Ich mag keine Horrorfilme. Mochte ich noch nie. Und selbst beim Tatort grusele ich mich manchmal so sehr, dass ich es nur aushalte, wenn ich mich hinter meinen Händen verstecke. Würde ich mir jedenfalls nie-mals alleine anschauen. Was ich allerdings schon immer sehr gerne geguckt habe – und zwar alleine, mitten in der Nacht, bei Gewitter, ganz egal – sind Dokumentationen über die grausigsten Kriminalfälle der jüngeren Geschichte. Klingt absurd, ergibt aber eigentlich Sinn. Die Geschichten sind die gleichen, die spannenden Wendungen gibt es in beiden Formaten, aber mit einem entscheidenden Unterschied: In einer Dokumentation versucht niemand, mich zu erschrecken. Stattdessen erforschen die Filme mit Sicherheitsabstand die faszinierende Psyche der gefährlichsten Individuen der Welt.
Früher suchtete ich deshalb so Youtube-Klassiker wie "The Girl in the Box", doch spätestens seit dem Riesenerfolg von "Making a Murderer" ist das Genre auch auf Netflix und Co. angekommen. Grund genug, mal bei dem Streaming-Dienst anzufragen, welche Real-Life-Crime-Dokus wir uns auf keinen Fall entgehen lassen dürfen.
#1 Evil Genius

In vier Episoden zu je 45 Minuten erzählt "Evil Genius" die wahre Geschichte eines der spektakulärsten Raubverbrechen der frühen 2000er.
Was genau geschah, ist bis heute nicht zu 100 Prozent geklärt. Allerdings betrat Pizzalieferant Brian Wells am 28. August 2003 mit einer selbst gebauten Waffe und einer Bombe um den Hals eine Bank in Erie im US-Bundesstaat Pennsylvania, um diese auszurauben.
Die Dokumentation zeigt nicht nur was an diesem Tag geschah, sondern beleuchtet auch die Hintergründe der wohl teuflischsten Schnitzeljagd aller Zeiten.
#2 Making a Murderer

"Making a Murderer" ist eine der meist-diskutierten TV-Serien der letzten Jahre. Sie zeigt den Fall des Steven Avery, der 2003 nach 18 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde, nachdem ein DNA-Test bewies, dass er das Verbrechen, das ihm vorgeworfen wurde, nicht begangen hatte.
Keine zwei Jahre später jedoch wurde Avery wieder verhaftet, diesmal wegen des Mordes an einer jungen Fotografin – und schwört bis heute, dass er nichts mit dem Verbrechen zu tun hat.
#3 I am a Killer

Diese Dokuserie schaut hinter die Fassade von Einrichtungen, in denen die angeblich gefährlichsten Verbrecher der USA sitzen: der Todestrakt. In ausführlichen Interviews erzählen die verurteilten Mörder von ihren teils grausamen Verbrechen.
Während einige glauben, zu Unrecht im Gefängnis zu sein, halten andere ihre Strafe für nichts weiter als einen Klaps auf den Handrücken. Gleichzeitig kommen sowohl die Familien der Opfer und Täter, als auch Polizei und Anwälte zu Wort, um ein möglichst komplettes Bild zu liefern.
#4 The Keepers

1969 verschwindet Schwester Cathy Cesnik in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland. Die Nonne war Lehrerin an einer Mädchen-Highschool. Es wird vermutet, dass sie zwei Priester, die ebenfalls an der Schule unterrichteten, im Verdacht hatte, junge Mädchen sexuell zu missbrauchen – und deshalb mundtot gemacht wurde.
Die Serie fragt: Wer brachte Schwester Cathy um? Und war es wirklich "nur" ein Mord, oder steckte eigentlich so viel mehr dahinter?
#5 Captive

Captive auf Netflix
In Genre der echten Kriminalfälle spielt "Captive" definitiv in der Königsklasse. Es geht um echte Entführungsfälle und einige der notorischsten Geiselnahmen der Welt. Erzählt wird in der Regel aus beiden Perspektiven – der, der Täter und der, der Opfer. So kann es beispielsweise passieren, dass ein Entführungsopfer berichtet, sie habe keine Schwäche zeigen wollen und deshalb nie vor ihren Entführern geweint. Eine Minute später erzählt der Täter, er habe sich immer gewundert, warum sie nie weinte. Gänsehaut pur!
Wann gucken? Für diese Serie will man wach sein. Und Zeit haben. Die Folgen sind mit jeweils knapp einer Stunde Spielzeit recht lang.
Für Fans von? "Making a Murderer", "Girls Incarcerated", "Lock Up"
Binge Faktor: ♥♥♥♥ Kann man theoretisch ohne Probleme hintereinander weg schauen.
Im Genre der echten Kriminalfälle spielt "Captive" definitiv in der Königsklasse. Es geht um echte Entführungsfälle und einige der notorischsten Geiselnahmen der Welt. Erzählt wird in der Regel aus beiden Perspektiven – der Täter und der Opfer.
So kann es beispielsweise passieren, dass ein Entführungsopfer berichtet, sie habe keine Schwäche zeigen wollen und deshalb nie vor ihren Entführern geweint. Eine Minute später erzählt der Täter, er habe sich immer gewundert, warum sie nie weinte. Gänsehaut pur!
"Der Mensch Bill Gates": So chaotisch geht es im Kopf des genialen Milliardärs zu

Der Mensch Bill Gates auf Netflix
"Tauchen Sie in den Geist des Milliardärs Bill Gates ein" – so teasert Netflix seine dreiteilige Doku über einen der klügsten Köpfe unserer Zeit an. Aber dieses Versprechen ist ein bisschen irreführend, denn im Gehirn dieser vielschichtigen Persönlichkeit, deren größte Angst es ist, dass ihr Gehirn aufhören könnte zu funktionieren, herrscht Chaos. Das bestätigt Gates' Frau Melinda in einer der Folgen. Dieses Gehirn funktioniere wie ein Mehrkernprozessor, mit dem Gates gleichzeitig Wissen und sein gesellschaftliches Leben verarbeitet. Kurz: Es herrscht zu viel Chaos, um als Zuschauer wirklich einzutauchen in diesen Geist, in dem einfach zu viel auf einmal passiert.
Trotzdem ist "Der Mensch Bill Gates" verdammt fesselnd, zeichnet er doch den Weg des Supernerds vom gerissenen Microsoft-Firmengründer zum Wohltäter und vielleicht weltweit großzügigsten Menschen, der über 28 Milliarden Dollar in seine Stiftung gesteckt hat, um zum Beispiel die Kanalisation in Entwicklungsländern komplett neu zu denken oder Polio auszurotten.
Wann gucken? In zynischen Momenten, in denen ihr mal wieder feststellt: Geld regiert die Welt. Denn wenn es mehr Multimilliardäre wie Gates gäbe, die ähnlich sinnvoll mit ihrem Geld umgehen, wäre es auf einmal gar nicht mehr so schlimm, dass Geld die Welt regiert.
Für Fans von: Tiefgründige und spektakulär aufbereitete Dokus über spannende Persönlichkeiten, siehe z. B. auch: "Trump: An American Dream", "Bobby Kennedy for President" oder "American Playboy: The Hugh Hefner Story".
Binge-Faktor: ♥♥ Aber darum geht es hier auch nicht. Zwar ist "Der Mensch Bill Gates" faszinierend genug, um es durchzubingen – aber die drei Folgen funktionieren auch als drei kleine, für sich stehende Filme.