Im Missbrauchsprozess gegen Michael Jackson hat die Mutter des mutmaßlichen Opfers dem US-Popstar zum Teil unter Tränen vorgeworfen, sie und ihre Familie unter Druck gesetzt zu haben. Zudem soll Jackson den Kopf ihres damals 13-jährigen Sohnes geleckt haben.
Vor dem Gericht in Santa Maria sagte die Frau am Mittwoch, Jacksons Mitarbeiter - darunter zwei Deutsche - hätten von einer großen Gefahr für ihre Familie gesprochen und sie im Februar 2003 auf die Neverland-Ranch gebracht. Dort sei von ihnen verlangt worden, auf einem Video zu Gunsten von Jackson auszusagen. Die Mutter sprach während ihrer Aussage den Musiker wiederholt direkt an. Die Verteidigung warf ihr vor, aus Gewinnsucht zu handeln. Gegen die Mutter besteht außerdem der Verdacht, unrechtmäßig Sozialhilfe kassiert zu haben.
Während des Fluges zur Ranch habe sie gesehen, wie Jackson ihrem schlafenden Sohn den Kopf geleckt habe, sagte die Frau weiter. Die anderen Passagiere und die Flugbegleiter hätten geschlafen. Bei den Geschworenen bat sie um Verständnis dafür, nicht eingegriffen zu haben. "Bitte urteilt nicht über micht, bitte urteilt nicht über mich", sagte sie schluchzend. "Damals hatte ich seit so langer Zeit nicht mehr geschlafen." Der jüngere Sohn hatte ebenfalls von dem Lecken berichtet. Eine Flugbegleiterin sagte dagegen, sie habe keinen intimen Kontakt zwischen Jackson und dem Jungen gesehen.
Zum Wohl der Familie
Am Mittwoch wurden auch Tonaufnahmen von Anrufen des Jackson-Mitarbeiters Frank Cascio vorgespielt, in denen er die Mutter auffordert, zum Wohl ihrer Familie zur Neverland-Ranch zurückzukehren. Dort sollten sie das Video drehen und damit mit Jackson fortgehen. "Wir werden alle irgendwohin gehen müssen, auch Michael", sagte Cascio auf dem Band. Die Mutter sagte ihrerseits mit leiser Stimme, dass sie Angst vor den deutschen Mitarbeitern hat, aber Jackson als Teil ihrer Familie sieht.
Die Vorfälle sollen sich nach der Ausstrahlung einer Dokumentation ereignet haben, in der Jackson Hand in Hand mit dem 13-Jährigen gezeigt wurde und seine Gewohnheit verteidigt, sein Bett mit Jungen zu teilen. Die Anklage wirft Jackson vor, den Jungen 2003 mit Alkohol gefügig und sexuell missbraucht zu haben. Zudem habe der Popstar das Kind und seine Mutter mehrere Tage lang daran gehindert, Neverland zu verlassen. Im Falle einer Verurteilung drohen dem 46-Jährigen mehr als 20 Jahre Haft.