Hier würde sie auffallen wie ein bunter Hund: Grauhaarige Männer in kurzen Hosen und mit Strümpfen in Sandaletten bahnen sich mit einem Einkaufswegen den Weg durch den Textildiscount-Markt im Hamburger Stadtteil Sankt Georg. Dazwischen junge Frauen in verwaschenen Pullovern, die das Sonderangebot an Jogginghosen für 3,99 Euro kritisch begutachten. Kaum vorstellbar, dass sich hierher jemand verirrt, der sonst nur in Designer-Klamotten aus dem Haus geht und in edlen Roben über den roten Teppich schreitet - schon gar nicht Verona Pooth. Trotzdem macht sie jetzt Werbung für "Kik".
Ab August ist Pooth das neue Gesicht des Textildiscounters. In TV-Spots, Anzeigen und in Prospekten wird sie für die in den Märkten angebotene Kleidung werben. Statt in teuren Designerkleidern werden die Zuschauer Verona dann in T-Shirts, Jeans, Jacken und Röcken zu Preisen ab 1,99 Euro zu sehen bekommen. Und auch privat will Pooth die Kleidung tragen. Nicht auf dem roten Teppich, weil "Kik" keine Abendkleider im Angebot habe, wie sie der "Bild"-Zeitung sagte, "aber sonst ganz bestimmt".
Ende Februar war ihr Vertrag mit Marmeladen-Hersteller Schwartau ausgelaufen und wurde nicht verlängert. Auch ein bereits gedrehter Werbespot mit der Brauerei Paulaner wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Statt mit Werbung machte Pooth dagegen im vergangenen März mit einer Hausdurchsuchung der Steuerfahndung Schlagzeilen. Ihr wird Steuerhinterziehung vorgeworfen, die Ermittlungen dauern noch an.
Welche Gage Pooth für ihr Engagement im Segment der Billig-Bekleidung bekommt, darüber wollte "Kik" keine Angaben machen. Der Vertrag bindet Pooth für zwei Jahre an das Unternehmen und ist Teil einer Kundenoffensive, die "Kik"-Chef Stefan Heinig kürzlich zur Eroberung neuer Zielgruppen ausgerufen hatte. "Wir wollen denen, die noch nicht bei uns kaufen, zeigen, was wir können. Deshalb steigern wir unsere Werbeausgaben massiv,", sagte Heinig vor wenigen Wochen in einem Interview mit "Welt.de". "Kik" ist die größte Textildiscount-Kette in Deutschland und verfügt über 2700 Filialen in ganz Europa.
Pooth, deren Werbeslogans "Da werden Sie geholfen" (für eine Telefonauskunft) und "Wann macht der denn endlich blubb?" (für Spinat-Tiefkühlkost) inzwischen Kultstatus erreicht haben, verspricht, dass der "Humor auch bei den neuen Spots nicht zu kurz kommen wird". Und auch wenn ihr äußeres Erscheinungsbild nicht unbedingt zum Image eines Textildiscounters passt, ihre Stimme tut es jedenfalls. Die klingt nämlich ähnlich piepsig wie die des "Kik"-Maskottchens, einem animierten roten T-Shirt.