Er ist der Neue im Gefängnis in London und vermutlich auch der Bekannteste. Doch Boris Becker muss sich genau wie alle anderen dem Tagesablauf beugen und erhält keinen Promi-Bonus.
Am 29. April bekam Boris Becker sein Strafmaß von Richterin Deborah Taylor mitgeteilt: zweieinhalb Jahre Haft wegen Insolvenzverschleppung. Vor einigen Wochen hatte eine Jury den Tennisstar in vier von 24 Anklagepunkten schuldig gesprochen. Vom Gerichtssaal ging es direkt in das vorgesehene Gefängnis.
London, Wandsworth Gefängnis, Block E, sieben Uhr morgens: So beginnen die nächsten zwei Jahre, fünf Monate und drei Wochen für den Wimbledonsieger, sollte er nicht wegen guter Führung früher entlassen werden.
Um acht Uhr gibt es Frühstück hinter den schwedischen Gardinen. Von Cornflakes, einem Keks und Toast ist die Rede. Doch die Stunde dazwischen wird nicht etwa zum Duschen genutzt. Das darf ein Wandsworth-Gefangener nämlich nur zweimal in der ganzen Woche. Lediglich frisch machen am Waschbecken ist erlaubt. Aus seiner Sporttasche, die Becker extra für die Haft packte, dürfte er Unterhosen und Shirts zum Unterziehen unter der Gefangenenkleidung behalten haben sowie ein Paar Turnschuhe. Die "Bild Zeitung" veröffentlichte diese Details aus Beckers neuem Alltag.
Sozialzeit oder Hofgang: Becker muss sich entscheiden
Manche Insassen dürfen tagsüber arbeiten. Becker gehört bisher nicht dazu. Also heißt es sitzen, nachdenken, eventuell lesen und zu der ein oder anderen Einführungsveranstaltung erscheinen, wie zum Beispiel einer Bibliothek-Einweisung. 30 Minuten am Tag soll es Freigang geben, innerhalb der streng bewachten Gefängnismauern. Auch eine Sozialzeit ist innerhalb dieser halben Stunde möglich, allerdings wohl nur zwei Mal die Woche. Sozialzeit bedeutet, mit anderen Gefangenen auf den Fluren Kontakt aufnehmen zu dürfen. Ab und an darf in der Zeit auch ein Anruf an die Liebsten getätigt werden. In der vergangenen Woche soll er bereits mit seiner Lebensgefährtin und seiner Mutter gesprochen haben.
Bei einem Freigang in dem Innenhof des Gefängnisses darf sich Boris Becker 20 Minuten lang unter freiem Himmel bewegen. Allerdings nur in eine Richtung, im Uhrzeigersinn. Danach geht es wieder in die Zelle. Meistens kriegen neue Bewohner einen erfahrenen Häftling an die Seite, der "Listener" genannt wird und der Wohltätigkeitsorganisation "Samaritans" angehört. Oft sind diese religiös und geben den Häftlingen Halt in der neuen Umgebung.
Boris Becker erhält rund 12 Euro Taschengeld pro Woche
Abendessen soll es schon um 16.30 Uhr geben, ab 19 Uhr darf niemand mehr seine Zelle verlassen. Die Portionen sollen klein sein und oft sehr matschig. In den vergangenen Tagen gab es beispielsweise einen Auflauf mit Hackfleisch, so die "Bild". Für das Taschengeld, das jeder Insasse erhält, rund zwölf Euro die Woche, kann man sich Kosmetikartikel oder Schokolade kaufen.
Wie die "Daily Mail" veröffentlichte, kann es gut sein, dass die Zeit im Gefängnis die letzte Zeit mit einem Wohnsitz auf englischem Boden für Boris Becker sein könnte. Er besitzt lediglich die deutsche, nicht aber die englische Staatsbürgerschaft. Das englische Gesetz sieht es jedoch vor, dass Kriminelle, die länger als zwölf Monate in Haft sitzen, nach ihrer Freiheitsstrafe abgeschoben werden sollen. Becker lebt seit 2012 in West-London.
Quellen: Bild, Daily Mail, Bild