Königliche Konsequenzen Eine Freundschaft und ein Buch kosten ihn alles

Prinz Charles schaut kritisch zum nun titellosen Andrew
Prinz Andrew verliert nach der Epstein-Affäre seine royalen Titel
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Sehen Sie im Video: Nach Epstein-Skandal: König Charles entzieht Prinz Andrew seine royalen Titel und Ehren.
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Der Epstein-Skandal setzte Prinz Andrew monatelang unter Druck. Der Palast kennt keine Gnade: König Charles III. wirft seinen Bruder endgültig raus. Ist damit alles geklärt?

Der wegen seiner Verwicklung in den Epstein-Missbrauchsskandal in Verruf geratene britische Prinz Andrew, 65, ist bald seinen Prinzentitel los. Der 65-Jährige soll fortan nur noch als Andrew Mountbatten Windsor firmieren und das luxuriöse Anwesen Royal Lodge räumen. Es ist ein tiefer Fall für den Royal, der einst als Lieblingssohn der Queen galt und wegen seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in Verruf geriet.

Mit der öffentlichen Degradierung von Prinz Andrew versucht die britische Monarchie einen Schlussstrich unter einen der größten Skandale ihrer modernen Geschichte zu ziehen. König Charles III., 76, habe "ein formelles Verfahren eingeleitet", um Prinz Andrew seine Titel und Ehrenrechte zu entziehen, heißt es in dem Statement des Palastes.

Auch sein Pachtvertrag für die Royal Lodge ist den Angaben nach bald Geschichte, Andrew werde in eine andere private Unterkunft ziehen. Medienberichten zufolge wird er künftig in einem Haus auf dem privaten Landsitz Sandringham in der englischen Grafschaft Norfolk wohnen. Die Kosten dafür trägt demnach der König.

All dies werde als notwendig erachtet, "ungeachtet der Tatsache, dass er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe weiterhin bestreitet", heißt es in der Erklärung weiter. "Ihre Majestäten möchten klarstellen, dass ihre Gedanken und ihr tiefstes Mitgefühl den Opfern und Überlebenden jeglicher Form von Missbrauch gelten und auch weiterhin gelten werden."

Das Buch, das Prinz Andrew zu Fall brachte

Ein Blick in britische Medien zeigt, dass die Causa Andrew historische Dimensionen angenommen hat. "Dies ist die schärfste mir bekannte Maßnahme gegen ein Mitglied der königlichen Familie", sagte etwa die frühere BBC-Korrespondentin Jennie Bond dem Sender Sky. In der Boulevardpresse ist von einer "öffentlichen Demütigung" die Rede, von einer "Sensation" für die Geschichtsbücher – und bei Sky von einer "ultimativen Sanktion" des Palasts.

Auch wenn der Entzug des Prinzen-Titels überraschend kommt: Medien wie die BBC und die Nachrichtenagentur PA berichteten, dass Andrew keine Einwände gegen die Entscheidung des Königs gehabt haben soll. Zu offenkundig schien wohl die Gefahr, dass der Epstein-Skandal die Königsfamilie gar nicht mehr loslässt. Zu groß war der öffentliche Druck, nachdem die kürzlich veröffentlichten Memoiren von Epstein-Opfer Virginia Giuffre weitere schockierende Details zum Missbrauch Dutzender Frauen und Mädchen ans Tageslicht gebracht hatten.

Der US-Multimillionär Jeffrey Epstein, der sich 2019 in einer Gefängniszelle in New York das Leben nahm, hatte jahrelang einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende Mädchen und junge Frauen zum Opfer fielen. Andrew unterhielt eine enge Freundschaft zu Epstein und ging bei ihm ein und aus. Einem BBC-Bericht zufolge soll Andrew etwa vor einigen Jahren Epstein gemeinsam mit dem verurteilten Sexualstraftäter und US-Produzenten Harvey Weinstein in der Royal Lodge empfangen haben. Auch Epsteins Gehilfin und ehemalige Lebensgefährtin Ghislaine Maxwell soll dabei gewesen sein.

Die US-Amerikanerin Giuffre warf Andrew vor, sie mehrfach sexuell missbraucht zu haben – als 17-Jährige in London, ein weiteres Mal in Epsteins Anwesen in New York und dann nochmals auf dessen privater Karibikinsel bei einer Gruppensex-Orgie mit dem schwerreichen Finanzier und acht weiteren Mädchen, die kaum oder kein Englisch sprachen. Obwohl Andrew die Vorwürfe bis heute strikt zurückweist, ließ er sich 2022 bei einer Zivilklage Giuffres auf einen wohl millionenschweren Vergleich ein. Im April dieses Jahres nahm die 41-Jährige sich schließlich das Leben.

