Die Modewelt trauert um Designer Virgil Abloh. Der Amerikaner erlag mit nur 41 Jahren einem Krebsleiden. "Mit großer Bestürzung geben wir den Tod unseres geliebten Virgil Abloh bekannt, der uns ein treuer Vater, Ehemann, Sohn, Bruder und Freund war. Er hinterlässt seine liebevolle Frau Shannon Abloh, seine Kinder Lowe Abloh und Grey Abloh, seine Schwester Edwina Abloh, seine Eltern Nee und Eunice Abloh sowie zahlreiche liebe Freunde und Kollegen", heißt es in einem Beitrag auf der Instagram-Seite des Modemachers.
Abloh habe über zwei Jahre gegen eine seltene, aggressive Form von Krebs, das Angiosarkom des Herzens, gekämpft. "Seit seiner Diagnose im Jahr 2019 hat er sich entschieden, seinen Kampf privat zu führen und sich zahlreichen schwierigen Behandlungen zu unterziehen, während er gleichzeitig mehrere bedeutende Institutionen in den Bereichen Mode, Kunst und Kultur leitete."
Ablohs Modekarriere begann 2009 an der Seite von Kanye West, als er einen Praktikumsplatz bei der italienischen Traditionsmarke Fendi in Rom erhielt. Zuvor hatte er Bauingenieurwesen studiert und seinen Master in Architektur gemacht, davor noch von seiner Mutter das Nähen gelernt und an seinen Wochenenden als DJ Flat White aufgelegt.
Abloh und West mochten und schätzten sich, sie arbeiteten an diversen Folge-Projekten zusammen. In dieser Zeit lernte Abloh den CEO von Louis Vuitton kennen, Michael Burke. 2012 gründete Abloh sein erstes Unternehmen, Pyrex Vision. Sein Konzept war simpel, aber effektiv: Er kaufte Kleidung der Marke Champion für wenig Geld ein, bedruckte sie mit eigenen Designs und verkaufte sie für 500 Dollar pro Stück weiter. Er nannte das ein "künstlerisches Experiment".

Es folgte eine Blitzkarriere
2013 gründete er dann eine "richtige Firma", sein Label Off-White, unter dem er Streetwear herstellte, die seine "Handschrift" trug: Abloh verwendete auf unkonventionelle Weise Schrift- und Satzzeichen und gab den Dingen oft auch einen Namen. Dann ging 2018 plötzlich alles ganz schnell: Gerade erst war er als erster Nachfahre afro-amerikanischer Eltern zum künstlerischen Leiter für Menswear des klassischen französischen Modelabels Louis Vuitton ernannt worden, da kürte ihn das "Time"-Magazin auch schon zu einem der 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Einer der Gründe dafür dürfte sein, dass Abloh ein bislang einmaliger Spagat gelungen war: Der US-Amerikaner verknüpfte die amerikanische Hip-Hop-Welt mit der Extravaganza europäischer Haute Couture.
Dokumentation des Projekts "The Ten"
In dem Bildband "Virgil Abloh. Nike. ICONS", der in diesem Jahr im Taschen Verlag erschienen ist, widmete sich Abloh einer einzigen Brand, die wie ein Symbol für seine Generation steht: Nike. Wie ein Chirurg zerschnitt der Designer Kultschuh um Kultschuh und verpasste ihnen eine neue Optik. Die Zusammenarbeit mit Nike begann 2017. "The Ten" hieß das Projekt, das Sneakerfans auf der ganzen Welt mit Spannung verfolgten, denn zehn Klassiker des Herstellers sollten ursprünglich von Abloh zerlegt werden und ein neues Design erhalten. Die Kollektion war ausverkauft – wurde und wird noch immer zu Höchstpreisen gehandelt. Gut zu erkennen sind die Sneakers an Kabelbindern mit Text, mit denen Abloh auch seine eigenen Sneaker-Designs versah. Bis Ende 2020 folgten weitere Entwürfe, jenseits von The Ten, wie der Bildband protokolliert.
Während knapp zwei Drittel des seitenzahlfreien Buches nahezu ohne Text auskommen, liefert das letzte Drittel ein Lexikon für Abloh-Fans. Worte, Orte, Marken und Namen, die in seinem Leben eine Rolle spielten, werden erklärt und in Beziehung zu dem Designer gesetzt. So erfährt der Leser wie nebenbei, was es mit den Kabelbindern auf sich hat, welchem Marathonläufer Abloh ein Paar Nike Zoom Fly geschenkt hat, welcher Nike-Schuh im Abloh-Design es ins Museum of Modern Art in New York geschafft hat und was das Wort handmade für ihn bedeutete.
"Virgil Abloh. Nike. ICONS" ist im April 2021 im Taschen Verlag erschienen und kostet 60 Euro.