Was macht eigentlich... Jacky Ickx

Der erfolgreichste belgische Rennfahrer und zweimalige Vizeweltmeister der Formel 1 nahm 1995 seinen Abschied vom Motorsport Jacky Ickx, 60, mit Hund Ralf vor seinem Haus im belgischen Ohain, und im August 1970 als Fahrer für Ferrari beim Grand Prix von Hockenheim.

Hatten Sie als Kind davon geträumt, Formel-1-Pilot zu werden?

Nie. Ich liebte die Natur, streunte als kleiner Ökologe durch Felder und Wälder. Aber wie das Schicksal so spielt! Meine Schulleistungen blieben im Minus, und meine Eltern sagten: Jeder Mensch hat seine Fähigkeiten. Man muss sie nur hervorkitzeln. Sie drängten mich, etwas zu finden, worin ich andere schlagen konnte.

Also der Autosport?

Mein Vater war Motorsportjournalist und Motorradfan. Er schenkte mir eine Motocrossmaschine. Mit dem Ding gewann ich fast alle Rennen. Schon bald bekam ich ein Angebot, auf Autos umzusteigen.

Zwei Jahre danach fuhren Sie in der Königsklasse. Sie müssen ziemlich schnell ziemlich gut gewesen sein.

Ich war aber nie der passionierte Fahrer, für den man mich hielt. Zwar fuhr ich schnell, aber sozusagen mit Distanz.

Wie meinen Sie das?

Glück und Tragödie liegen in diesem Sport nur Hundertstel von Sekunden auseinander. Die Marge zwischen Erfolg und Drama ist minimal. Ich wollte deswegen nicht alles herauspressen, eher die Gefahren zügeln, hielt mir immer eine Sekunde in Reserve. Für den Notfall.

Trotzdem hatten Sie einige schwere Unfälle, einmal brannten Sie gar wie eine Fackel.

Zu meiner Zeit waren die Sicherheitsvorkehrungen längst nicht so ausgefeilt wie jetzt. Der kleinste Fahrfehler konnte tödlich sein. Früher starben jede Saison zwei Kollegen; dass es so kommen könnte, war allgemein akzeptiert.

Auch von Ihnen?

Ich dachte nie daran. Ich lebe gerne.

Die neuen Grand-Prix-Regeln bremsen das Tempo der heutigen Rennwagen.

Und damit kehren zum Glück alte Zeiten zurück. Es zählt wieder die traditionelle Fahrkunst, es geht um gute Taktik, Geschicklichkeit und Reflexe, statt nur um Power pur.

Nutzt das Schumachers Konkurrenz?

Mein Freund Michael ist einsame Klasse. Durch die jetzigen Vorschriften aber erhalten die anderen wieder etwas mehr Chancen. Das bringt die Spannung zurück. Sie sind 1979 raus aus der Formel 1.

Zur Person

Jacques Bernard Ickx wurde am 1. Januar 1945 in Brüssel geboren. Von 1967 bis 1979 absolvierte er 116 Formel-1-Rennen, gewann davon acht. Zweimal wurde er auch Vizeweltmeister. Bis 1995 fuhr er zudem noch Rallyes und Sportwagenmeisterschaften und holte sechs Siege bei den 24 Stunden von Le Mans - bis heute unübertroffen. Jacky Ickx war zweimal verheiratet, hat fünf Kinder. Heute lebt er mit seiner Partnerin Khadja Nin, einer erfolgreichen Sängerin aus Burundi, in Ohain auf dem Land.

Da waren Sie jünger als Schumacher heute.

Am Ende bekam ich kein Topauto mehr. Mir fehlte die Härte. Das war die Realität. Außerdem wurden die Rennen zu einem Ableger der Unterhaltungsindustrie. Dabei fühlte ich mich nicht mehr wohl. Ich wollte kein alter Narr werden.

Sie sind nie Formel-1-Weltmeister geworden. Macht Sie das heute noch traurig?

Dass ich nach hunderttausend Runden noch lebe, das ist meine Meisterschaft.

Wie ging's weiter nach der Formel 1?

Ich fuhr noch jahrelang Langstrecken wie die 24 Stunden von Le Mans. Aber auch diese Raserei ist vorbei. Ich bin Rentner. Als Hobby organisiere ich die "Rallye der Pharaos", ein afrikanisches Cross Country, wie Paris-Dakar.

Woher die Leidenschaft für Afrika?

Von der Schönheit wie vom Elend des Kontinents war ich überwältigt, als ich Paris-Dakar zum ersten Mal meisterte. Afrika verdient mehr, als es bekommt.

Kritiker sagen, dass Paris-Dakar ein falsches Bild von Afrika vermittelt.

Durch das Wüstenrennen wird die Not der Länder doch erst bekannt. In Afrika sterben alle drei Monate so viele Menschen wie jetzt beim Tsunami. Das sollte das Publikum sich bewusst machen. Ich liebe Afrika.

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Albert Eikenaar

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