder neuen Schwung bekommen - besonders da in diesen Tagen das Oberhaupt der größten Anti-Abtreibungs-Organisation zu Gast in den USA ist: Papst Franziskus.

Ausschlaggebend für eine Twitter-Aktion zum Thema Abtreibung war aber eine politische Entscheidung: Planned Parenthood soll in Zukunft nicht mehr von der Regierung unterstützt werden, die Organisation ist seit vielen Jahren in den Bereichen Verhütung und Familienplanung tätig, vergleichbar mit der Arbeit von Pro Familia in Deutschland. Planned Parenthood führt an amerikanischen Krankenhäusern auch Abtreibungen durch. Das Geld, das sie von der Regierung erhält, wurde jedoch nie für Schwangerschaftsabbrüche ausgegeben. Trotzdem ist Planned Parenthood den konservativen Parteien schon lange ein Dorn im Auge. Nun wollen sie der Organisation den Geldhahn zudrehen.

Dagegen protestieren drei Aktivistinnen seit mehreren Tagen mittels Twitter. Unter #ShoutYourAbortion erzählen Frauen und auch Männer von ihren Erfahrungen mit Abtreibungen. Dem Aufruf von Amelia Bonow, Lindy West und Kimberly Morrison folgten bereits mehr als 70.000 Twitter-User. Die Tweets sind dabei sehr unterschiedlich: Viele Frauen berichten davon, wie eine Abtreibung ihr Leben gerettet hat. Wie sie jahrelang Scham empfunden haben, obwohl sie genau wissen, dass es die richtige Entscheidung war. So schreibt eine der Frauen: "Ich war 18, konnte nicht für mich sorgen und noch viel weniger für ein anderes menschliches Wesen." 

Das Ziel der Aktion ist es, Abtreibungen ihr Stigma zu nehmen. Denn auch wenn der Eingriff inzwischen in vielen Ländern erlaubt ist, wird er noch immer öffentlich verurteilt. Das Ziel der engagierten Frauen: Ein Schwangerschaftsabbruch soll nicht länger etwas sein, das Frauen zu bereuen haben. So schreibt eine Userin: "Ich wollte nie Kinder, daher hatte ich eine Abtreibung. Ich blühe auf, ohne Schuld, ohne Scham, ohne Entschuldigungen." 

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Doch natürlich äußern sich auch Abtreibungsgegner zu der Aktion. Sie haben einen eigenen Hashtag, #ShoutYourMurder, geschaffen, unter dem sie gegen die Tweets der Frauen hetzen. Viele der Befürworterinnen wurden bereits aufs Übelste beschimpft und haben zum Teil sogar Morddrohungen erhalten.

"Wenn du Mord nicht okay findest, wieso sollte es dann eine Abtreibung sein?", schreibt eine Userin. "Ich dachte eigentlich, dass sogar Abtreibungs-Befürworter jede Abtreibung für eine Tragödie halten. #ShoutYourAbortion ist pervers", meint ein anderer.

Doch während sich die zwei Lager gegenseitig anschreien, geht ein User zurück zum Ausgangspunkt der Debatte, der Unterstützung für Planned Parenthood. "Du magst keine Abtreibung? Dann unterstütze Planned Parenthood. Besserer Zugang zu Geburtenkontrolle = Weniger Abtreibungen."

vim

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