Sie lächelt und redet. 32 schier endlos erscheinende Sekunden lang spricht Marissa Powell über bessere Bildungschancen und mehr Arbeitsplätze in Amerika. Selbst als sie ins Stottern gerät, lächelt und redet sie tapfer weiter. Heraus kommen Sätze wie: "Wie schaffen wir mehr Jobs? Das ist momentan das größte Problem." Eine Aussage, die durchaus Zustimmung finden könnte. Doch stattdessen sorgt die 21-Jährige damit für Hohn und Gelächter im Internet.
Bei der Wahl zur Miss USA am Sonntagabend in Las Vegas mussten die Kandidatinnen neben dem obligatorischen Bikini-Contest auch eine Interviewrunde über sich ergehen lassen. Die Fragen nach Politik, Gesellschaft und Umwelt dienen vor allem dazu, die Veranstalter vom Vorwurf freizusprechen, es handle sich um eine reine Fleischbeschau. Bei der Wahl gehe es nicht nur um Schönheit, sondern auch um persönliche und intellektuelle Vorzüge der Kandidatinnen, heißt es.
Miss Utah redet sich um Kopf und Kragen
Die Fragen stellen für die Missen in der Regel keine große Herausforderung dar, da sich die Interviewer meist mit Antworten wie "Weltfrieden" zufrieden geben. Doch dieses Mal meinte es eine Fragestellerin mit dem intellektuellen Eignungstest offenbar ernst. Noch immer verdienten Frauen weniger als Männer, führte sie aus und wollte dann von der 21-jährigen Kandidatin Marissa Powell wissen: "Was sagt das über unsere Gesellschaft aus?"
Äußerlich ließ die brünette Schönheitskönigin aus Utah sich nichts anmerken, doch mit der Frage wusste sie rein gar nichts anzufangen. Statt mit einer allgemeinen Floskel wie "wir müssen alle weiter an diesem Problem arbeiten" zu antworten, redete sie sich um Kopf und Kragen. Zuerst über das Arbeitsplatzproblem in den USA, als sie dann ins Stottern geriet, wurde es noch schlimmer. "Speziell die Männer werden als Führer angesehen und deshalb müssen wir rausfinden, wie wir bessere Bildungsangebote schaffen, damit wir das Problem lösen können."
Powell wurde am Ende Vierte
Während die Moderatorin zustimmend nickte, sorgt die seltsame Antwort im Internet für viel Spott. "Das ist die dümmste Antwort aller Zeiten" oder "What a pity, only pretty" (wie schade, nur hübsch), heißt es in bissigen Kommentaren auf "Youtube" und "Facebook". Powell beweise mit ihrer Antwort, dass es um die von ihr angeprangerte Bildung tatsächlich sehr schlecht stehe, witzelt einer. Doch auch der Wettbewerb steht in der Kritik. "Was erwartet man von einer 21-Jährigen, die an einer Schönheitskonkurrenz teilnimmt?", fragt ein User. "Am Ende geht es doch nur um die Oberweite."
Sonderlich geschadet scheint Powell ihre Antwort nicht zu haben. Sie musste sich nur drei Mitbewerberinnen geschlagen geben und wurde Vierte. Gewonnen hat Erin Brady aus Connecticut. Die hatte zuvor bei ihrem Interview eine Frage über die Entscheidung des Supreme Courts zu flächendeckenden DNA-Tests für Strafverdächtige kommentieren müssen. Ihre schlichte Antwort: "Ich bin dafür."