Dass Andrew kurz vor dem Verkaufsstart des Skandalbuchs seinen Titel als Herzog von York niederlegte und auf weitere Titel und Ehrungen verzichtete, half ihm am Ende nicht. Zu tief war er in den Sog der Schlagzeilen um den Missbrauchsring des Multimillionärs Epstein geraten.

Die Familie von Giuffre spricht von einem Sieg, der heute errungen worden sei. Giuffre habe "mit ihrer Wahrheit und ihrem außergewöhnlichen Mut einen britischen Prinzen zu Fall gebracht", teilte die Familie der BBC zufolge in einer Erklärung mit. Die Familie werde ihren Kampf fortsetzen und nicht ruhen, bis alle, "die mit Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell in Verbindung stehen", zur Rechenschaft gezogen werden.

Briten wegen Pachtvertrag empört

Seine Rolle als Vertreter des britischen Königshauses hatte Andrew angesichts der Vorwürfe bereits eingebüßt. Trotzdem behielt er einen großen Teil seiner Privilegien, unter anderem das Wohnrecht im privaten Teil des Windsor Great Parks. Die Wohnverhältnisse des Bruders von König Charles III. waren in den vergangenen Tagen verstärkt in den Blick der Öffentlichkeit geraten.

Dass Andrew bald seine Umzugskartons packen und aus dem piekfeinen Staatsdomizil Royal Lodge nahe Schloss Windsor ausziehen muss, zeichnete sich in den letzten Tagen bereits ab. Nicht wenige Briten fragten sich, wie er sein Leben in der Edelimmobilie mit 30 Zimmern finanziert, die er mit Ex-Frau Sarah "Fergie" Ferguson bewohnt. Die "Times" meint die Antwort zu kennen – und berichtete kürzlich unter Berufung auf den Pachtvertrag, dass Andrew dort praktisch keine Miete zahlt, sondern nur den symbolischen Betrag eines "Pfefferkorns". Die öffentliche Entrüstung darüber gab es gratis dazu.

War's das jetzt mit der Causa Andrew?

Ob die Öffentlichkeit sich damit zufriedengeben wird? Zumindest darf bezweifelt werden, dass die Kritik an Andrew und seinen verbliebenen Privilegien abrupt verstummt. So stammt das private Vermögen des Königs, mit dem Andrews künftige Wohnsituation geregelt wird, letztlich aus Quellen, die ihm der Staat zur Verfügung stellt. Berichten zufolge wird Charles (76) zudem weiter eine angemessene private Versorgung für seinen jüngeren Bruder sicherstellen.

Der Autor und Royal-Schreck Andrew Lownie rechnet fest mit weiteren Turbulenzen. Der Palast ergreife zwar endlich "entschiedene Maßnahmen", werde aber "die Unruhe in der Öffentlichkeit nicht vollständig besänftigen" können, sagte Lownie der BBC. Für Andrew sei das Ganze ohne Frage eine "große Demütigung", sagte der Autor, der erst kürzlich ein Buch mit dem Titel "Entitled – The Rise and Fall of the House of York" (etwa: Privilegiert – Der Aufstieg und Fall des Hauses York) veröffentlicht hatte.

Die letzten Reste des königlichen Lebens sind für Andrew dahin –aber was wird aus seiner Familie? Als er seinen Titel als Herzog von York aufgab, verlor auch Ex-Frau "Fergie" ihren Titel als Herzogin. Sie trägt seither nur noch ihren Mädchennamen – und muss nun ebenfalls ausziehen.

Hinsichtlich ihrer Wohnsituation wird die 66-Jährige nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ihre eigenen Vorkehrungen treffen, während die beiden Töchter Beatrice (37) und Eugenie (35) weiterhin als Prinzessinnen firmieren. Britische Medien sind sich sicher: Der Status der beiden Queen-Enkelinnen dürfte bei den Verhandlungen um seine Zukunft ein wichtiger Punkt für Andrew gewesen sein, denn so behält er zumindest noch die Zehenspitze im Königshaus.

Die Thronfolge bleibt von der Entscheidung des Königs indes unberührt: Andrew bleibt weiter die Nummer acht.

Hinweis: Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert.

DPA
tkr / cl

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