Nach Antisemitismus-Vorwürfen Wende im Prozess: Gil Ofarim legt Geständnis ab – und entschuldigt sich

Gil Ofarim
Gil Ofarim im Landgericht Leipzig
© Hendrik Schmidt/dpa
Sehen Sie im Video: Überraschende Wendung – Musiker Gil Ofarim gesteht vor Gericht.
 
 
 
Überraschende Wendung im Gerichtsverfahren um den jüdischen Musiker Gil Ofarim: Nach einem Geständnis und einer Entschuldigung des Angeklagten hat das Landgericht Leipzig das Verfahren am Dienstag unter einer Geldauflage vorläufig eingestellt. Der Rockmusiker hatte 2021 gegen einen Hotelangestellten massive Antisemitismusvorwürfe erhoben. Ein von ihm veröffentlichtes Video wurde in den sozialen Medien weit verbreitet. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurde das Verfahren gegen den Hotelmitarbeiter eingestellt und ein Verfahren gegen Ofarim wegen Falschbehauptungen und Verleumdung eröffnet. In der nun getroffenen Vereinbarung soll der Musiker innerhalb von sechs Monaten 10.000 Euro an soziale Einrichtungen zahlen. Zu einem Motiv hat sich Ofarim nach Angaben eines Gerichtssprechers bisher nicht geäußert.
Gil Ofarim sorgt selbst für eine dramatische Wende im Prozess gegen ihn: Der jüdische Musiker legt ein Geständnis ab und entschuldigt sich bei dem Hotel-Mitarbeiter, den er beschuldigt hatte. Das Verfahren wird nach einem Vergleich eingestellt.

Das Verfahren gegen den jüdischen Musiker Gil Ofarim wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung ist nach dessen überraschendem Geständnis eingestellt worden. Der 41-Jährige muss einen Geldbetrag in Höhe von 10.000 Euro zahlen, sagte der Vorsitzende Richter am Landgericht Leipzig am Dienstag. Zuvor hatte der Musiker am 6. Verhandlungstag eingeräumt, nicht die Wahrheit gesagt zu haben. "Die Vorwürfe treffen zu", sagte er sichtlich bewegt im Gerichtssaal. Zu dem Hotelmanager, der als Nebenkläger auftritt, sagte er: "Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid."

Antisemitismus-Vorwürfe: Gil Ofarim entschuldigt sich bei Hotel-Personal 

Ofarim hatte im Oktober 2021 in einem Video Antisemitismus-Vorwürfe gegen ein Leipziger Hotel erhoben. Das Video verbreitete sich stark in den sozialen Netzwerken. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hatte sich der Vorfall aber nicht so zugetragen. Nach umfangreichen Ermittlungen folgte eine Anklage gegen Ofarim. Das Verfahren gegen den Hotel-Mitarbeiter wurde eingestellt. Das Video habe er nun gelöscht, sagte Ofarim am Dienstag vor Gericht. Die kurzen Worte beenden einen langen Gerichtsprozess mit einer noch längeren Vorgeschichte. Der Hotelmanager nahm die Entschuldigung an. 

"Die Kammer ist davon überzeugt, dass das heutige Geständnis des Angeklagten der Wahrheit entspricht", sagte der Vorsitzende Richter, Andreas Stadler, und weiter: "Er hat das gesagt, was er sagen konnte." Der Angeklagte und der Nebenkläger hätten sich geeinigt, der Weg der Schadenswiedergutmachung wurde eingeschlagen und die Verbindlichkeit des Rechts gewährleistet. 

Vergleich vor Gericht

Ofarim hatte in dem Video geschildert, dass der Hotel-Mitarbeiter ihn aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen, damit er einchecken könne. Der Musiker erstattete später Anzeige, aber auch der Mitarbeiter wehrte sich und zeigte seinerseits den Musiker wegen Verleumdung an.

Die Staatsanwaltschaft hatte umfangreich ermittelt. Es sei herausgekommen, dass sich der angebliche Antisemitismus-Vorfall in dem Hotel nicht so zugetragen habe, wie der Musiker es in dem Video geschildert hatte, hieß es. Das Gericht hatte bis zum 7. Dezember zehn Verhandlungstage angesetzt.

DPA
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