Acht Frauen und vier Männer werden über das Schicksal des wegen Kindesmissbrauchs angeklagten Popstars Michael Jackson befinden. Überraschend schnell ist am Mittwoch im kalifornischen Santa Maria die 12-köpfige Jury ausgewählt und vereidigt worden. Prozessbeobachter hatten ein wochenlanges Tauziehen zwischen Staatsanwaltschaft und Jacksons Verteidigungs-Team um die Geschworenen prophezeit. Richter Rodney Melville gab jedoch ein schnelles Tempo vor und beschränkte die Befragung der einzelnen Kandidaten durch die Anwälte auf je zehn Minuten.
Keine Afroamerikaner unter den Juroren
Ein 20-jähriger Mann ist das jüngste Jury-Mitglied, eine 79 Jahre alte Frau die Älteste in dem überwiegend weißen Kreis, berichtete die "Los Angeles Times". Neben einem Asiaten gibt es drei Geschworene hispanischer Abstammung. Unter den Juroren befindet sich kein Afroamerikaner. Die Staatsanwaltschaft hatte eine schwarze Kandidatin aus dem Jury-Pool zurückgewiesen, eine Entscheidung, die von der Verteidigung heftig kritisiert wurde. Nach den Verfahrensregeln durften beide Seiten ohne Angaben von Gründen jeweils zehn Kandidaten ablehnen.
Ein 63-jähriger Künstler und eine 50 Jahre alte Pferdetrainerin, die ihr gutes Urteilsvermögen bei Reitwettbewerben hervorhob, qualifizierten sich. Unter den Juroren befindet sich auch ein 21-jähriger Mann im Rollstuhl, der nach eigenen Angaben als Kind Jacksons Neverland-Ranch besucht hatte. Der Popstar lädt häufig Kinder, darunter vor allem Bedürftige und Kranke, auf sein großes Anwesen im Hinterland von Santa Maria ein.
Jackson drohen über 20 Jahre Haft
Jackson wird vorgeworfen, im Frühjahr 2003 auf Neverland einen damals 13 Jahre alten Jungen mehrfach sexuell missbraucht und mit Alkohol gefügig gemacht zu haben. Der Popstar hat die Anschuldigungen wiederholt bestritten. Im Falle eines Schuldspruchs drohen ihm über 20 Jahre Haft.
Eine Frau, die als Juror ausgesucht wurde, hatte in der Befragung angegeben, dass Mitglieder ihrer Familie einmal sexuell missbraucht worden seien. Ein selbst erklärter Jackson-Fan und eine Frau, die über die Berichterstattung von Journalisten schimpfte, erhielten dagegen die rote Karte.
Nach der Vereidigung der Juroren müssen jetzt noch acht Ersatzpersonen für den bis zu sechs Monate dauernden Prozess ausgewählt werden. Bereits in der kommenden Woche könnte das Verfahren mit den Eröffnungsplädoyers in die heiße Phase gehen.