Epstein-Skandal Vorwurf des sexuellen Missbrauchs: Platzt der Prozess gegen Prinz Andrew wegen eines Formfehlers?

Prinz Andrew
Prinz Andrew in Windsor
© Picture Alliance
Prinz Andrew soll vor 20 Jahren eine Minderjährige sexuell missbraucht haben. Eine entsprechende Klageschrift ist überstellt worden. Aber ging dabei alles korrekt zu? Andrews Anwälte wollen den Prozess wegen eines Formfehlers platzen lassen.

Prinz Andrew, zweitältester Spross der Queen und royales Enfant terrible, sorgt für Skandale am laufenden Band. Im Fadenkreuz der Öffentlichkeit steht der Prinz, weil ihm der Missbrauch einer Minderjährigen vorgeworfen wird. Da sich der Royal jüngst auf den Weg nach Schottland machte, unkten britische Medien, dass hinter der Reise weitaus mehr stecken könnte als der Besuch der Mutter. Er habe mit der "Flucht" viel mehr einer Zustellung der Klageschrift entgehen wollen. Jetzt wurde bekannt, dass die Unterlagen längst zugestellt wurden. Aber ging da alles mit rechten Dingen zu?

Laut den seit Freitag einsehbaren Gerichtsakten überreichte ein Vertreter der Klägerin Virginia Giuffre am 27. August die Unterlagen einem Polizisten am Eingang zur Residenz des Prinzen im englischen Windsor. Giuffres Vertreter erklärte laut dem Gerichtsdokument eidesstattlich, dass er den Prinzen nicht persönlich angetroffen und deshalb die Unterlagen einem Polizisten überreicht habe. Ein Sprecher Andrews wollte sich auf AFP-Anfrage nicht dazu äußern.

Platzt die Verhandlung?

Giuffre hatte die Klage am 9. August vor einem Zivilgericht in New York eingereicht. Die heute 38-Jährige verlangt Schadenersatz von dem 61-jährigen Prinzen. Der Vorwurf: Sexualstraftäter Jeffrey Epstein habe sie, so Giuffre, als Minderjährige an Andrew für den sexuellen Missbrauch "ausgeliehen".

Andrew habe sie vor mehr als 20 Jahren im Haus von Epsteins damaliger Freundin Ghislaine Maxwell in London missbraucht.  Die damals 17-Jährige ist laut ihrer Klageschrift von Epstein, Maxwell und Prinz Andrew "gegen ihren Willen zum Geschlechtsverkehr mit Prinz Andrew gezwungen worden". Außer in London habe der Prinz sie auch in Epsteins Haus in New York und auf Epsteins Privatinsel in der Karibik missbraucht.

Eine erste Anhörung ist für Montag angesetzt. An dieser muss Andrew allerdings nicht teilnehmen. Doch ob sie stattfindet, wie geplant, ist nicht mehr sicher. Denn die Unterlagen seien nicht ordnungsgemäß zugestellt worden, argumentieren Andrews Anwälte nun, wie die "Mail Online" berichtet. Sie planten daher, so ist dem Bericht zu lesen, die Anhörung zu boykottieren. Zudem hoffe das Team des Royals, dass die Klage wegen eines Formfehlers abgewiesen werde. Andrews Anwalt erklärte außerdem schriftlich, ein von Guiffre 2009 unterschriebenes Dokument der Klage ungültig machen zu wollen. Es ist der erste Hinweis darauf, wie der Prinz und seine Anwälte den Fall nach wochenlangem Schweigen abwehren wollen.

Epstein-Fall vor Gericht: Mutmaßliches Opfer bekräftigt Vorwürfe gegen Prinz Andrew
© AFP
"Ich hoffe, dass er die Wahrheit sagen wird" – Mutmaßliches Epstein-Opfer bekräftigt Vorwürfe gegen Prinz Andrew

Prinz Andrew bestreitet die Vorwürfe

Der Multimillionär Epstein soll jahrelang minderjährige Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Der bestens vernetzte und bereits wegen Sexualverbrechen verurteilte Investmentbanker war nach seiner neuerlichen Festnahme 2019 tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan gefunden worden, nach offiziellen Angaben hatte er sich das Leben genommen. Epstein hatte gute Kontakte zu zahlreichen Politikern und Prominenten, darunter auch die Ex-US-Präsidenten Bill Clinton und Donald Trump sowie Microsoft-Gründer Bill Gates.

Epsteins ehemalige Freundin Maxwell plädierte bei einer gerichtlichen Anhörung in New York im April auf unschuldig. Ihr wird vorgeworfen, Minderjährige für Epstein rekrutiert zu haben. Der Gerichtsprozess ist für Ende November angesetzt. 

Der Prinz war ein Vertrauter der beiden Beschuldigten Epstein und Maxwell, sagt aber, er habe mit dem angeblichen Missbrauch der Mädchen nichts zu tun gehabt. Generell hat Prinz Andrew alle von Giuffre erhobenen Vorwürfe vehement zurückgewiesen. Er bestreitet auch, sie getroffen zu haben, und behauptet, ein 2001 in London aufgenommenes Foto der beiden sei möglicherweise manipuliert worden. Nach einem desaströsen BBC-Interview zum Epstein-Skandal Ende 2019 war er von seinen öffentlichen Ämtern zurückgetreten.

tpo mit Material von AFP

PRODUKTE & TIPPS