Barron Hilton, einer der einflussreichsten Wirtschaftskapitäne Amerikas, dürfte sich demnächst über eine satte Einnahme freuen. Etwa 990 Millionen Dollar wird er kassieren, wenn die Aktionäre seines Hotelkonzerns dem Angebot des Investors Blackstone zustimmen und das angesehene Touristik-Unternehmen verkaufen. Es dürfte nur eine Formsache sein - und danach wird nicht mehr viel Hilton in dem einstigen Familienunternehmen stecken. Einerseits wäre es das Ende einer Ära - andererseits aber verständlich, dass der Hotel-Manager seine Firmen-Anteile lieber an Heuschrecken verscherbelt, als sie in die Hände seiner Enkelin Paris gelangen zu lassen.
Der Name Hilton: Das ist - nicht nur in den Vereinigten Staaten - ein Chiffre für Erfolg und Show. Wobei sich die Gewichte mit den Generationen stetig von ersterem auf letzteres zu verschieben scheinen. Da ist die Luxus-Hotelkette, da sind gerissene und wagemutige Manager, verehrte Schauspielerinnen - und eine Vertreterin der jüngsten Generation Hilton, die über ihre amourösen Abenteuer und Fehltritte fast einer ganzen Unterhaltungsbranche die Arbeitsplätze sichert und dabei ordentlich mitverdient.
Lotterleben auf Kosten der Vorfahren
Skandalnudel Paris, 26, ist heute sicher die bekannteste Vertreterin der Dynastie: Blond, tussig, respektlos - eine ideale Projektionsfigur für Neid, Lust und Hass. Mit ihrem Namen und ihrem Gesicht macht sie Asche, tritt ebenso in Werbekampagnen für T-Mobile, Guess Jeans oder Rich Prosecco in Erscheinung wie als Filmschauspielerin und Musiksternchen. Man könnte sagen: Sie ist ein ziemlich erfolgreicher Spin-Off der Familie. Doch dafür, dass sie ebenso wie ihre jüngere Schwester Nicky, 23-jähriges Model und Designerin, und ihre beiden Brüder, 17 und 13, steinreich ist, kann sie selbst am allerwenigsten.
Denn die Grundlagen für das Luxus-Lotter-Leben legte ein gewisser Conrad Hilton, der 1887 im texanischen San Antonio das Licht der Welt erblickt hatte. Der schneidige Mann mit amerikanischem, norwegischem und deutschem Blut in seinen Adern erwarb seine Ausbildung an der "New Mexico School of Mines" und lernte dort, wie man Goldminen auch abseits dunkler Stollen aufspürt. Als er 32 Jahre alt war und einen kurzen Einsatz im Ersten Weltkrieg hinter sich hatte, kaufte er 1919 im texanischen Provinzkaff Cisco ein zweistöckiges Hotel. Es war der Sockel für einen rasant wachsenden Konzern à la American Dream. 1946 ging er mit dem Unternehmen an die Börse. Er erweiterte das Geschäft auf Kreditkarten und Autovermietung. Ein wahrer Workaholic, bei dem nicht nur die Hotelbetten gut frequentiert waren. Conrad hatte gleich drei Frauen, die berühmteste unter ihnen hieß Zsa Zsa Gabor. Noch immer prägt der Entrepreneur das Erscheinungsbild der Hotels nicht allein mit seinem Namen, sondern auch mit den Exemplaren des Bestsellers "Be My Guest", seiner Autobiografie von 1957.
Rechtsstreit sicherte Millionen
Barron Hilton, 79, der heute als Vize-Vorsitzender des Unternehmens dem Verkauf an Blackstone zugestimmt hat, wäre einst von seinem Vater fast vom Erbe ausgeschlossen worden. Denn der Gründer hatte in seinem Testament den größten Teil (etwa 300 Millionen Dollar) an die katholische Kirche und Wohltätigkeitsorganisationen vermacht. Doch der Sohn, ebenfalls Hotelmanager, ging nach dem Ableben des Vaters einen jahrelangen Rechtsstreit ein - und gewann. Barron ist nicht nur Manager, sondern auch Zocker und Abenteurer. Er gründete ein Profi-Football-Team, stieg mit den Hilton-Hotels in den Glücksspiel-Sektor ein und ist in seiner Freizeit ein ambitionierter Pilot. Oft sitzt er am Steuer seiner Cessna Citation V Ultra. Dafür bleibt bald sehr viel mehr Zeit.
Doch der Milliardär lebt längst im Schatten seiner Enkel-Generation. "Jetzt, wo Paris und Nicky so erfolgreich sind, fragen die Leute, ob mein armer Vater irgendwie mit ihnen verwandt ist. Das ist zum Schreien", weiß Rick Hilton, 56, Barrons Sohn und Paris' Vater. Er selbst hat sich längst von der Hotelkette emanzipiert und mit Luxus-Immobilien mehr als 300 Millionen Dollar Privatvermögen gescheffelt. Auch er hat einen Hang zu Rampensäuen, wie seine Ehe mit der Schauspielerin Kathy Richards beweist, die im Home-Shopping-Sender Haushaltsgeräte verscherbelte. Sie überredete ihren Mann vor zwei Jahren zu einer gemeinsamen Reality-Show mit dem Titel "I want to be a Hilton". Es ging darum, dass ärmliche Kandidaten ins Hiltonsche Luxusleben schlüpfen wollten.
Inspiriert waren sie wohl am allermeisten vom Erfolg der blonden Paris: Reich, jung und sexy, ist sie allzeit für Schlagzeilen gut. Selbst an dem Tag, an dem die Hotelkette für 26 Milliarden Dollar veräußert werden soll, wartet Paris mit eigenen Business-Schlagzeilen auf. Und dafür braucht sie nicht einmal etwas anderes zu produzieren als Müll: Eine von ihr im Knast benutzte Zahnbürste wechselte im Internet für 305 Dollar den Besitzer, eine leere Cola-Dose für 51.