Schauspielerische Herausforderungen Kostja Ullmann tanzte nackt über einer Kollegin – nun schlüpft er in die Haut eines Serienkillers

Kostja Ullmann
Kostja Ullmann als Rico Weber in dem Film "Das weiße Schweigen".
© RTL / Stephanie Kulbach
Der deutsche Schauspieler Kostja Ullmann ist vielseitig und wandelbar. In seinem aktuellsten Film "Das weiße Schweigen" spielt er einen Serienmörder. In der Vergangenheit forderten TV-Sets jedoch schon komplett nackte Tänze von ihm, was er bis heute etwas peinlich findet. 

Für seinen aktuellsten Film schlüpfte Kostja Ullmann in die Rolle des Rico Weber, der an die wahre Begebenheit des "Todespflegers" Niels Högel erinnert. Dieser beging zwischen 1999 und 2005 als Krankenpfleger in verschiedenen Kliniken in Deutschland zahlreiche Morde. Im Interview mit dem stern spricht er über das Gefühl für den Film "Das weiße Schweigen" einen solchen Menschen zu spielen, aber auch über lustige und peinliche Momente seiner Karriere, wie einen Nackttanz.

Der Film "Das weiße Schweigen" beruht auf einer wahren Begebenheit, gruselige Vorstellung – Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Der Schwerpunkt des Films ist vor allem die Frage: Wie konnte es so weit kommen, dass eine solche Tötungsserie an Patienten geschehen kann? Ich hatte den Originalfall tatsächlich noch ein wenig im Gedächtnis, aber natürlich nicht in einer derartigen Ausführlichkeit, die ich für die Rolle brauchte. Dann habe ich angefangen mich intensiv mit damit zu beschäftigen, um den Charakter Rico Weber zu erschaffen und mich in die Figur hineinzuversetzen. Meine Aufgabe als Schauspieler ist es, selbst bei einem Mörder ein gewisses Verständnis für das Handeln und Fühlen des Charakters zu entwickeln, den ich spiele.

Wie versetzt man sich in einen Serienkiller hinein?
Die grundsätzlichen Fragen in der Vorbereitung sind: Was zieht ein Mensch daraus, derartige Taten zu begehen? Was bewegt ihn? Neben Niels Högel hat es weltweit ja auch weitere Tötungsserien in Kliniken und Pflegeeinrichtungen gegeben. Mit all dem habe ich mich sehr tiefgreifend auseinandergesetzt und aus diesen Recherchen heraus, dem Drehbuch und meiner eigenen Interpretation erschuf ich dann Rico Weber.

Als Sie das Manuskript erstmalig gelesen haben, dachten Sie da: "Oh ja, ich möchte den Serienkiller spielen?"
Ich fand es tatsächlich faszinierend, zu erfahren, welche Person dahintersteckt. Wie kann jemand ein Machtgefühl aus solchen Taten ziehen? Wie eine Sucht zieht Rico Weber offenbar daraus ein Gefühl, das ihn glücklich machte. Ich fand es hochgradig spannend, wie jemand zu so einer Person wird und auch über Leichen geht, im wahrsten Sinne des Wortes, nur um so ein Gefühl in sich zu erzeugen.

Ihr Blick bei der Urteilsverkündung im Film ist kalt, bösartig und beängstigend. Was haben Sie dabei empfunden?
Ich versuche mich in der Rolle fallen zu lassen. Da Rico Weber bei der Verhandlung nicht zu Wort kam und ein Nebenschauplatz war, musste ich die Emotionen über die Blicke transportieren. Er sieht sich als Opfer in dem Moment, sieht seine Vergehen nicht ein. Ich versuche als Schauspieler seine Gefühlswelt nachzuempfinden. Das strengt einen auch sehr an, immer wieder in diese Situation reinzugehen, da der Dreh im Gerichtssaal über zwei Tage ging, mit vielen Unterbrechungen.

Nehmen Sie den Serienkiller dann abends mit nach Hause?
Der Dreh war nicht in meiner Heimatstadt Hamburg, daher war es ein wenig leichter Rico Weber am Drehort zu lassen. Normalerweise kann ich meine Rolle im Feierabend gut ablegen, doch bei dieser fiel es mir schwerer. Ich habe dann jeden Tag Sport gemacht, um meinen Kopf wieder freizukriegen.

Kostja Ullmann musste für seinen Job schon öfters über seinen Schatten springen

Im Film rauchen Sie – tun Sie das auch im wahren Leben?
Nein, aber ich war mal ein Partyraucher. Ich gab es auf, weil ich nie gut aussah, dabei. Normalerweise gibt es für Nichtraucher am Set bei Raucher-Szenen Kräuterzigaretten, die vertrage ich aber nicht und muss dann die leichtesten normalen Zigaretten nehmen.

Im Film "Das weiße Schweigen" tanzen Sie zu dem Song "From Sarah with Love" – wie war es nach Jahren zu Sarah Connor abzuhotten?
Früher, zu der Zeit, wo der Film auch spielt, fand ich Sarah Connors Musik mega cool, wenn ich auf der Tanzfläche stand. Heutzutage sieht das ein wenig anders aus und es war schon etwas befremdlich dazu eine romantische Szene zu spielen.

Sie haben sogar als Kind Ballett getanzt, nun zu Sarah Connor. Was war der peinlichste Tanz, den Sie jemals gemacht haben?
Das war für einen Film mit Marie Bäumer – ich verrate jetzt aber nicht, wie der Film hieß. Da ging es um eine Geschichte, dass ein junger Kerl eine sexuelle Beziehung zu einer älteren Frau hatte. Leider hatte er das Problem, dass er beim Sex immer viel zu früh fertig war. Daraufhin gab sie ihm einen Tipp, der erfolgreich war und auch für sie erfüllend. Als er das nun geschafft hatte, sprang er auf und tanzte über ihr vor Freude. Das Peinliche war, ich war komplett nackt und gerade mal um die 16 Jahre alt. Marie Bäumer lag unter mir und hatte wohl nicht die beste Aussicht. Das war mein peinlichster Tanz-Moment, und der ist auch noch auf Kamera.

Fallen Ihnen Sex-Szenen zu drehen schwer oder ist es Ihnen unangenehm?
Nein, man gewöhnt sich auch daran. Es stehen ja einige Menschen drumherum und man muss auf so vieles achten. Ist das Licht richtig, verdecke ich die andere Person nicht. Oftmals sind auch die pikanten Stellen abgeklebt und es gibt Intimacy-Beauftragte, die die Szenen betreuen und dafür sorgen, dass sich alle wohlfühlen. Mittlerweile ist mir aber auch recht egal, wer da am Set was sieht.

Der Film "Das weiße Schweigen" ist zum Streamen bei RTL+ verfügbar. 

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