Hunderte Angestellte des Verlages Condé Nast haben sich in einer Gewerkschaft organisiert und verlangen bessere Arbeitsbedingungen. Sie nutzten jetzt die glamouröse Met Gala, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen.
Blitzlichtgewitter, prominente Gäste und ausgefallene Kleider: Die Met Gala in New York ist die Oscar-Verleihung der Modebranche. Seit 1948 findet der Spendenball zugunsten des Costume Institutes statt, aber erst "Vogue"-Chefin Anna Wintour hat es zum Schaulaufen der Stars gemacht. Auch am Montagabend drängelten sich Promis wie Kim Kardashian, Katy Perry oder Blake Lively auf den Stufen vor dem Metropolitan Museum of Art. Doch parallel dazu regte sich Protest.
Ende März hatten rund 500 Mitarbeiter von Condé Nast, der Verlag, in dem auch die "Vogue" erscheint, eine Gewerkschaft gegründet. Sie verlangen bessere Bezahlung, mehr Arbeitsplatzsicherheit und stärkeres Engagement für Vielfalt und Gerechtigkeit. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, veröffentlichten die Mitarbeiter parallel zur Met Gala ein Schreiben. Darin heißt es unter anderem: "Der Glanz der Gala kommt von unserem Schweiß". Zudem gestalteten sie einen "Vogue"-Titel, auf dem der Eingang zum Metropolitan Museum zu sehen ist. Eine Zeile lautet: "Met Gala 2022: Die längste Nacht für Angestellte".
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Auf ihrem Instagram-Account erläuterten die Gewerkschaftler ihre Anliegen ebenfalls: "Während die Kameras auf den roten Teppich gerichtet sind, gibt es unzählige unsichtbare Hände, die dafür sorgen, dass jeder Moment reibungslos verläuft. Das sind Freelancer, Assistenten und Produzenten, die bereits Monate vor Veranstaltungen wie der Met Gala unermüdlich arbeiten, aber keine Aufmerksamkeit oder Anerkennung für ihre Arbeit erhalten."
Mitarbeiter beklagen Überstunden und zu geringe Bezahlung
Zudem würden sie für viele Überstunden und Extra-Schichten nicht bezahlt werden. Prestige allein reiche nicht, um Rechnungen zu begleichen. In ihrem Schreiben führen die Mitarbeiter an, dass Condé Nast im vergangenen Jahr mehr als zwei Milliarden Dollar Gewinn erwirtschaftet habe, "doch viele unserer Kollegen verdienen Gehälter, die es uns kaum ermöglichen, die Miete zu bezahlen".
BDSM-Style, Marilyn Monroes Kleid und viel nackte Haut: Die Stars feiern die Mode
Sarah Jessica Parker gehört zu den beliebtesten Motiven bei der Met Gala. Der "Sex and the City"-Star enttäuscht selten, denn er greift zu den opulentesten Looks und den extravagantesten Kopfbedeckungen. Ihr Outfit in diesem Jahr ist keine Ausnahme. Das weiß-schwarze Ballkleid mit Korsage stammt von Designer Christopher John Rogers und ihr XL-Fascinator von Philip Treacy
Neben der mangelnden Bezahlung sei es auch die Dauerbelastung, die den Angestellten zu schaffen mache, gerade bei großen Events wie der Met Gala oder der Oscar-Verleihung. "Veranstaltungen mögen zu einer bestimmten Zeit enden, aber das bedeutet nicht, dass die Arbeit endet." Während die Promis über den roten Teppich laufen und irgendwann Feierabend haben, berichten die Redakteurinnen und Redakteure bis in die frühen Morgenstunden weiter. "Burnout ist bei Condé Nast endemisch, und Ereignisse wie diese machen es nur noch schlimmer."
Dass die Angestellten die Met Gala genutzt haben, um ihre Ansprüche erneut publik zu machen, hat einen Grund: Bisher hat der Verlag Condé Nast die Gewerkschaft nicht anerkannt.
Eine ähnliche Situation gab es bereits bei den Redakteuren des US-Magazins "The New Yorker". Die hatten 2018 eine Gewerkschaft gegründet, die 2021 schließlich vom Verlag Condé Nast akzeptiert wurde – nachdem es Streiks und wütende Proteste vor dem New Yorker Stadthaus von Anna Wintour gegeben hatte. Die 72-Jährigen ist sei vielen Jahrzehnten eine der mächtigsten Frauen im Verlag Condé Nast.