Selena Gomez ist in diesem Jahr 30 geworden. Und sie hatte mehr Grund, sich zu feiern, als die Fans bisher ahnten. Miley Cyrus kam und Billie Eilish, Olivia Rodrigo, Camila Cabello und Cara Delevingne mit Strippern im Schlepptau. Gomez feierte ihr Leben, das so anders ist, als sie es sich vorgestellt hatte. Denn der Weltstar ist krank. Kranker, als bisher bekannt. In dem Dokumentarfilm "Selena Gomez: My Mind & Me" macht sie die Tür auf und gibt Einblicke, in ihre dunkelsten Stunden. Mit dem "Rolling Stone" hat sie über die schwierigen Jahre gesprochen.
Gomez ist ein Weltstar. Mehr als 210 Millionen Singles hat sie auf der ganzen Welt verkauft, ihre filmische Projekte wie "Only Murders In The Building" werden von den Kritikern gefeiert. Auf Instagram folgen der Musikerin und Schauspielerin 354 Millionen Menschen. Gefeiert wird Gomez nicht nur für ihre künstlerischen Fähigkeiten, sondern für Authentizität, ihre Verletzlichkeit und ihren Einsatz für physische und psychische Gesundheit. Gomez weiß, wovon sie spricht. Sie leidet nicht nur an der Autoimmunkrankheit Lupus und musste sich bereits einer Nierentransplantation unterziehen, sondern auch an einer bipolaren Störung.
Selena Gomez ist bipolar
Erstmals bekannt machte Gomez ihre psychische Erkrankung während einer Episode von Miley Cyrus' Instagram-Live-Show. Das war 2020. Vier Jahre zuvor hatte sie ihre Revivaltour vorzeitig abbrechen und sich in eine Einrichtung einweisen müssen. In der Phase, in der sie nicht mehr aus dem Bett kommt, ziellos durchs Haus streift und sich dünnhäutig in Presseterminen präsentiert, filmte Alek Keshishian mit. Genau dafür hatte sich Gomez den Regisseur, der bereits "Madonna: Truth or Dare" gemacht hatte, ins Haus geholt.
Düster sei es schon in ihren frühen 20ern um sie geworden. Damals habe sie das Gefühl gehabt, keine Kontrolle über das zu haben, was sie fühle, erzählte sie dem "Rolling Stone". Über Wochen und gar Monate hielten die Stimmungen an. In Hochphasen habe sie manchmal tagelang nicht schlafen können. Sie sei überzeugt davon gewesen, jeden, den sie kennt, ein Auto kaufen zu müssen. Dann kam das Tief. "Es begann mit einer Depression, dann kam die Isolation", so Gomez. Wochenlang habe sie das Bett nicht verlassen können, niemanden sehen wollen. Damals habe sie auch über Selbstmord nachgedacht: "Ich dachte, die Welt wäre besser, wenn ich nicht da wäre."
Selena Gomez hörte Stimmen
Und dann kamen die Stimmen. Sie wurden irgendwann so laut, dass sie die Realität überlagerten und einen psychotischen Schub auslösten. Wieder verschwand sie monatelang in einer Einrichtung, war paronoid, vertraute niemandem. Sie selbst erinnere sich an diese Zeit kaum, so Gomez. Es dauerte, bis sie sich erholte. Irgendwann dann die Diagnose bipolare Störung, sie sei mit Medikamente vollgepumpt worden. "Ich war einfach nicht mehr da", sagte sie. Sie suchte einen neuen Arzt, entgiftete von einigen Medikamenten und auch ihr Gehirn regenerierte sich nach und nach.
"Ich musste lernen, zu akzeptieren, dass ich bipolar bin und dass das auch nicht mehr weggeht", so Gomez. Sie probiere sich die Erkrankung zum Freund zu machen. Dennoch gehe es ihr jetzt nicht einfach wieder gut, sie sei nicht einfach wieder glücklich. Gomez hatte einen Plan. Mit 25, dachte sie, wäre sie verheiratet. Und sie will Kinder. Weil sie aber weiterhin Medikamente zur Behandlung der bipolaren Störung nehmen muss, kann sie höchstwahrscheinlich selbst keine Kinder austragen. Das sei gegenwärtig ein sehr, großes, großes Thema in ihrem Leben, erzählt sie. Doch sie ist überzeugt davon, dass sich ihr Wunsch erfüllen wird: "Auf welchem Weg auch immer es mir bestimmt ist, sie zu haben, ich werde sie haben."
Die Aufnahmen von "Selena Gomez: My Mind & Me" seien so roh, dass sie lange gehadert habe, ob sie einer Veröffentlichung zustimmen soll. "Weil ich die Plattform habe, die ich habe, ist es ein bisschen so, als würde ich mich für einen größeren Zweck opfern", sagte sie dem "Rolling Stone". "Ich will nicht dramatisch klingen, aber fast hätte ich das hier nicht veröffentlicht. Um ehrlich zu sein, war ich mir vor ein paar Wochen nicht sicher, ob ich es schaffen würde."
"Selena Gomez: My Mind & Me" ist ab dem 4. November auf Apple TV+ zu sehen.
Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter (0800) 1110111 und (0800) 1110222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.
Quelle: Rolling Stone, Glamour