Weihnachten am Ort meiner Kindheit Und plötzlich ist man wieder Kind

An Weihnachten ist alles wie immer, alles so wie früher. Aus erwachsenen Töchtern und Söhnen werden plötzlich wieder Kinder. Auch unsere Redakteurin fühlt sich wieder wie zu Abizeiten. Warum ist das so? Erhalten wir damit den Familienfrieden?

Es ist schön, nach Hause zu kommen. An den Ort, an dem ich aufgewachsen bin, wo mein Elternhaus steht. Das Haus, in dem es nach Heimat riecht. In dem das gewohnte Chaos einer Großfamilie herrscht, und wo alles so vertraut ist. Die Geräusche, die Gerüche, die Hundehaare auf meiner Kleidung.

Und das Gefühl, ein Kind zu sein. Ein Gefühl, das einen in den ersten Stunden umarmt, wie es nur die eigene Mutter kann. Das Kind wird bekocht, legt sich in ein gemachtes Bett, stibitzt noch ein fünftes Stück Schokolade und verbringt den Abend zwischen den Eltern und Brüdern auf dem Sofa.

Alles wie immer?

Nichts könnte schöner sein. Bis zum nächsten Morgen. Aus der Freude, sich nach Wochen wiederzusehen, ist schlagartig Gewohnheit geworden. Alles beim Alten. Alles zurück auf Abiturzeiten. Zurück in dem Eltern-Kind-Gefüge.

Aus den Gesprächen über Zukunft, Beruf und Partnerschaft sind Sätze geworden wie: "Zum Mittagessen bist du aber wieder da", "Du musst noch mit den Hunden rausgehen" oder "Wann kommst du dann heute Abend nach Hause?"

Und statt zu reagieren wie eine 30-jährige Frau, reagiere ich wie die 18-jährige Tochter von damals. Alles beim Alten. Kollektiver Rückfall auf beiden Seiten. Und das scheint uns zu retten – die eingespielte Familiendynamik. Denn der Versuch, diese zu durchbrechen, scheitert. Also bleiben wir dabei. 

Eure Spielregeln? Okay!

Ich bleibe Kind und fordere den Streit nicht heraus, in dem ich meine Meinung über die Planung der Feiertage (mehr als sowieso schon) kundtue. So werden wir an Heiligabend auch dieses Jahr wieder unsere klägliche Gesangseinlage zum Besten geben, mein ältester Bruder wird keinen Finger krümmen und ich – ja, was mache ich eigentlich?

Ich werde versuchen, den Frieden zu wahren, Kind zu sein. Aber dann, liebe Eltern, will ich jetzt auch nichts mehr davon hören, dass Miriam aus meiner alten Klasse jetzt schon das zweite Kind bekommen hat, der Sohn von den Nachbarn geheiratet hat und nein, ich habe weder zu- noch abgenommen und ja, ich fahre Oma gleich nach Hause. Peace and out! 

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