Devotionalien Diana wird an jeder Ecke verramscht

Tassen mit ihrem Konterfei sind in jedem Ramschladen zu haben: Diana-Devotionalienjäger kommen in London voll auf ihre Kosten. stern.de-Mitarbeiterin Shila Behjat hat sich auf Trophäenjagd gemacht.

Es gibt Lamm-Kebab, Humus, Falafel und mittelmäßigen Kaffee. Wäre da nicht ein Foto von ihr mit dem Besitzer Abdul Basit Daoud an der Wand - es wäre eines von vielen libanesischen Cafés in Londons City. Staunend pilgern hunderte von Touristen täglich in die enge Stube, obwohl es außer zahlreichen Bildern von ihr eigentlich nichts zu sehen gibt. Die Leute kommen, weil sie wissen, dass sie einst hier gesessen hat. "Das ist aber ein schönes Fleckchen", soll sie gesagt haben. Das Café trägt deshalb heute ihren Namen. Er steht auf der Markise und am Eingang, der Rest der Schriftzeichen ist arabisch, ebenso wie die Speisekarte. "Café Diana" steht da in verschnörkelten Buchstaben über dem Eingang.

Für Diana-Devotionalien-Jäger aus aller Welt ist London ein Mekka. Nirgendwo sonst gibt es so viele Andenken an die verstorbene Prinzessin wie in der Stadt an der Themse. Das "Café Diana" ist meist ihr erster Anlaufpunkt. Denn direkt auf der anderen Straßenseite der Wellington Terrace beginnt der Park von Kensington Gardens mit dem Diana Gedenkbrunnen und dem "Diana Memorial Path", der rund um Kensington Gardens in den Hyde Park und bis zu Harrods führt.

Diana-Halsketten im Museumsshop

Im Kensington Palast mischt auch die königliche Familie am Gedenken an Diana mit. Das schlicht wirkende Backsteingebäude war seit 1981 Dianas Residenz in London und blieb bis zu ihrem Tod ihr offizieller Wohnsitz. Sie soll sich hier am wohlsten gefühlt haben. Anlässlich ihres zehnten Todestages am 31. August lädt der Palast zur Sonderausstellung "A Princess Remembered", eine Multimedia-Präsentation, die bekannte und bedeutende Stationen im Leben der "Prinzessin der Herzen" wiedergibt: ihre prunkvolle Hochzeit, die ersten Interviews, öffentliche Reden und Besuche in Krankenhäusern. Wie nach ihrer Beerdigung 1997 liegen Kondolenzbücher aus. Zehntausende herzzerreißende Botschaften - eine Adressatin. Gerade hat die achtjährige Rebecca aus Lancashire ihre vollendet: "Ich durfte dich nie kennen lernen, aber du bist immer in unseren Herzen. Für immer Deine Rebecca." Zwölf dicke Bücher mit hunderten von Seiten, jeder Bogen Papier in sechs Postkarten eingeteilt, sind bis zum Rande mit persönlichen Worten gefüllt. "Wie viele es sind, wird erst Ende Januar bekannt, wenn die Ausstellung abgebaut wird.", erklärt Leiterin Vicky Woods.

Diana-Devotionalien sind der Kassenschlager im Museumsshop von Kensington Palast, auch wenn es dort Andenken aus über 200 Jahren englischer Königsgeschichte gibt. Um die Glasvitrine herum tummeln sich vor allem Frauen. Ob ihnen die nachgemachten Diana- Halsketten und -Armbänder ebenso stehen wie ihrer Lady Di? Anders als in den kleineren Souvenirläden, die über die ganze Stadt verteilt sind, versucht man im Kensington Palace Kitsch zu vermeiden. Porzellan mit Dianas Porträt als frisch gekrönte Prinzessin, Diana-Schlüsselanhänger oder Diana-Hundehalsbänder sucht man vergebens. Das heißt nicht, dass es zweifelhafte Andenken dieser Art in London nicht zu kaufen gäbe. Ein kleiner Souvenir-Shop hat kurz nach Dianas Unfall in der Nähe von Earls Court eröffnet und bietet all jenen Kitsch an, für den sich der Kensington-Palast zu schade ist.

Oberkitsch im Nobelkaufhaus

Zirka 2000 bis 3000 Andenken an die verstorbene Prinzessin hat Margaret Tyler bereits gesammelt. Ihr Haus im Norden Londons ist vollgestopft mit Diana. Es gibt kein Zimmer, an dem einem die Prinzessin nicht begegnet: Ob auf Tellern, in Zeitschriften oder von den Wänden - das Lächeln der verstorbenen Prinzessin ist allgegenwärtig. Dank Papp-Aufstellern in Original-Größe kann Margaret Tyler sogar mit der Königsfamilie bei Tisch sitzen.

An Kitsch nicht zu überbieten dürften allerdings die beiden Bronzestatuen sein, die mitten im Edelkaufhaus "Harrods" direkt unter der "ägyptischen Rolltreppe" stehen. "Innocent Victims", unschuldige Opfer, heißt das Werk, das Prinzessin Diana und Dodi Al Fayed zeigt. Die beiden werden als Liebespaar dargestellt, die sich einander zugewandt an den Händen fassen und tief in die Augen blicken. Dodi und Diana in Lebensgröße - diese Statue werde für immer hier bleiben, sagte Dodis Vater und "Harrods"-Inhaber Mohamad Al Fayed bei der Einweihung. Seit dem Tod der beiden steht im Untergeschoss des Kaufhaueses ein Schrein mit Fotos von Diana und Dodi, umrahmt von mediterranen Gewächsen und Skulpturen. An der Wand ist eine Gedenktafel angebracht, daneben steht das Kondolenzbuch. Was dort teilweise als Erinnerung an Diana nierdergeschrieben wird, gleicht dem Kitsch drumherum. Mit einem Unterschied: Es kommt aus tiefstem Herzen.

Shila Behjat, London

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